Mein Leipzig lob ich dir
Eine Lange Nacht über eine tausendjährige Stadt zwischen Größe und Größenwahn
Von Tobias Barth, Lorenz Hoffmann und Hartmut Schade
Regie: Tobias Barth
April 2003: Messestadt, Buchstadt, Musikstadt war Leipzig schon. Nun wollte man auch Olympiastadt werden. Mit Verwunderung, Amüsement und leichter Herablassung verfolgte die Öffentlichkeit die Leipziger Bewerbung für ein Weltsportereignis: Bescheidenheit gepaart mit leichtem Größenwahn. Diese Stadt, die in diesem Jahr ihr Tausendjähriges feiert, die immer stolz war auf ihre weltstädtischen Traditionen, maß sich gern mit den großen Metropolen der Welt, was manchmal - auf dem Gebiet der Literatur im 18./ und dem der Musik im 19. Jahrhundert - tatsächlich gelang. Und so es nicht gelang, hatte man doch wenigstens den Versuch unternommen - wenn nicht Paris, dann war man wenigstens 'Klein-Paris'. Leipzig hat sich in 1000 Jahren immer wieder neu erfunden, zog und zieht seine Kraft aus Visionen und dem Glauben, sie umsetzen zu können. Ob als Welthauptstadt des Buchdrucks und Buchhandels, des Pelzhandels und der Parfümindustrie. In Leipzig wurde der Notendruck erfunden, die erste europäische Ferneisenbahnstrecke gebaut. Hier gönnt man sich das größte Orchester und den größten Denkmalsbau der Welt. In Leipzig gab es den ersten Atomunfall der Geschichte, hier wurde der buddhistische Missionsverein für Deutschland gegründet. Oder wie der Leipziger Kabarettist Bernd-Lutz Lange es ausdrückt: "Wenn man richtig guckt, kommt ja eigentlich alles aus Leipzig."