Wissenschaft im Brennpunkt
Wächter der Weltgesundheit
Ein Frühwarnsystem gegen Ebola
Von Franziska Badenschier
In einem Dorf in Guinea, Westafrika, stirbt ein kleiner Junge. Kurz darauf sind auch die Schwester und die schwangere Mutter tot. Guinea erlebt den Beginn der bislang verheerendsten Ebola-Epidemie - und kaum jemand nimmt Notiz davon. Die Gesundheit der Bevölkerung überwachen und einen Ausbruch erkennen, bevor es zu einer Epidemie oder gar Pandemie kommt: Das ist Surveillance - und hat in Guinea kaum funktioniert. Dabei gibt es Strategien, die wirken: In Uganda wurde 2011 ein Ebola-Fall so schnell erkannt, dass sich niemand weiter angesteckt hat.
Zwei Jahre ist es nun her, dass in Westafrika Ebola ausgebrochen ist. Es ist die schlimmste Ebola-Epidemie, die es je gab. Immer wieder heißt es: Die Weltgesundheitsorganisation hat versagt, weil sie den Ausbruch heruntergespielt, erst zu spät und dann falsch reagiert hat; auch die internationale Gemeinschaft hat den Ausbruch lange Zeit nicht ernst genommen. Doch was bei all dieser Kritik vergessen wird: Damit irgendjemand überhaupt auf den Ausbruch einer Seuche reagieren kann, muss dieser Ausbruch irgendwo im Nirgendwo erst einmal erkannt werden. Und dann muss diese Information Menschen und Organisationen erreichen, die reagieren können. Dafür sind Menschen und Maschinen nötig, Verantwortung und Wachsamkeit.
Die Rekonstruktion der Informationskette in Guinea offenbart, warum es so lange gedauert hat, bis Ebola erkannt wurde: Die Dorfbewohner glauben an einen Fluch; der Dorfmediziner ist nicht da; ein Krankenhaus-Laborant scheut sich, dem Chef weitere Tests vorzuschlagen; Mitarbeiter im lokalen Gesundheitsamt vermuten Cholera, gehen aber diesem Verdacht kaum nach; das Lokalradio traut sich nicht zu recherchieren; in der lokalen Presse gab es Hinweise, doch die Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums ignorieren sie.
In Uganda hingegen gelangt die Gesundheitsstatistik vom kleinsten Dorf via Handy in eine Datenbank und von dort in die Hauptstadt; Im Gesundheitsministerium in Kampala setzt man sogar auf Gerüchte und Twitter, um ungewöhnliche Kranke und Tote aufzuspüren. Mit Erfolg.