Regina Renata
Vom Wiedererstehen einer Hamburger Orgellegende
Von Bernd Heyder
"Ich dachte, diese Kunst wäre gestorben, ich sehe aber, daß sie in Ihnen noch lebet", kommentierte Johann Adam Reincken, der alte Organist an der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen, Johann Sebastian Bachs Gastspiel dortselbst im Jahr 1720. Reinckens grandioses viermanualiges Dienstinstrument aus dem 17. Jahrhundert überdauerte die Zeitläufte relativ unbeschadet - bis es 1943 mit der Kirche einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Nun konnte im Juni 2013 an gleicher Stelle eine Rekonstruktion der alten Orgel eingeweiht werden, die sich seit kurzem auch auf einer ersten CD als 'Regina renata' präsentiert. Aber ist hier wirklich eine 'Königin wiedergeboren' oder doch etwas Neues entstanden? Und stellt das Instrument, das die Orgelbaufirma Flentrop auf Grundlage der etwa 500 erhaltenen historischen Pfeifen erschaffen hat, tatsächlich jene 'Orgel für Bach', die von der prominent besetzten Hamburger 'Stiftung Johann Sebastian' als Motor des Projektes beworben wird? Wie sinnvoll ist es überhaupt, heutzutage mit einem Aufwand von ca. drei Millionen Euro ein 'Hightech-Instrument aus dem Frühbarock' herzustellen, vor allem, wenn sich wenige hundert Meter weiter in einer ähnlich bedeutenden Kirche - St. Jakobi - eine vergleichbare historische Orgel findet? Die Musikszene sucht Antworten bei Befürwortern und Kritikern des Projektes - und lässt natürlich auch das neue alte Instrument selbst sprechen.