Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
Klaviersonaten von Alexander Mossolow
Thomas Günther, Klavier
Aufnahme vom März 2012
Mossolows Sonaten sind explosiv, eruptiv, im Ablauf mitunter sprunghaft bis chaotisch, sie eigen dynamisch als auch emotional zu Extremen. Die geschmähte „Subjektivität“ der Romantiker wird durch eine „Objektivität“ aus kompakt dissonanter Klanglichkeit, Maschinenästhetik, Urbanität ersetzt, hinter der jedoch ein höchst leidenschaftlicher Charakter erkennbar ist. Einige Interpreten, die in den 1980erund 1990er-Jahren Mossolow wieder entdeckten, waren so von der Idee des „Maschinellen“ bei diesem Komponisten gefangen, dass sie die in seinen Werken gleichfall vorhandenen leiseren Töne geradezu ignorierten, eindeutigen dynamischen Vorschriften zum Trotz. In Thomas Günthers neuer Einspielung im Deutschlandfunk Kammermusiksaal zeigt sich, dass die Werke eine ungeahnte Qualität entwickeln, wenn ein empathischer Interpret in der Lage ist, das Zwingende, die unerbittliche Konsequenz im Ablauf darzustellen, quasi das Drama sinnfällig zu „inszenieren“. Alle vier Klaviersonaten entstanden in dem engen Zeitraum zwischen 1923 und 1925. Mossolow änderte allerdings im Nachhinein ihre Nummerierung.