Charme und visionäre Kraft
Leonard Bernstein (1918 - 1990) und seine Zeit als Dirigent in New York
Von Christoph Vratz
Wie bei vielen namhaften Musikern, so verhalf auch Leonard Bernstein ein unerwartetes Einspringer-Konzert zum großen Durchbruch. Im November 1943 sollte Bruno Walter die New Yorker Philharmoniker dirigieren. Doch eine Grippe hatte ihn außer Gefecht gesetzt, sodass schließlich der 25-jährige Bernstein als musikalischer Nobody das Podium betrat, ohne eine einzige Probe mit dem Orchester gehabt zu haben. Das Konzert, das im nationalen Rundfunk übertragen wurde, galt schnell als Sensation. Der Debütant wurde prompt mit einer Assistenten-Stelle bei den New Yorkern belohnt. 1958 erkor man ihn dann als Nachfolger von Dmitri Mitropoulos zum neuen Chefdirigenten. Elf Jahre blieb Bernstein diesem Amt treu, rund tausend Konzerte leitete er. Diese Zeit ist, auch dank seines rasant wachsenden Repertoires, reichhaltig auf Schallplatte dokumentiert. Zu Bernsteins Pionierleistungen zählt in den 60er-Jahren die erste Einspielung aller Sinfonien von Gustav Mahler. Der Komponist und Pianist Bernstein trat dadurch ein wenig in den Hintergrund.