Plaudern gehört zum Handwerk
Klassische Musiker als Medienvirtuosen
Von Dagmar Penzlin
In Zeiten von Web 2.0 und einem schwindenden Bildungsbürgertum gilt auch in der Klassik-Branche: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold. Hauptsache, man bleibt im Gespräch - als Person mit Profil und Privatleben. Da darf es gerne menscheln. Marketing-Strategen setzen bei ihren Klassik-Schützlingen schon seit über einem Jahrzehnt verstärkt auf Personalisierung: Inspiriert von dem, was im Pop-Geschäft gut funktioniert, sollten auch klassische Musiker ihr ganz
eigenes Image pflegen, zur Marke werden. So tummeln sie sich auf allen Plattformen der sozialen Medien, lassen jedermann per Facebook und Twitter teilhaben an ihrem Leben, an ihren Erkenntnissen und rühren mehr oder weniger offensiv die Werbetrommel für ihre Arbeit. Manche engagieren Fachleute dafür, andere werden selbst zu Medienprofis. Plaudern gehört heute zum Musiker-Handwerk. Doch wie lässt sich das alles vereinbaren mit der Konzentration, die Musizieren auf Spitzenniveau erfordert?