Donnerstag, 28. März 2024

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Programm: Vor- und RückschauSonntag, 22.03.2020

  • 00:05 Uhr

    Beim Erbfeind auf der Bühne
    Die Lange Nacht über deutsche Unterhaltungskünstler im Pariser Exil
    Von Peter Mayer
    Regie: Claudia Mützelfeldt

    So etwas hatten die Nachtschwärmer im Pariser Cabaret ,Le Boeuf sur le Toit' noch nicht gehört: Eine deutsche Chansonsängerin trug Bert Brechts Ballade vom Gauner Sourabaya-Johnny vor. Marianne Oswald hieß die unbekannte Künstlerin. Aus Furcht vor den Nazis hatte sie sich schon Anfang der 30er-Jahre aus Berlin abgesetzt und Zuflucht in Paris gefunden, das für sie Exil und Sehnsuchtsort zugleich war. Marianne Oswald machte Karriere, was nur wenigen vor den Nazis geflohenen deutschen Bühnenkünstlern gelang. Die meisten lebten von Almosen sozialer Hilfsorganisationen, mussten sich von der Pariser Ausländerbehörde schikanieren lassen und präsentierten auf Kleinkunstbühnen für Exilanten wehmutsvolle Erinnerungsprogramme an Wien oder Berlin. Deutschen Komponisten machten zum Teil militant fremdenfeindliche französische Kollegen das Leben schwer. Dennoch hatten auch einige andere Erfolg wie Ralph Erwin, der Schönberg-Schüler Rudolph Goehr, Norbert Glanzberg oder das Duo Bert Reisfeld und Rolf Marbot. Als die Deutschen Frankreich besetzt hatten, flohen viele Künstler aus ihrem Emigrationsland Frankreich, tauchten unter oder verloren ihr Leben wie Ralph Erwin. Marianne Oswald war Anfang 1939 in die USA gegangen und erst 1946 zurückgekehrt. Nur noch selten stand sie danach auf der Bühne. Sie schrieb Drehbücher, war Filmproduzentin und engagierte sich für die Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen. Am 25. Februar 1985 ist sie gestorben.

  • 02:05 Uhr
    02:07 Uhr   Klassik live

    Kammermusikfest ,Spannungen' 2019

    Arnold Schönberg
    Kammersinfonie Nr. 1 E-Dur, op. 9

    Felix Mendelssohn Bartholdy
    ,Ein Sommernachtstraum', op. 61

    Andrea Lieberknecht, Flöte
    Céline Moinet, Oboe
    Viola Wilmsen, Oboe
    Nicola Jürgensen, Klarinette
    Sharon Kam, Klarinette
    Kristian Katzenberger, Horn
    Zora Slokar, Horn
    Theo Plath, Fagott
    Dag Jensen, Fagott
    Florian Donderer, Violine
    Tana Tetzlaff, Violoncello
    Charles DeRamus, Kontrabass
    Enrico Pace, Klavier

    Aufnahme vom 27.6.2019 aus dem Wasserkraftwerk Heimbach

    03:05 Uhr   Heimwerk

    Erich Wolfgang Korngold
    ,Viel Lärm um nichts'. Suite aus der Schauspielmusik, op. 11. Bearbeitet für Violine und Klavier

    Stan Golestan
    Sonate für Violine und Klavier Es-Dur

    Ioana Cristina Goicea, Violine
    Andrei Banciu, Klavier

  • 06:05 Uhr

    Folgen der Corona-Krise - Vorteil China

  • 06:10 Uhr

    Nicolaus Vetter
    'Jesu, meine Freude'. Partita
    Rainer Goede, Orgel

    Johann Philipp Krieger
    'Ihr Christen, freuet euch'. Kantate für Sopran, Bass, Violine, Viola da gamba und Basso continuo
    Heidrun Luchterhandt, Sopran
    Christfried Biebrach, Bass
    Hamburger Ratsmusik
    Leitung: Simone Eckert

    Johann Sebastian Bach
    'Jesu meine Freude'. Motette für fünfstimmigen Chor, BWV 227
    Gli Angeli Geneve
    Leitung: Stephan MacLeod

    Felix Mendelssohn Bartholdy
    Präludium und Fuge für Orgel d-Moll, op. 37 Nr. 3
    Ludger Lohmann, Orgel

  • 07:05 Uhr

    Aktuelles aus Kultur und Zeitgeschehen

    Coronakrise: Italien schließt alle nicht versorgungsrelevanten Betriebe

    Was ist Autorität? Ein Interview mit dem Philosophen Micha Gläser

    Corona und der Einbruch des Unverfügbaren - Ein Interview mit dem Soziologen Hartmut Rosa

    Auszüge aus den Feuilletons der Woche

    Krisensituationen und Rechtsextremismus - Ein Interview mit dem Sozialpsychologen Andreas Zick

    Denk ich an Deutschland: der Schriftsteller Peter Prange

    Am Mikrofon: Manfred Götzke

  • 08:35 Uhr

    Religiöses Wort
    "Sie können mich töten, aber nicht die Stimme der Gerechtigkeit." Vor 40 Jahren starb Oscar Romero
    Von Ina Rottscheidt
    Katholische Kirche

  • 08:50 Uhr

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

  • 09:05 Uhr

    Vor 75 Jahren: Die Arabische Liga wird gegründet

  • 09:30 Uhr

    Sex, Dschinn, Religion
    1001 Nacht gegen 114 Suren?
    Von Dalila Zouaoui-Becker

    Orgien, Homosexualität, Aphrodisiaka und ein Gott, der alles lächelnd billigt: Durch die Geschichten aus 1001 Nacht weht der radikale Wind der Freiheit. Aber können sie einen Gegenentwurf zum herrschenden Islam darstellen? Die Geschichten aus ,Tausendundeiner Nacht’ begleiten die Autorin und Übersetzerin Dalila Zouaoui-Becker schon von Kindesbeinen an, und noch heute staunt sie über die freie Welt der Erzählerin Scheherazade. Diese Welt war stets zu liberal für religiöse Fundamentalisten, die nie aufgehört haben, das satanische Werk zu bekämpfen. 1985 wurde es beispielsweise auf Geheiß der Muslimbrüder öffentlich in Kairo verbrannt. Gerade in Zeiten wie den unsrigen, in denen der islamistische Extremismus das Thema Religion wieder in den Vordergrund gerückt hat, wird die Botschaft der Scheherazade umso dringlicher. Deutlicher denn je zeigt sich ihre ungeheure Sprengkraft, aber auch ihre tiefe Weisheit. Es lohnt sich zuzuhören, wenn die berühmte Erzählerin dabei hilft, manche Fragen zu beantworten: Lässt sich die tolerante und hedonistische Botschaft von ,Tausendundeiner Nacht’ wirklich als ein Anti-Koran verstehen? Wie löst man den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Motto genießen und genießen lassen und der Anbetung Allahs? Wie islamisch überhaupt sind die arabischen Erzählungen? Kann man Gott selbst gegen Gotteskämpfer in Stellung bringen, also die Religion selbst als Waffe gegen die Religion und ihre Exzesse benutzen? Schafft das die Literatur oder letzten Endes doch nur ein religiöser Schlüsseltext? Fragen, die sich auch das Abendland stellen muss. In der westlichen Welt haben geschönte und gekürzte Versionen des Werks dafür gesorgt, dass es seiner Sprengkraft beraubt wurde und völlig zu Unrecht als bloße Märchensammlung galt. Damit halten die Erzählungen aus ,Tausendundeiner Nacht’ dem Orient wie dem Okzident einen Spiegel vor und zeigen, wie Gesellschaften die eigene Geschichte und fremde Kulturen über zentrale Texte wahrnehmen. Dalila Zouaoui-Becker ist Übersetzerin und freie Autorin. Sie lebt in Köln und schreibt über Sprachen, Literatur und Religion(en), u.a.: ,Homère l’Oriental’ im französischen Onlinemagazin ,Orient XXI’ (2017). Außerdem Vorträge über Sprache, Literatur und Religion am Romanischen Seminar der Universität Köln.

  • 10:05 Uhr

    Übertragung aus der Evangelisch-Freikirchlichen Auferstehungskirche in Bremen-Lesum
    Predigt: EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm
    Evangelische Kirche

  • 11:05 Uhr

    Tobias Hans, CDU, Ministerpräsident des Saarlandes

  • 11:30 Uhr

    Reisenotizen aus Deutschland und der Welt

    Die Zeiten überdauert
    Wie Schloss Waldau in Nisowje (Gebiet Kaliningrad) restauriert wird

    Ohne Ende Michael
    Garmisch-Partenkirchen und sein literarischer Sohn Michael Ende

    Wildschwein mit Jazz und Wacholder
    Das Festival „365 Algarve“ im Süden Portugals

    Picknick mit Bären
    Im belgischen UNESCO Global Geopark Famenne-Ardenne

    Am Mikrofon: Andreas Stopp

  • 13:30 Uhr

    Musik und Fragen zur Person
    Die Geigerin Carolin Widmann im Gespräch mit Maja Ellmenreich

    Ihr Instrument sei für sie wie ein Familienmitglied, sagt Carolin Widmann. Die wertvolle Geige aus dem Jahr 1782 trage geradezu menschliche Züge. Widmann und ihre Guadagnini treten weltweit auf großen Konzertpodien auf: mit Geigenklassikern, aber auch mit zeitgenössischen Werken, die eigens für Widmann komponiert wurden. Carolin Widmann macht keinen Unterscheid zwischen alter und neuer Musik. Sie entscheidet sich für gute Musik. Dafür wurde sie schon vielfach ausgezeichnet: 2017 etwa mit dem Bayerischen Staatspreis für Musik. 2013 wurde sie zur ,Musikerin des Jahres’ der International Classical Music Awards gekürt. Geboren wurde Carolin Widmann 1976 in München. Sie studierte bei Igor Ozim in Köln, Michèle Auclair in Boston und David Takeno in London. Zuallererst erkundete Carolin Widmann die Welt der Musik jedoch mit ihrem Bruder, dem Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann. Werke von ihm hat sie bereits uraufgeführt. Sie tritt als Solistin mit namhaften Orchestern auf, spielt Kammermusik mit befreundeten Interpreten und gibt Solo-Abende. Seit 2006 ist sie zudem Professorin an der Leipziger Musikhochschule ‚Felix Mendelssohn Bartholdy‘.

  • 15:05 Uhr

    Das wird jetzt ein bisschen wehtun
    Die akustischen Herausforderungen der Barbara Morgenstern
    Von Fabian Elsäßer

    Sie selbst sagt über ihre Musik, diese solle die Hörerinnen und Hörer schon auch mal fordern, vielleicht auch anstrengen. Gleichwohl macht Barbara Morgenstern keine Experimentalmusik oder Klangkunst - ihre Songs haben Struktur, Melodie, Rhythmus und oft deutsche Texte. Aber sie haben eben auch mal Überlänge oder klingen dissonant und sperrig. Das undeutliche Etikett ,Elektropop’ passt noch am ehesten, da Morgenstern analoge Instrumente mit programmierten Klängen verbindet. Live kann das bedeuten, dass sie Klavier spielt, Musik vom Computer zuspielt und sich sonst lediglich von einem Baritonsaxofon begleiten lässt. Neben gut einem Dutzend eigener Alben arbeitet sie auch für andere Künstler und hat zum Beispiel die Musik für ein Theaterstück mit Tourette-Kranken beigesteuert. Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Musikgeschäft bleibt die Künstlerin aus Hagen dennoch ein Fall für Kenner und ist im Ausland bekannter als hierzulande. Eine Werkschau.

  • 16:10 Uhr

    Buch der Woche

    Lutz Seiler: „Stern 111“
    (Suhrkamp Verlag, Berlin)
    Ein Beitrag von Christoph Schröder

    Am Mikrofon: Hubert Winkels

  • 16:30 Uhr

    Wissenschaft im Brennpunkt
    Ohne Geld keine Heilung
    Tuberkulose zwischen Fortschritt und Finanzierungslücke
    Von Volkart Wildermuth

    Weißrussland hat weltweit die höchste Rate an multiresistenter Tuberkulose. Neue, gut verträgliche Medikamente versprechen jetzt Heilung. Doch das hat seinen Preis. Derzeit übernimmt der Global Fund die Kosten. Schon bald aber wird Weißrussland auf sich allein gestellt sein. Und von Mosambik, einem der ärmsten Länder der Welt, erwartet der Global Fund Zuzahlungen. Ärzte ohne Grenzen warnt: Finanzierungslücken könnten Lücken in der Behandlung verursachen, die dann vielleicht wieder zu neuen Resistenzen führen und das TB-Programm weit zurückwerfen. Die Staatengemeinschaft muss jetzt alles richtig machen, dann hat sie eine Chance, den Kampf gegen die Tuberkulose zu gewinnen.

  • 17:05 Uhr

    Debatten und Dokumente

    Kultur in Zeiten von Corona und danach. Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele im Gespräch mit Anja Reinhardt

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    Freiheit adé? Zu den gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie

    The show must go on - Die Kunstmesse Art Basel Hongkong präsentiert sich im Netz

    Porträts der Moderne - Die Fotografin Berenice Abbott in der SK-Stiftung Köln

    "Harte Jahre" - Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa über seinen neuen Roman

    Reihe „Endlich mal erklärt“:- Was bedeutet "Postdramatik"?

    Am Mikrofon: Mascha Drost

  • 18:40 Uhr

    Späte Einsicht, wenig Geld - Die Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter

  • 20:05 Uhr

    Reihe ,Leibkultur - Vom Körper' (4/5)
    Der zerbrochene Spiegel
    Über die Angst vor der Hässlichkeit
    Von Uta Rüenauver
    Regie: Susanne Krings
    Produktion: Dlf 2020
    (Teil 5 am 29.3.2020)

    Wir leben in (selbst-)bildversessenen Zeiten. Durch die Selfie-Manie auf Instagram, Snapchat und WhatsApp wird das eigene Aussehen wichtiger als je zuvor. Aber der Blick in die Kamera und den Spiegel fällt nicht jedem leicht. Die Angst vor der vermeintlichen Hässlichkeit nimmt zu und kann auch krankhafte Züge annehmen. Kein Selbstbewusstsein ohne Selbstbild - und dafür ist der Blick in den Spiegel unerlässlich. Er liefert uns ein vermeintlich objektives Bild von uns: Wie wir uns im Spiegel sehen, so sehen uns wohl auch die anderen. Doch der Blick in den Spiegel ist trügerisch. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Die Hässlichkeit ebenso. Und so blickt einem aus dem Spiegel mitunter ein Monster entgegen. Der Betrachter sieht ein niederschmetterndes Bild von sich, das nur er sieht, von dem er aber glaubt, alle anderen sähen es auch. Im Netz werden Bilder vielfach inszeniert und bearbeitet und bleiben doch oft zurück hinter dem angestrebten Ideal. Kein Wunder, dass Psychiatrie und Psychologie vermehrt eine körperdysmorphe Störung diagnostizieren: die Angst vor Hässlichkeit.

  • 21:05 Uhr

    Ludwigsburger Schlossfestspiele 2019

    Claudio Monteverdi
    Madrigale aus den Büchern I - VIII
    Collegium Vocale Gent
    Leitung: Philippe Herreweghe

    Aufnahme vom 11.5.2019 aus der Evangelischen Stadtkirche Ludwigsburg

    Am Mikrofon: Bernd Heyder

    Claudio Monteverdi verkörpert wie kein anderer Komponist die Wende von der Renaissance zum Barock. Welche Innovationskraft bis heute in seiner Musik steckt, das lässt sich gerade an den Madrigalen ablesen, die er vom Jugendalter bis kurz vor seinem Tod 1643 verfasste. In acht Büchern brachte er über eine Spanne von mehr als fünf Jahrzehnten diese mehrstimmigen Vertonungen weltlicher Dichtungen heraus, die den Wandel des Menschenbildes in dieser Zeit hörbar machen. Sich allmählich von der Ratio der Renaissance lösend, lotet Monteverdi in seinen Vertonungen die Tiefe menschlicher Emotionen aus. In der Ludwigsburger Stadtkirche brachten Philippe Herreweghe und sein Collegium Vocale Gent ihren Querschnitt durch dieses ergreifende Opus mit je sechs Vokal- und Instrumentalstimmen feinsinnig zum Klingen.

  • 23:30 Uhr

    Stillstand, Unsicherheit, Heimarbeit - wie die Coronakrise den Spitzensport beutelt

    Mit
    Nadine Apetz, aktive Boxerin und Athletensprecherin des Deutschen Boxsport-Verbandes,
    Niko Kappel, aktiver Kugelstoßer, Goldmedaillengewinner bei den Paralympics in Rio sowie
    Martin Przondziono Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten SC Paderborn.

    Die Fragen stellt Marina Schweizer.