Unverstellt klar
Der Pianist Friedrich Gulda (1930-2000)
Von Christoph Vratz
Einzwängen ließ er sich nie. Zu einer Zeit, als seine Kollegen im Frack auf die Bühne traten, bevorzugte Friedrich Gulda Jeans, Pulli und ein Käppi auf dem Kopf. Dem gediegenen Konzertbetrieb hatte er auf seine Weise den Kampf angesagt: Gulda spielte, wann und wo es ihm gerade passte. Auch die Klassik war ihm zu eng, er liebte ebenso den Jazz und das Komponieren. Vor 90 Jahren, am 16. Mai 1930, wurde Gulda in Wien geboren. Bekannt geblieben ist er vor allem als Beethoven-Interpret. Dreimal hat er den Zyklus der 32 Klaviersonaten aufgenommen. Gulda, der alles Süßliche kategorisch mied, spielt mit bestechender Logik und ungetrübter Klarheit. Sein geniales Gespür für dramatische Zusammenhänge und seine Absage an alles Romantisierende zeigen, dass Gulda nie irgendwelchen Moden oder Weltanschauungen nachhing. Er interessierte sich für das, was er als wahrhaftig empfand.