Mütter und Töchter
Die Lange Nacht einer besonderen Beziehung
Von Gesine Schmidt
Regie: Beate Andres
Alle Frauen werden wie ihre Mütter, das ist ihre Tragödie (Oscar Wilde). Kaum eine Beziehung ist so ambivalent und bietet so viel Zündstoff, wie die Mutter aller Beziehungen: die Mutter-Tochter-Beziehung. Nicht alle Frauen werden Mütter, aber alle sind Töchter und Töchter haben Mütter. Und wenn sie unter sich sind, geht es nicht hauptsächlich um die Männer, sondern um die längste Zweierbeziehung des Lebens. „Es ist wie ein riesiges Gespenst, das sich plötzlich auf einen stürzt, wenn man die Tür zum Kinderzimmer öffnet, denn es ist und bleibt die Tür zum Kinderzimmer, auch wenn man es längst vergessen hat. Hört man denn nie auf, Mutter und Tochter zu sein?“, fragt Eva ihren Mann in Ingmar Bergmans ‚Herbstsonate‘. „Einige schaffen es vielleicht“, lautet seine verzagte Antwort. Die Mutter ist die allererste Bindung, die erste große Liebe, das Rollenvorbild, und sie prägt zeitlebens die Körperlichkeit und das Gefühlsleben einer Frau. „Nur wenn die Tochter ihren Weg zwischen dem Hass auf das Mutterobjekt einerseits und der totalen Verschmelzung andererseits findet, gelangt sie zu einer befriedigenden Weiblichkeit.“, schreibt die Analytikerin Hendrika Halberstadt-Freud. Eine tragikomische, reale und fiktionale ‚Lange Nacht‘ über die emotionalen Achterbahnfahrten zwischen Müttern und Töchtern.