Das Bildungsmagazin
Lernen bis zum Umfallen
Reportagen vom vermutlich härtesten Abitur der Welt, dem „Gaokao“ in China
Am Mikrofon: Manfred Götzke
Lernen bis zum Umfallen
Reportagen vom vermutlich härtesten Abitur der Welt, dem „Gaokao“ in China
Einmal im Jahr, immer im Juni, stehen Millionen chinesischer Schülerinnen und Schülern vor der wichtigsten Prüfung ihres Lebens. An zwei Tagen müssen sie den gefürchteten Abschlusstest Gaokao bestehen, was übersetzt soviel bedeutet wie „Hoher Test“. Er ermöglicht, so wie in Deutschland das Abitur, den Zugang zur Universität und gilt in China als besonders streng. Schon wenige Punkte entscheiden darüber, ob der Schüler eine renommierte Hochschule besuchen darf oder in einer Mittelklasse-Uni landet. Dabei stehen neun Millionen Jugendlichen etwa sieben Millionen Studienplätzen gegenüber. Die Konkurrenz ist also groß und deshalb wird schon Wochen und Monate im Voraus gelernt, gelernt, gelernt. Eine regelrechte Tour der Leiden beginnt, denn der Gaokao ist nicht nur die Eintrittskarte zum Studium, sondern auch die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. "Chinesische Eltern wollen immer, dass die Kinder es auf eine noch bessere Grundschule schaffen, eine noch bessere Oberschule, eine noch bessere Universität. Das entscheidet darüber, ob man später einen guten Job findet und eine gute Zukunft hat. China hat zu viele Menschen. Wenn ich nicht eine der Besten bin, kann ich nicht Fuß fassen in dieser sich schnell verändernden Gesellschaft." So wie die 18-jährige Schülerin Wu Zihan sehen es die meisten ihrer Altersgenossen in China. Fleiß und Zielstrebigkeit sind die Attribute, die ein erfolgreiches Leben versprechen. Entsprechend angespannt und fokussiert laufen die Vorbereitungen für diese wichtige Abschlussprüfung. Rund um Schulen werden sogar Bauarbeiten gestoppt und Straßen gesperrt, damit kein Lärm die Konzentration stört. Selbst auf dem Land, wo Schulen oft in einem katastrophalen Zustand sind, richtet sich alles auf diese entscheidende Prüfung aus. Doch gegen diesen Stress und Drill regt sich Widerstand. In den letzten Jahren vermeldet die Gaokao-Prüfung sinkende Teilnehmerzahlen, es wird über ein alternatives Prüfungssystem nachgedacht und auch über alternative Schulpädagogik. Der Gaokao raube den Schülern Neugier, Kreativität und ihre Kindheit, bemängeln Kritiker und fordern, dass sich das Land auch in seiner Bildung moderner aufstellt.
In einer Sonderausgabe am Pfingstmontag berichten in Campus & Karriere die beiden China-Korrespondenten Ruth Kirchner und Markus Rimmele über diese härteste Schulprüfung der Welt.