Diminuendo doloroso - Über die Zukunft der Kammerorchester
Von Georg Waßmuth
In der deutschen Orchesterlandschaft nehmen die sieben professionellen Kammerorchester eine Sonderrolle ein. Als reine Streicherensembles ohne Bläser
und Schlagwerk haben sie sich zumeist erst nach dem Zweiten Weltkrieg formiert. Damals brauchte man dringend wendige und flexible Klangkörper, um die
ungeheuer große Nachfrage nach Konzerten landauf, landab abzudecken. Persönlichkeiten wie der legendäre Gründer des Stuttgarter Kammerorchesters, Karl Münchinger, oder Jörg Faerber beim Württembergischen Kammerorchester Heilbronn führten ihre kleinen Streicherensembles zu Weltruhm. Heute ist die Situation eine völlig andere. Die freie Szene macht mit ihren zahlreichen Ensembles den traditionellen Kammerorchestern mächtig Konkurrenz und erobert sich künstlerisch die Deutungshoheit. Auf dem Konzertmarkt hat so ein Verdrängungswettbewerb eingesetzt und die Kammerorchester laufen Gefahr, zum Auslaufmodell zu werden.