Frühe Gesamteinspielungen der Opern von Christoph Willibald Gluck
Von Helga Heyder-Späth
Heute stehen seine Bühnenwerke eher selten auf dem Spielplan. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts jedoch war Christoph Willibald Gluck ein Star. Ohne alte Traditionen gänzlich über Bord zu werfen, gab er dem Musiktheater eine neue Richtung, weg von der überbordenden Virtuosenkunst, hin zu einem "Théatre lyrique", in dem Wort und Musik wieder mehr zusammenspielen, um von wirklichen Leidenschaften und menschlichen Dramen zu erzählen. Besonders eindringlich gelingt Gluck dies in der Oper "Orfeo ed Euridice" von 1762 , bei der ihm Ranieri de’ Calzabigi als Dichter zur Seite steht. Dessen einfühlsame Libretti hätten es überhaupt erst ermöglicht, die großen Leidenschaften auszudrücken, betonte Gluck 1773 im "Mercure de France". Der Anreiz, seine abendfüllenden Opern in ganzer Länge einzuspielen, wuchs, als sich Mitte des 20. Jahrhunderts die Langspielplatte durchsetzte. Dirigenten wie Nino Sanzogno, Hans Rosbaud, Karl Richter und Václav Neumann machten auf diese Weise die dramatische Qualität von Glucks Musik einem breiteren Publikum zugänglich.