Jenseits der Kulturpaläste
Klänge aus Thessaloniki
Von Barbara Eckle
Bei Thessaloniki denkt man sofort an ,Rembetiko’, an Lieder von Gaunern und kleinen Leuten, gesungen in Tavernen und Haschischhöhlen. Die zweitgrößte Stadt Griechenlands kennt aber nicht nur Folklore, sie verfügt ebenso über ein Opernhaus, ein Sinfonieorchester, ein Ensemble für Neue Musik. Die Blütezeit liegt in der Vergangenheit: Einst Handelsmetropole und Meltingpot zwischen Ost und West, war das multi-kulturelle, multi-religiöse Thessaloniki ein intellektuelles und ökonomisches Zentrum. Man nannte es Hauptstadt der Flüchtlinge, manchmal sogar Jerusalem des Balkans. Heute leidet das kulturelle Leben der Stadt unter Sparzwängen, seit 2000 schmückt allerdings auch ein großer moderner Konzertsaal die Wasserfront. Das musikalische Herz dieser Stadt, die die ersten sozialistischen Bewegungen Griechenlands hervorgebracht hat, schlägt jenseits der Kulturpaläste. In den 80er-Jahren machte die Improvisationsszene von sich reden, später eine unabhängige Rockmusikszene. Charakteristisch ist heute eine neuartige Musik, die aus der lebendigen Begegnung zahlreicher Flüchtlinge und Einwanderer lebt.