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Programm: Vor- und RückschauSamstag, 05.09.2020

  • 00:05 Uhr

    Ursula
    Ein Mädchen verschwindet (1/6)
    Von Katja Paysen-Petersen
    Produktion: BR 2019
    Am Mikrofon: Pascal Fischer
    (Teil 2 am 12.9.2020)

    Herbst 1981 in Oberbayern, am Ammersee: Die zehnjährige Ursula Herrmann radelt von ihrer Cousine nach Hause. Doch da wird sie nie ankommen. Die Entführung der Ursula Herrmann ist einer der bekanntesten Kriminalfälle der deutschen Geschichte. Die Tat ist grausig. Unbekannte entführen sie, sperren sie in eine Kiste und vergraben diese im Wald. Fast 30 Jahre dauert es, bis einer der allerersten Verdächtigen für die Entführung verurteilt wird. 38 Jahre später erinnert sich Ursulas Bruder Michael an ihr Verschwinden. Er glaubt nicht, dass der Richtige im Gefängnis sitzt. Und tut alles, um den Fall wieder in Gang zu bringen. Katja Paysen-Petersen hat den Fall mit Aktenrecherche, Interviews und Ortsbegehungen in ihrer Radiodoku aufgerollt.

  • 01:05 Uhr

    Lied & Chanson
    Zu Gast: Grant-Lee Phillips
    Liederbestenliste: die Platzierungen im September
    Global Sound: neue internationale Singer-Songwriter-Alben
    Original im Ohr: ungewöhnliche Coverversionen
    Am Mikrofon: Anna-Bianca Krause

    Grant-Lee Phillips, Kalifornier mit Cherokee-Wurzeln, ist ein scharfer Beobachter der US-amerikanischen Gesellschaft, ein brillanter Songwriter und charismatischer Sänger. Schon für seine Band Grant Lee Buffalo schrieb er Liedtexte mit gravierenden Inhalten, z.B. über den Golfkrieg oder Rassismus. Daran hat sich auch seit Beginn seiner Solokarriere 1999 wenig geändert. Phillips, der auch Soundtrack-Komponist und bildender Künstler ist, hatte seinen großen Durchbruch erst mit dem Fernsehen: als Stadt-Troubadour in der Serie „Gilmore Girls“, wo er im fiktiven Provinzort Stars Hollow mit eigenen und gecoverten Liedern die Geschichten von Tochter und Mutter Gilmore musikalisch begleitete.

  • 06:05 Uhr

    Mob am Reichstag - Demokratie ist stärker

  • 06:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Reportagen

    08:50 Uhr   Presseschau

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

    Am Mikrofon: Dirk Müller

  • 09:05 Uhr

    Vor 60 Jahren: Léopold Sédar Senghor wird der erste Staatspräsident des Senegal

  • 09:10 Uhr

    Ganz schön mutig - mit dem Fahrrad durch Berlin

    Am Mikrofon: Claudia van Laak und Frank Capellan

    In der Corona-Pandemie sind mehr Menschen aufs Rad gestiegen, auch in Berlin hat der Fahrradverkehr drastisch zugenommen. Und viele haben gemerkt, dass es mit der groß angekündigten Mobilitätswende des rot-rot-grünen Senats nicht so weit her ist. Das Gesetz ist da, das Geld auch, aber auf der Straße ist bislang nur wenig zu spüren von neuen, sicheren Radwegen. Allein in diesem Jahr wurden bereits 15 Radfahrerinnen und Radfahrer getötet. Unsere Berliner Korrespondenten und passionierten Radler Claudia van Laak und Frank Capellan testen die Straßen der Hauptstadt, sprechen mit der grünen Verkehrssenatorin Regine Günther über ihre Radpolitik und mit einem Spediteur über LKW-Abbiegeassistenten, testen Pop-up-Radwege und suchen vergeblich eine Abstellmöglichkeit für ihre Fahrräder am Hauptbahnhof.

  • 10:05 Uhr

    Am Mikrofon: Der Hornist Klaus Wallendorf

    Der Solo-Hornist, der sich selbst als Gebrauchslyriker, Gelegenheitsliterat und halboffiziellen Entertainer bezeichnet, wurde 1948 im Thüringer Wald am bundesweiten „Tag der Hausmusik“ geboren, also am 22. November. Nach Lehr- und Wanderjahren in verschiedenen Orchestern wurde Wallendorf 1980 festes Mitglied der Berliner Philharmoniker. Zum Abschied bekam er dort nach 27 Dienstjahren den Posten „Haus-Poet auf Lebenszeit“. Seit 1985 ist Klaus Wallendorf beim Blechbläserensemble German Brass aktiv. In den Konzerten bereichert er bis heute als Moderator die Spielpausen mit musikalischen Anekdoten. 2012 erschien sein Buch „Immer Ärger mit dem Cello“, eine literarische Liebeserklärung eines Waldhornisten an die streichenden Kollegen. Ins Schwärmen gerät Klaus Wallendorf auch nach wie vor über seinen Lieblingsdirigenten Carlos Kleiber, unter dem er im Bayerischen Staatsorchester spielte.

  • 11:05 Uhr

    Am Rande Europas - Was bedeutet uns der Bosporus?
    Mit Reportagen von Susanne Güsten

    Die Meerenge zwischen Europa und Asien fasziniert uns schon seit der Antike. Argonauten, Abenteurer und Aufsteiger aus aller Welt versuchen seit Jahrtausenden am Bosporus ihr Glück, und bis heute zwängen sich die Weltgeschicke durch die Meerenge von Istanbul. Waffen für die Kriege am Mittelmeer schaukeln über die internationale Wasserstraße durch die Millionenmetropole, Tanker voller Erdöl für die Weltmärkte und dazwischen russische U-Boote und amerikanische Kriegsschiffe. Spione und Waffenhändler zieht der Bosporus von jeher an, Glücksritter und Helden - und die wenigsten lässt er wieder los. Endet unsere Zivilisation am Bosporus, oder hat sie dort begonnen?

  • 12:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Musik

    Westen ringt nach Giftanschlag auf Nawalny um gemeinsame Haltung

    Auszug aus Interview der Woche: David McAllister, CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments

    Interview mit Ruprecht Polenz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, zu Nawalny

    Corona - US-Präsident Trump möcht noch vor der Wahl einen Impfstoff

    Sputnik V - Russland beginnt mit Corona-Impfungen

    Hongkong - Corona-Massentest statt Parlamentswahl

    Großbritannien: Homeoffice-Spitzenreiter

    Argentinien: Corona außer Kontrolle

    Sport am Mittag

    Am Mikrofon: Stefan Heinlein

  • 13:10 Uhr

    Gift gegen Nawalny, politische Pipeline - Deutschlands Dilemma

    Mob am Reichstag - Demokratie ist stärker

    Präsident ohne Mehrheit - Montenegro nach den Wahlen

    Am Mikrofon: Ursula Welter

  • 13:30 Uhr

    Auslandskorrespondenten berichten
    Von Zusammenstößen und blockierten Apps -
    Der Konflikt zwischen Indien und China

    Entscheidender Meilenstein? Das Friedensabkommen im
    Sudan - Interview mit Gerrit Kurtz, Sudan-Experte (DGAP)

    Opposition im Exil - Tadschikistan vor der Präsidentenwahl

    Tren Maya - Konflikt um ein Mega-Projekt in Mexiko

    Am Mikrofon: Andreas Noll

  • 14:05 Uhr

    Das Bildungsmagazin

    Argumente statt Geschrei - Wie lernt man Demokratie?
    In „Campus & Karriere" gehen wir diesen Fragen nach: Was können wir tun gegen Populismus und einfache Erklärungen, wie vermitteln wir Kindern, aber auch Erwachsenen die Bedeutung von Demokratie und Streitkultur?

    Gesprächsgäste:
    Prof. Markus Gloe, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik
    Jörg Neubauer, Lehrer an der Berufsschule 3 in Bamberg
    Sean Steuart, Schüler an der Berufsschule 3 in Bamberg
    Hendrik Hering, Landtagspräsident in Rheinland-Pfalz
    Florian Schroeder, Kabarettist
    Am Mikrofon: Jörg Biesler

    Hörertel.: 00800 - 4464 4464
    campus@deutschlandfunk.de

    Wie funktionieren demokratische Prozesse, wie kann ich mich an ihnen beteiligen? Jungen Menschen beizubringen, wie sie an demokratischen Prozessen teilhaben können, gehört zu den zentralen Aufgaben der Schulen. Auch die Fähigkeit, sich mit anderen Meinungen argumentativ auseinanderzusetzen gehört dazu. Der rauer werdende Ton der öffentlichen Auseinandersetzung lässt allerdings Zweifel aufkommen, ob das reicht. Bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung eskalierte der Protest gegen den Staat. Flaschenwürfe gegen Polizisten, Fahnen schwenkende Rechtsextreme vor dem Berliner Reichstagsgebäude. Auch die sozialen Medien sind voll von Hetze und populistischer Verweigerungshaltung. Da geht es nicht mehr nur um Kritik an Entscheidungen der Regierung, sondern um die Demokratie als Staatsform, die immer wieder infrage gestellt wird.

  • 15:05 Uhr

    Das Musikmagazin

    Deutschrap-Buch „Das ist Germania“: Ambivalenter Blick auf Deutschland
    In dem YouTube-Format „Germania“ erzählen vorwiegend Deutschrapper über ihr Verhältnis zu Deutschland. Nun sind diese autobiografischen Erfahrungsberichte als Buch erschienen. „Da waren Geschichten dabei, die ich so noch gar nicht kannte“, sagte der Journalist Juri Sternburg im Deutschlandfunk.

    „Wir sind wie Kinder in einem Sandhaufen“ - Yello mit „Point“
    „Der größte Spaß seit Jahren“ im elektronischen Pop sei das Album „Point“ vom Schweizer Duo Yello, schrieb ein Musikkritiker im Netz. Im Corsogespräch erklärt Dieter Meier, wie er für diese Musik auch mit 75 Jahren noch sein inneres Kind sucht, warum er außer seinen Nebentätigkeiten als argentinischer Rinderfarmer und Weinbauer jetzt auch noch die Produktion von Schokolade revolutionieren will, und warum er seine Texte grundsätzlich auf der Schreibmaschine tippt.

    „Gold Record" von Bill Callahan: Lieder in Heizdecken
    Der US-amerikanische Musiker Bill Callahan veröffentlichte bereits letztes Jahr ein umfangreiches Album mit intimen Geschichten über seine Familie. Nun macht er dort weiter, wo er aufgehört hat - mit musikalischen Folk- und Country-Stories über amerikanische Freunde, Nachbarschaft und Zweisamkeit.

    Am Mikrofon: Bernd Lechler

  • 16:05 Uhr

    Bücher für junge Leser

    DIE BESTEN 7
    Das Ergebnis der Deutschlandfunk-Bestenliste im Monat September
    Vorgestellt von Gabriele von Glasenapp und Thomas Linden

    Sandra Niebuhr-Siebert: „Mina entdeckt eine neue Welt“
    Mit Illustrationen von Lars Baus
    (Carlsen Verlag, Hamburg)

    Julia Dürr: „Wo kommt unser Essen her?“
    (Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim)

    Heinz Janisch: „Jaguar, Zebra, Nerz. Ein Jahresbuch“
    Mit Illustrationen von Michael Roher
    (Tyrolia Verlag, Innsbruck)

    Ulf Stark: „Die Ausreißer“
    Mit Illustrationen von Kitty Crowther
    Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer
    (Verlag Urachhaus, Stuttgart)

    Kate DiCamillo: „Louisianas Weg nach Hause“
    Aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Ludwig
    (dtv, München)

    Jessica Bab Bonde: „Bald sind wir wieder zu Hause“
    Mit Illustrationen von Peter Bergting
    Aus dem Schwedischen von Monja Reichert
    (Cross Cult, Ludwigsburg)

    Johanna Lindbäck: „Landkarte für Verliebte & andere Verirrte“
    Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
    (Verlag Urachhaus, Stuttgart)

    Am Mikrofon: Ute Wegmann

  • 16:30 Uhr

    Computer und Kommunikation

    "Sicher" Anmelden mit Apple und Co.

    Gamescom und Erinnerungskultur

    Das Digitale Logbuch

    Info-Update

    Sternzeit 05. September 2020:
    Mond, Mars und zwei verrückte Monde


    Am Mikrofon: Maximilian Schönherr

  • 17:05 Uhr

    Große Säle, wenig Plätze - Lohnt sich das ganze Theater?
    Anne Schneider, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Freie Darstellende Künste e.V. und Marc Grandmontagne, geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins, im Gespräch

    Karin Fischer, Gesprächsleiterin

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    Bitte umblättern - Klangwechsel beim Cage-Projekt in Halberstadt

    Writers against Trump - US-Literaten fordern zur Wahl auf

    Alles ist plastisch - Isa Genzken in beiden Häusern des Kunstmuseums Basel

    Puppenspiel - Nikolaus Habjan inszeniert Mozarts "Entführung" in Dortmund

    "Gott ist nicht schüchtern" - Olga Grjasnowas Roman über die Anfänge des syrischen Bürgerkriegs am Berliner Ensemble

    Am Mikrofon: Maja Ellmenreich

  • 18:40 Uhr

    Neue Routen, alte Probleme - Italiens Migrationspolitik.

  • 19:10 Uhr

    Tour de France - 8. Etappe: Cazères-sur-Garonne - Loudenvielle

    Tennis - US-Open in New York

    Fußball - DFB: Vor dem Nations League Spiel Schweiz-Deutschland
    Fußball - Zuschauer in den Stadien: Flickenteppich Bundesliga?
    Fußball und Politik - Immer noch Fußball oder schon Politik? Die gesellschaftliche Verantwortung der Bundesliga

    Eishockey - Vor dem Saisonstart

    Beachvolleyball - Deutsche Meisterschaften in Timmendorfer Strand

    Kanu - Kanuslalom Deutsche Meisterschaft Markkleeberg

    Formel 1 - Qualifying zum Großen Preis von Italien in Monza
    Damals - 1970 Formel-1-Fahrer Jochen Rindt verunglückt tödlich

    Reiten - Springreitturnier mit Zuschauern in Aachen

    Biathlon - Deutsche Meisterschaft in Altenberg

    Felsklettern - Wie man die Schwierigkeit einer Kletterroute bestimmt

    Paralympics 2021 - die vergessenen Spiele?

    Buchrezension - "Touchdown. Alles über American Football"

    Am Mikrofon: Astrid Rawohl

  • 20:05 Uhr

    Hörspiel des Monats
    Erinnerungen einer Überflüssigen (1/2 und 2/2)
    von Lena Christ
    Realisation: Stefanie Ramb
    Komposition: Evi Keglmaier, Greulix Schrank
    Redaktion: Katarina Agathos
    Produktion: BR 2020

    Die Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
    „Das Leben hielt mich fest und suchte mir zu zeigen, dass ich nicht das sei, wofür ich mich so oft gehalten, eine Überflüssige.“ So schreibt die bayerische Schriftstellerin Lena Christ (1881- 1920) in ihrem Roman-Debüt „Erinnerungen einer Überflüssigen“ (1912). Mit eindringlicher und direkter Sprache zeichnet sie darin ein Mädchen- und Frauenleben um 1900 im katholischen Bayern auf. Dieses Leben ist geprägt von Gewalt und Armut, denen das Kind und später auch die junge Frau hilflos ausgeliefert ist. Es steht damit im deutlichen Gegensatz zu den schillernden Frauenbiografien der Bohème, hinter denen die Frauenschicksale der ArbeiterInnenschicht und Landbevölkerung oft verblassen oder gar nicht erst zur Sprache kommen. Diese Mädchen- und Frauenschicksale finden nun in der Hörspiel-Neuproduktion „Erinnerungen einer Überflüssigen“ eine Stimme. Die Dramaturgie des Hörspiels vertraut der klaren, plastischen Direktheit von Lena Christs Sprache. Durch den sehr bewussten, nie anbiedernden Einsatz von Mundart und durch die hervorragende Leistung der SprecherInnen, wie etwa Brigitte Hobmeier als Erzählerin oder Johanna Bittenbinder als Mutter, gelingt es dem Hörspiel, sein Publikum auf akustischem Wege direkt zu erreichen und festzuhalten. Die Geschichte der Leni fasziniert und berührt in ihrer Schlichtheit und Tragik. Schonungslos dokumentiert sie einen Zirkel von Gewalt innerhalb von Familien oder durch Ehepartner, denen viele Kinder und Frauen bis heute ausgeliefert sind. Diese literarische Komponente der Romanvorlage so eindringlich herauszustellen ist eine große Leistung des Hörspiels. Hervorgehoben werden soll an dieser Stelle auch die hohe Qualität der Hörspielmusik von Evi Kegelmeier und Greulix Schrank. Sie unterstützt den Inhalt des Textes nicht nur atmosphärisch. Durch das Zitieren und Verfremden von volksmusikalischen Elementen vollzieht sie im Medium Musik das, was das Hörspiel auch auf textlicher Ebene tut: die Austreibung jeder Art von Heimeligkeit aus der Heimatkunst, auf die das Schaffen von Lena Christ in der Rezeption allzu oft reduziert wurde.
    Das Buch endet mit Christs Emanzipation als Schriftstellerin. Nur acht Jahre später, am 30. Juni 1920, nahm sich Lena Christ mit 38 Jahren das Leben. Durch die Hörspiel-Adaption des Bayerischen Rundfunks wird die Biografie der bedeutenden bayerischen Schriftstellerin anlässlich ihres 100. Todestages wieder greifbar und zugänglich. Nicht zuletzt dies macht die Hörspielproduktion „Erinnerungen einer Überflüssigen“ zum Hörspiel des Monats Juni.

    Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.

  • 22:05 Uhr

    Stundenbuch
    Octavian Nemescus geistliches Exerzitium für die Gegenwart
    Von Thomas Beimel

    Nach dem Sturz des Ceaușescu-Regimes begann der rumänische Komponist Octavian Nemescu die Arbeit an einem groß angelegten Zyklus. Es handelt sich um ein musikalisches Stundenbuch, das durch das „Ägyptische Totenbuch“ inspiriert wurde. Darin thematisiert der 1940 in Pașcani geborene Avantgardist den Rhythmus des menschlichen Lebens. Seit 1990 entstand in gleichmäßiger Folge jedes Jahr ein neues Stück für eine bestimmte Uhrzeit des Tages. Nemescu ist ein radikaler Klangdenker, der jegliche Tradition und Ordnung der Klänge in Frage stellt. Im Kosmos seiner Musik verbindet sich die für die rumänische Kultur des 20. Jahrhunderts sehr typische Hinwendung zum Archetypischen mit einer ultramodernen Ästhetik. Autor Thomas Beimel (1967- 2016) beleuchtet in seiner 2013 erstmals ausgestrahlten Sendung Tiefenschichten des Werks und Hintergründe seiner Entstehung.

  • 23:05 Uhr

    Mächtig, direkt und gewaltfrei
    Die Lange Nacht über den Kampf um Chancengleichheit in den USA
    Von Michael Groth
    Regie: Klaus Michael Klingsporn

    Museen in Mississippi und Alabama erzählen die Geschichte des Rassismus und der Bürgerrechtsbewegung. In Jackson, Birmingham und Montgomery wird z.B. an Lynchmorde erinnert, Morde an Afroamerikanern ohne Verhandlung und Urteil. Weil die Opfer es gewagt hatten, eine weiße Frau anzusehen oder ihr Wahlrecht auszuüben. Die ersten, die die Verhältnisse ändern wollten, waren die schwarzen Soldaten, die aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrten. Sie hatten Ihr Leben riskiert, doch zuhause blieben sie Bürger zweiter Klasse. Die weiße Mehrheit sprach von „Separate but equal“ - getrennt, aber gleich - wobei von gleich keine Rede sein konnte: Es folgte ein langer Kampf der Afroamerikaner, angeführt von Martin Luther King, bis zu dessen Ermordung 1968. Afroamerikaner waren physischer Gewalt ausgesetzt, wenn sie gleiche Rechte forderten. Die Täter - Polizisten wie Zivilisten - blieben weitgehend ungestraft. Die Gewalt war auch strukturell: Es ging um demokratische Mitsprache, um das Recht auf gleiche Wohnverhältnisse, vor allem um das Recht auf Bildung. Mississippi und Alabama sträubten sich lange gegen Vorgaben des Obersten Gerichtshofes in Washington, der den Ausschluss schwarzer Studenten von öffentlichen Schulen 1954 als verfassungswidrig bezeichnete. Die „Lange Nacht” beschreibt, in den Worten der amerikanischen Historikerin Jill Lepore, die „ewige Spannung zwischen einem politischen Ideal von Gleichheit und Volkssouveränität und einer faktischen Ordnung, die durch eine Rassenhierarchie geprägt ist.“ Sie folgt den Spuren der Gewalt, des Widerstandes und der Hoffnung. In Teilen der USA herrscht bis heute ein Klima, das Rassisten in die Hand spielt. Eine historische Bestandsaufnahme - nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt und wenige Wochen vor der Präsidentenwahl am 3. November 2020.