Heimat - der offene Begriff (2/2)
Susanne Scharnowski im Gespräch mit Barbara Schäfer
Susanne Scharnowskis neues Buch heißt ,Heimat. Geschichte eines Missverständnisses’. Im Gespräch erläutert sie, welches Bedeutungsspektrum der Begriff Heimat hat, sie hat dessen Genese von der Romantik bis zur Globalisierung verfolgt. Ihr Buch birgt die Erkenntnis, wie verfehlt es ist, Heimat als Gefühl zu bezeichnen. Schlüsselwort, Reizwort, Kampfbegriff, das alles trifft auf Heimat zu. Trefflich, dass 90 Prozent aller Deutschen laut Umfragen Heimat wichtig finden. Und die deutsche Sprache tut uns den Gefallen, dieses einzigartige Wort zu besitzen, welches sogar als Exportschlager taugt. Denn die vermeintliche Unübersetzbarkeit gilt als Beleg dafür, dass Heimat ein urdeutsches Wort sei. Susanne Scharnowski hat den Begriff Heimat untersucht und gewendet. Sie fand eine Geschichte der Missverständnisse und hat ein Buch geschrieben, das mit diesen Missverständnissen aufräumen möchte. Aus der Sicht der Literaturwissenschaftlerin hat sie zahlreiche Texte, Filme, Studien und andere Materialien in Zusammenhang mit dem Heimatbegriff gesichtet, vor allem deutsche Quellen. Das wichtigste Ergebnis ihres Buches sei, sagt sie, die „Erkenntnis, dass auch die deutsche Heimat sehr viel weniger mit Nation und Staat zu tun hat, als immer wieder unterstellt wird”. Die Literaturwissenschaftlerin Susanne Scharnowski ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU Berlin und war DAAD-Lektorin für deutsche Sprache an Universitäten in Cambridge, Melbourne und Taipeh.