Monika Maron liest aus ihrem Roman ,Munin oder Chaos im Kopf' (2/2)
Mina Wolf, Journalistin und Gelegenheitstexterin, opfert den Sommer, um einen Aufsatz über den Dreißigjährigen Krieg zu schreiben. Eine irre Nachbarin, die Tag für Tag von morgens bis abends auf ihrem Balkon lauthals singt, zwingt sie, nur noch nachts zu arbeiten. Die kleine, enge Straße gerät in Aufruhr und in Minas Kopf vermischen sich der Dreißigjährige Krieg, die täglichen Nachrichten über Krieg und Terror mit der anschwellenden Aggression in der Nachbarschaft. Als auch noch eine Krähe in ihre nächtliche Einsamkeit gerät, die sie Munin nennt und mit der sie ein Gespräch über Gott und die Welt beginnt, ist das Chaos in Minas Kopf komplett. Monika Maron entwirft provokant und mit Humor ein Stimmungsbild unserer Zeit. Der Leser muss durch einige politische Verärgerungen und Versuchungen hindurch, den expliziten weltanschaulichen und philosophischen Gehalt hinter sich lassen, um sich von der poetischen Intelligenz der Erzählung als solcher führen zu lassen. Es ist kräftige, zum Allegorischen tendierende Literatur aus den Trümmern der gängigen Ideologien und Verblendungen. Eine Eulenspiegelei. Das Genre der Stunde.
Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, darunter ,Flugasche', ,Animal triste', ,Endmoränen', ,Ach Glück' und ,Zwischenspiel', außerdem mehrere Essaybände, darunter ,Krähengekrächz' und die Reportage ,Bitterfelder Bogen'. Sie wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Monika Maron liest einen zweiten und letztenTeil aus ihrem Roman ,Munin oder Chaos im Kopf'.