„Mit einem einzigen frischen Sprung“
Die Lange Nacht über Manifeste
Von Stefan Zednik
Regie: Stefan Hilsbecher
(Wdh. v. 4./5.5.2019)
„Ein Gespenst geht um in Europa“ - mit diesem Satz des berühmtesten aller Manifeste, des „Kommunistischen Manifestes“ beginnt ein Reigen, bei dem sich bildende und performative Künstler, Architekten, Musiker, Literaten und Filmemacher ein Stelldichein geben. Es sind Texte, mitunter auch Inszenierungen, die den Mut haben, bei aller Unvernunft das „ganz Andere“ zu denken. „Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen“ - so formulierte einmal ein beliebter Bundeskanzler sein Verständnis von der Kunst des politisch Machbaren. Angesichts einer Welt, deren eigenzerstörerisches Potenzial beständig wächst, verdienen Manifeste als Aufstand gegen das Gewohnte ein besonderes Interesse. Unabhängig davon, ob sie für die Erhaltung der Natur oder die totale Mobilität, ob sie für den funktionalen Zweckbau oder die Herrschaft des Schimmels, ob sie für die totale wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen oder die Vergesellschaftung allen Besitzes eintreten. Oder gar für die Abschaffung des Manifests. Was macht diese Texte so faszinierend? Es hat immer etwas Aufrührerisches, im besten Fall gar Revolutionäres, wenn sich ein Mensch, eine Gruppe, eine Partei mit einem Manifest gegen alles Bisherige stellt. Radikale Ablehnung der Wirklichkeit, ungerecht, manchmal gewalttätig und unmenschlich - nicht immer wissen die Autoren, was an die Stelle des Alten treten könnte. Die Lange Nacht über Manifeste unternimmt einen Streifzug durch die Geschichte dieser ganz besonderen Gattung von Texten.