Kölner Kongress 2019
The Benefits of Public - Vom Nutzen der Öffentlichkeit.
Richard Sennett im Gespräch mit Gaby Hartel und Maja Ellmenreich
Richard Sennett ist ein Öffentlichkeitsforscher. Mit analytischem Einfallsreichtum und historischem Urteilsvermögen stellt er große Zeit-Diagnosen. Schon 1978 fragte er: „Was geschieht, wenn die Öffentlichkeit als Forum gesellschaftlicher Erfahrung und kulturellen Austauschs zerfällt?”
Kern des öffentlichen, politischen Raums ist der Dialog unter Freunden, flüchtig und unsichtbar. So formulierte es Hannah Arendt, die auch Lehrerin von Richard Sennett war. Und tatsächlich ist es auffällig, wie das Denken des Sozialphilosophen um Atmosphäre, Umgang, Material und Gestaltung in unseren Städten kreist. Und wie er sein jahrzehntelanges Eintreten für die Ethik und Konstruktion, den Wert und Erhalt des produktiv Öffentlichen auf scheinbar schwer zu greifende Qualitäten und Dynamiken stützt. Auf Charakter und Haltung der Städtebewohnerinnen und Städtebewohner und die Kooperation miteinander etwa. Oder auf das urbane Herstellen von Möglichkeiten zum nicht funktionsgetriebenen, zufälligen Austausch und zu umsichtiger Interaktion unter Bürgern, die eine produktive, handlungsfähige Öffentlichkeit überhaupt erst herstellen. Sennett verschränkt sein sozialphilosophisches Denken mit der unerschütterlichen Überzeugung, dass Kunst im öffentlichen Raum zivilisatorisch wirken kann. ,Theatrum Mundi’ heißt ein von ihm ins Leben gerufenes internationales Forschungs- und Aktionsprojekt.
Im Gespräch auf dem Kölner Kongress 2019 werden die Publizistin und Kuratorin Gaby Hartel und die Journalistin Maja Ellmenreich mit Richard Sennett besprechen, wie wir jenseits von sterilen urbanen Wohn- und Konsumparks oder gruppenzentrierten Interessensblasen unsere Welt bauen und leben können - und auch, welche Rolle neue Medien und altes Radio als flüchtige, unsichtbare, kuratierte Räume in diesem Kontext spielen. Richard Sennett, geboren 1943 in Chicago, lehrt Soziologie und Geschichte an der New York University und der London School of Economics and Political Science. Seine Hauptforschungsgebiete sind Städte, Arbeit und die Kultursoziologie. Er ist unter anderem der Autor von ,Der flexible Mensch’. ,Die offene Stadt’ ist nach ,Zusammenarbeit’ (2012) und ,Handwerk’ (2008) der dritte Teil seiner Homo-Faber-Trilogie.