Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Prosodien & Passe-Partouts

Michel Benita wurde 1954 in Algier geboren und kam in Südfrankreich durch sein Gitarrenspiel eher zufällig zum Kontrabass. Anfang der achtziger Jahre zog er nach Paris und fand rasch Kontakt zu namhaften Jazzmusikern aus Europa und den USA, die sein Feeling, den sonoren Basssound und das Einfühlungsvermögen Benitas schätzten.

Mit Karl Lippegaus | 11.06.2010
    Palatino hieß ein kollektives Quartett mit dem Trompeter Paolo Fresu, das sich der "klavierlosen" Musik Chet Bakers aus den 50er-Jahren widmete; etwa gleichzeitig entstand der Kontakt zum Gitarristen Ngyuên Lê und dem Drummer Peter Erskine, aus dem das exzellente Trio ELB hervorging. Wenig später fand sich Benita in einer erfolgreichen Formation des Trompeters Erik Truffaz wieder, die sein techno-inspiriertes Soloalbum "Drastic" (2005) prägte. Dann tourte er viel mit der Family Band des argentinischen Akkordeonisten Dino Saluzzi. Im Duo mit dem Gitarristen Manu Codjia nahm er zwei Jahre später die CD "Ramblin'" auf, die eine weitere unerwartete Facette seiner Klangwelten zeigte: sein Faible für britischen Folk-Rock und die Songs von Bob Dylan. Damit nicht genug: Michel Benita steuert auch seit Jahren vor allem in Japan und Paris die Musik für die Haute Couture-Firma Hermès bei. In diesem Herbst wird er zwei neue Alben herausbringen, über die er im Gespräch mit Karl Lippegaus in seinem Haus bei Paris schon einige Details verrät. "Eine lebende Säule des europäischen Jazz" nannte der französische Kritiker Michel Contat den sympathischen und diskreten Kontrabassisten, der seit 20 Jahren zu den gefragtesten in Europa zählt.