Die Publikation im Göttinger Wallstein Verlag trägt den Titel "Petra Morsbach trifft Wilhelm Raabe". Und tatsächlich beschäftigen sich vier GermanistInnen mit dem Verhältnis von Raabe zu Morsbach, namentlich mit dem Vergleich von Raabes Roman "Die Akten des Vogelsangs" mit Morsbachs "Justizpalast".
Petra Morsbach erzählt in ihrem Roman "Justizpalast" von Verbrechen und Strafe, Delinquenz und Gesetz. Sie tut es konkret und genau, indem sie Fallgeschichten aus der richterlichen Praxis aufblättert. Sie erzählt vom prekären Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit und davon, wie sich das normative Gefüge und die Individualität der Menschen im Justizwesen zueinander verhalten. Die Welt im "Justizpalast" ist die ganze Welt noch einmal. Von Hass und Begierde bis zu Nachsicht und Milde.
Mit ihrer Richterin Thirza Zorniger als Führerin durchmessen wir das Pandämonium der Leidenschaften und der Schuld und die strengen Formen ihrer Einhegung.
In drei literaturwissenschaftlichen Essays werden nun die Texte Raabes und Morsbachs medien- und institutionenarchäologisch untersucht, d.h., es wird nach der Funktion von Akten, Fällen, Serien, Publikationsweisen usw. gefragt.
Der Laudator Heribert Prantl hingegen, selber ausgebildeter Jurist, befragt den Morsbach-Roman auf seine Einsichten ins aktuelle Rechtwesen hin. Und Petra Morsbach selbst erzählt und dokumentiert in zwei Texten die lange und komplizierte Entstehungsgeschichte ihres Romans, diesem, wie die Juroren schreiben, episodenreichen Lobgesang auf unsere regelgeleitete Selbstorganisation.
Hubert Winkels (Hrsg.): "Petra Morsbach trifft Wilhelm Raabe"
Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017
Wallstein Verlag, Göttingen. 140 Seiten, 12 Euro.
Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017
Wallstein Verlag, Göttingen. 140 Seiten, 12 Euro.