Die zurückliegende Woche begann mit einem Paukenschlag: der angekündigte Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer vom Vorsitz der CDU und ihr Verzicht auf eine mögliche Kanzlerkandidatur. Damit hat sie nicht nur eine Führungskrise in ihrer Partei ausgelöst, sondern auch klar gemacht, dass die geplante Merkel-Nachfolge gescheitert ist. Dabei hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Nachfolge selbst in die Hand genommen, Annegret Kramp-Karrenbauer war ja ihre Kandidatin.
Das sei das klassische Kronprinzessinnenproblem, welches wir schon seit Jahrhunderten hätten, sagt der Journalist Wolf Lotter, Mitgründer der Zeitschrift "brand eins" und Buchautor, im Dlf zu der gescheiterten Nachfolgeregelung. Es sei der Versuch, eine Kontinuität zu erzeugen, die gar nicht nachgefragt werde.
Lotter erklärt: "Unser gesellschaftlich-kulturelles System baut auf der Vorstellung auf, dass die, die Macht haben, selber frei entscheiden können. Und deshalb werden wir ungern ohnmächtig. Das gilt für alle." Macht sei anstrengend, man müsse sich ständig mit etwas auseinandersetzen. Sei es mit Intrigen, sei es mit Leuten, die einem die Macht abknöpfen wollten.
Mehr Leute zu Entscheidern machen
Macht sei aber auch die Möglichkeit, zu entscheiden. "Und wenn wir nicht mal etwas an diesem Grundeffekt unseres Denkens ändern und viel mehr Leute zu Entscheidern machen, haben wir das Problem, dass Leute sich nicht von ihrer Macht trennen wollen. Weil diese sich sagen, wenn ich das tue, bin ich ohnmächtig, und die anderen gewinnen". Dieses falsche Denken führe zu unkooperativem Verhalten.
Es sei übrigens ein Irrglaube, so Lotter, dass jemand anders das eigene Werk so fortführen könne wie man selbst.