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"Purer Pop für hippe Menschen"

Heftiger Akzent, schrulliger Humor, kantiger Indie-Pop: Zehn Jahre und fünf Alben lang waren die Arctic Monkeys so englisch wie Fish 'n' Chips oder Minzschokolade. Doch jetzt ist alles ganz anders: Das Quartett aus Sheffield hat seinen Sound und seinen Standort gewechselt.

Von Marcel Anders | 05.09.2013
    "Wir haben uns einfach in diesen Ort verliebt. Und zwar alle vier. Deshalb wollten wir nach dem letzten Album auch nicht gleich nach Hause. Wir hatten das Gefühl, Los Angeles erst einmal ein bisschen kennenlernen zu müssen."

    Das haben die Mittzwanziger getan – in aller Ruhe und Ausführlichkeit. Sie haben sich schicke Häuser, Motorräder und Model-Freundinnen zugelegt, Freundschaft mit lokalen Musikern geschlossen und ihren Horizont erweitert. Mit einem exzessiven Konsum von David Bowie, Lou Reed, Led Zeppelin, Deep Purple, aber auch Sixties-Soul. Vorbilder, die nun Pate beim neuen Album "AM" stehen und für einen lupenreinen Retrosound sorgen, den Alex Turner jedoch als zeitgemäß und modern verkauft.

    "Ich denke, es ist das Hippste, was wir je gemacht haben. Nämlich purer Pop für hippe Menschen. Auch wenn da definitiv Seventies-Einflüsse auftauchen. Genau wie Anleihen bei aktuellem R&B. Also was die Melodien, die Arrangements und die Backing-Vocals betrifft. Wir versuchen uns irgendwo dazwischen einzupendeln."

    Ein Anspruch, der mit einem schicken Look sowie Gastauftritten von Queens Of The Stone Age oder Underground-Poet John Cooper Clarke einhergeht. Und dafür sorgt, dass die Arctic Monkeys 2013 so eingängig klingen wie selten zuvor. Treu geblieben sind sie sich dagegen bei ihren Texten, die weiterhin bissige Seitenhiebe austeilen. Oder – im Stück "Arabella" – die Vorzüge kosmischer Ladies mit exotischem Schuhwerk preisen.

    "Es handelt sich um den intergalaktischen Alligator, ein außerirdisches Krokodil. Und dieses Mädchen hat sich ein paar Stiefel daraus gemacht. Es ist einfach ein Spaß - hoffentlich auch für den Hörer."

    Worüber sich Turner, der definitiv ein besserer Musiker als Redner ist, aber keine Sorgen machen muss. In diesem Sommer haben die Arctic Monkeys auf den wichtigsten europäischen Festivals gespielt und überall Gänsehaut und offene Münder hinterlassen. Etwa bei ihrem Auftritt im englischen Glastonbury vor über 100.000 Zuschauern. Und auch für die Deutschlandtour im November verspricht der 27-Jährige einiges. Trotz offenkundiger Sprachbarriere.

    "All I can say like: Hast du Spaß gehabt? Hast du zu Weihnachten Spaß gehabt? Ich denke, die Betonung ist gut. Aber ich beherrsche nur diese beiden Sätze."