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Qualität im Sinkflug

Journalismus ist nicht länger ein Handwerk, das ein ausreichendes Einkommen garantiert. In großem Ausmaß werden Stellen gestrichen, werden die Honorare für freie Journalisten gekürzt. Weniger Personal bedeutet aber meist auch: weniger Qualität. Denn Journalismus ist arbeitsintensiv.

Von Brigitte Baetz | 21.01.2010
    Die 27-jährige Lindsey Hoshaw ist Reporterin. Ihre Geschichte über Müllberge im Meer erschien im November vergangenen Jahres in der New York Times. Die einen Monat dauernde Recherche dazu wurde aber nicht von der renommiertesten Zeitung Amerikas finanziert, sondern von ganz normalen Bürgern. Über das Journalismusportal spot.us warb Lindsey Hoshaw im Internet um Spenden für ihr Projekt.
    Das sogenannte Community Funded Reporting oder auch Crowd Funding - also die direkte Finanzierung von Journalismus durch seine potenziellen Leser - gewinnt in den USA zunehmend an Bedeutung. Und das nicht ohne Grund: Viele Bürger misstrauen inzwischen der Fähigkeit ihrer Medien, Missstände aufzudecken, beziehungsweise überhaupt ausreichend und fehlerfrei zu berichten. Der Kommunikationswissenschaftler Stephan Weichert in einer Rede beim Mainzer Mediendisput:

    "Andrew Alexander, der Ombudsmann der Post, musste sich bei seinen Lesern bei seinem Blog für die tags zuvor erschienene Sportkolumne eines Kollegen entschuldigen, weil diese an die zwanzig veritable Rechtschreib-, Grammatik- und Typografiefehler enthielt. Der fehlerhafte 30-Zeiler, in dem es um das wichtige Finalspiel der Baseballprofiliga ging, hatte etliche Leser erzürnt. Einige forderten die Post dazu auf, entlassene Redakteure wieder einzustellen. Andere wollten die 75 Cent für ihr Verkaufsexemplar wieder zurückerstattet bekommen. Der unverblümte Tenor des Leseraufstands war: Solch fahrlässigen bis minderwertigen Mac-Journalismus wolle man sich nicht mehr länger bieten lassen. Ombudsmann Andrew Alexander rechtfertigte die drastische Fehlerquote mit einem geschrumpften Redaktionsteam und einer geschlossenen Druckerei in der Region, die ebenfalls den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen war und deren Schließung eine vorgezogene Deadline mit sich brachte. Diese neue Deadline wiederum bedeutete, dass die Sportredaktion bei solchen Baseball-Spielen, die meist erst spät mitten in der Nacht enden, nur noch wenige Minuten Zeit hat für redaktionelle Bearbeitung, also Korrekturen, Feinschliff, und so weiter. Dies ist ein Teufelskreis, der aus meiner Sicht symptomatisch dafür ist, wie sehr sich die Zeitungskrise in den USA, die ja auch eine Krise des amerikanischen Qualitätsjournalismus ist, zum Branchentrauma ausgewachsen hat."

    Und wirklich ist die Situation dramatisch. Die Gesamtauflage der US-Zeitungen sank 2009 um mehr als ein Zehntel. Der Verlegerverband NAA rechnet für die nächsten zwei Jahre mit Werbeeinbrüchen in zweistelliger Milliardenhöhe. 10.000 Redakteure wurden seit 2008 entlassen. Die Washington Post beispielsweise hat ihre Regionalbüros im eigenen Land geschlossen und berichtet fast nur noch von der Zentrale aus. Zwölf Zeitungen wurden ganz eingestellt, sieben weitere existieren fast nur noch online, darunter der renommierte Christian Science Monitor. Er erscheint neben einer täglich aktualisierten Netzausgabe nur noch einmal die Woche in gedruckter Form. Anzeigen- und Wirtschaftskrise, eine Orientierung am reinen Shareholder-Value der Aktionäre und hohe Vertriebskosten bringen Verleger dazu, ganze Regionen nicht mehr zu beliefern. Gleichzeitig informieren sich immer mehr junge Leute ausschließlich aus dem Internet – und das kostenlos. Leonard Downie jr., der ehemalige Chefredakteur der Washington Post, sagt voraus, dass sich das Berufsbild des Journalisten radikal verändern wird – hin zu Verhältnissen, wie man sie bis in die 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts kannte.

    "Es war eine schäbige Profession, die Gehälter waren niedrig, die Leute haben es gemacht, weil sie es liebten. Und sie machten oft bald etwas anderes. Dahin kommen wir vermutlich zurück. Wir haben professionelle Standards, aber keinen geschützten Beruf. Journalisten eines bestimmten Alters fallen durchs Raster. Manche gehen an die Universität, andere machen etwas anderes, aber im Nachrichtengeschäft werden sie nicht mehr sein. Das ist traurig."
    Auch in Deutschland vollzieht sich ein Wandel. Journalismus ist nicht länger ein Handwerk, das ein ausreichendes Einkommen garantiert. In großem Ausmaß werden Stellen gestrichen, werden die Honorare für freie Journalisten gekürzt. Gab es in den 50er-Jahren noch 624 Zeitungsverlage in der Bundesrepublik, so gibt es heute, obwohl die neuen Bundesländer dazugekommen sind, nur noch 353. Und diese legen Redaktionen zusammen, lagern einst fest angestellte Journalisten in Gesellschaften aus, die geringere Löhne bezahlen oder streichen ganze Redaktionen. Allein die "WAZ", um nur ein Beispiel zu nennen, hat schon über 300 Stellen abgebaut und wird weiter kürzen. Die Absetzung des erfolgreichen Chefredakteurs der "Thüringer Allgemeinen", Sergej Lochthofen, durch die WAZ-Spitze wird von Branchenbeobachtern als Zeichen dafür gesehen, dass auch dort Personalabbau bevorsteht.
    Weniger Personal bedeutet aber meist auch: weniger Qualität. Denn Journalismus ist arbeitsintensiv. Wenn immer weniger Journalisten immer mehr Arbeit tun müssen, denn meist müssen sie auch noch die Internetauftritte der Zeitungen bestücken, macht sich das bemerkbar. Zunächst vor allem im lokalen Bereich, wie der Medienjournalist Bernd Gäbler beobachtet:

    "Ich sehe da enorme Qualitätsverluste. Ich sag das aus der Perspektive, weil ich mit Journalistikstudenten zu tun habe, die dort immer zuerst publizieren. Bei mir ist das vor allem der ostwestfälische Raum, "Neue Westfälische" und so weiter, zum Teil WAZ-Gruppe. Die schreiben dort, wenn sie eine halbe Seite haben, kriegen die 24 Euro und dazu gesagt: Sie müssen auch noch drei Fotos liefern zu dem Thema. Und, was ich das Furchtbarste finde, als Sprungbrett kann man so was ja machen: Es bürgert sich ein, dass diese Verantwortlichen für die Lokalseiten nichts mehr redigieren. Die kriegen nicht gesagt, Du hast den Artikel falsch aufgebaut. Der Gerichtsreport ist furchtbar, man muss das anders machen. Sondern, die kriegen gesagt: Schreibe 40 Zeilen und die 40 Zeilen stehen am nächsten Morgen so drin, wie sie die abgeliefert haben und das ist ein Niedergang des Lokaljournalismus aufgrund von Kostendruck. Weil nämlich dieser arme Lokalchef drei Seiten am Tag machen muss und um sich herum eine Schar von Schülern und Studenten hat, die ihm einfach Texte zuliefern, die furchtbar sind."
    Wie die finanzielle Lage bei den Zeitungen wirklich ist, lässt sich von außen schlecht beurteilen, denn Zahlen werden nicht veröffentlicht. Branchenbeobachter und Gewerkschafter werfen den Verlegern vor, ihre eigenen Produkte schlecht zu reden, um Personal abbauen zu können und ihre Renditen auf möglichst hohem Niveau zu halten. Gerhard Manthey, Landesfachbereichsleiter von Verdi in Baden-Württemberg.

    "Wir reden von Verlegern, die entweder einen publizistischen Impetus haben oder keinen. Die Mehrheit hat heute keinen mehr. Ganze Familien und Sippen leben davon. Und der gleiche Verleger kommt dann zu mir als Gewerkschafter und sagt dann: Herr Manthey, ich brauch einen Sanierungstarifvertrag. Dann kürzen wir das Weihnachtsgeld, dann kürzen wir das Urlaubsgeld, dann machen wir die Arbeitszeit herunter, natürlich unbezahlt und das machen wir sechs Jahre lang, dann ist das Unternehmen saniert. Und im siebten Jahr hat er dann so viel Geld gespart, dass er eine neue Druckerei baut. Ich hab noch nicht mal ein Dankeschön gesehen den Beschäftigten zuliebe oder sonst was und das ist kein Einzelfall. Es ist genügend Geld da."
    Doch egal, ob genug Geld vorhanden ist oder nicht: Das Internet mit seiner Gratiskultur macht den Verlegern zu schaffen. Noch nie waren Informationen für den Bürger so preiswert zu haben wie heute. Doch wie lassen sie sich für die Urheber, beziehungsweise deren Vermittler, die Verlage, refinanzieren? Im Internet ist mit Werbung nur wenig Geld zu verdienen. Das Geschäftsmodell, auf das Verleger lange bauen konnten - Informationen, finanziert durch Anzeigen - ist im Internet nicht tragbar.

    "Our guest today is the world´s most powerful media owner, the chairman and chief executive of News Corporation Rupert Murdoch."
    Im November verkündete Rupert Murdoch im Interview mit seinem eigenen Fernsehsender Sky, dass er die Inhalte seiner Zeitungen im Netz in Zukunft kostenpflichtige machen wird.

    "Wir brauchen eine Menge Geld, um gute Zeitungen zu machen und die Leute zahlen gern dafür. Man kann das auch billig anbieten. Es ist eine Tatsache, dass es nicht genug Werbung gibt, um alle Internetseiten zu finanzieren. Wir wollen wenige Leute, die auf unsere Webseiten kommen, aber die sollen auch dafür bezahlen."

    Auch die finanziell gebeutelte "New York Times" hat jetzt angekündigt, ab dem nächsten Jahr Geld von Netz-Lesern zu verlangen. Die dürften zwar weiterhin einige Artikel pro Monat kostenlos lesen, heißt es, aber ab einer bestimmten Anzahl sollen sie eine Monatspauschale bezahlen. Wieviel und ab welcher Artikelzahl - dazu hat man sich bei New York Times bislang nicht geäußert. Auch erste deutsche Verlage haben mittlerweile umgedacht und verlangen Geld von ihren Online-Lesern. Die Inhalte von Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt sind online nur noch gegen Bezahlung abrufbar. Ein Versuchsballon von Europas größtem Zeitungshaus, dem Axel-Springer-Verlag. Dessen Vorstandschef Mathias Döpfner spricht von einer längst überfälligen historischen Wende im Umgang mit dem Internet.
    Doch ob diese Rechnung aufgeht, ist noch offen. Während Zeitungsleser eine ganze Bandbreite von Nachrichten und Hintergrundberichten nachfragen und geliefert bekommen, gelten Internetnutzer als Rosinenpicker. Sie suchen spezielle Informationen und können sie dank der Technik auch schnell und gezielt finden. Wollen sie auch für ein Gesamtpaket zahlen?
    Journalismus funktioniert in einem großen Maße über Querfinanzierung. Auslandsberichterstattung beispielsweise gilt als nicht profitabel. Sie ist kostenintensiv und wird weniger intensiv nachgefragt als beispielsweise kundenorientierter Nutzwertjournalismus. Dass sie wichtig ist für unsere Gesellschaft, unser politisches System, wird niemand ernsthaft bestreiten, doch so viel dafür bezahlen, dass sie sich auch rechnet, das würden wohl nur die wenigsten Nutzer. Der Medienwissenschaftler Stephan Weichert.

    "Erst in der jetzigen Existenzkrise des Journalismus wissen wir, was wir an dem öffentlich-rechtlichen System eigentlich haben. Wenn nicht gerade wieder mal ein Politiker glaubt, er könne sich den Chefredakteur selbst aussuchen. Denn machen wir uns bitte nichts vor: Guter Journalismus war schon immer quersubventioniert. Entweder durch Gebühren, durch Kleinanzeigen, natürlich durch Werbung. Auch wenn es schmerzt: Für die Finanzierung von gutem Journalismus gibt es daher womöglich aus meiner Sicht nur eine Lösung: Er darf den User erst mal nichts kosten. Umso dringender müssen wir alle über Alternativen nachdenken, wie Journalismus künftig bezahlt werden kann. Allerdings ohne obsolet gewordene Geschäftsmonopole zu beklagen. Das Empörungstamtam vieler Verleger, die vom Gesetzgeber neuerdings ein Leistungsschutzrecht einfordern, zeigt doch nur, wie stark hier an antiquiertem Anspruchsdenken festgehalten wird. Ich bin wirklich kein Pessimist, ich glaube, dass es auch in Zukunft noch zuverlässigen, fairen, aufklärenden Journalismus geben wird. Aber klar ist schon heute: Der Markt alleine wird einen solchen erstklassigen Journalismus aus sich heraus nicht länger tragen. Es wird über kurz oder lang vermutlich zu einem Marktversagen kommen. Ich bin deshalb der festen Überzeugung, dass innerhalb der Matrix unseres medienpolitischen Ökosystems künftig auch Stiftungen, Solibeiträge des Publikums, Non-Profit-Lösungen, auch Gebührengelder ihre Berechtigung haben werden."
    Stiftungsmodellen allerdings, wie sie in den USA längst existieren und wie sie hierzulande auch von der Politik schon angedacht werden, stehen Deutschlands Zeitungsverleger bislang ablehnend gegenüber. Ebenso Subventionen, wie sie in Frankreich schon gewährt werden. Dem Einfluss des Staates oder anderer Dritter will man sich nicht aussetzen.
    Stattdessen erhofft sich die Branche Hilfe durch ein sogenanntes Leistungsschutzrecht. Die Politik soll gewährleisten, dass sie immer dann, wenn ein Dritter ihre Inhalte im Netz verlinkt, Geld verlangen kann. Eine Suchmaschine wie Google beispielsweise ist mit Werbung hochprofitabel, obwohl sie keine eigenen Inhalte anbietet. Ein Dorn im Auge vieler Verleger. Es ärgert sie, dass Unternehmen, die kaum Kosten haben, mehr Geld im Netz verdienen als sie. Wenn derjenige, der die bloße Vermittlung mache, den Löwenanteil aus den Erlösen für teure journalistische Inhalte ziehe, sei das ein Problem, meint zum Beispiel Christoph Fiedler vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger.
    Ein Problem, das den Verlagen allerdings Nutzen bringt. Denn wenn nicht auf sie verlinkt werden würde, wer würde ihre Texte dann finden? Kritiker eines Leistungsschutzrechtes glauben vielmehr, dass ein entsprechendes Gesetz den Verlagen nicht wirklich helfen würde. Vielmehr würde es das Internet als ein für jeden zugängliches Informationsmedium beschneiden, meint der Fachjournalist Matthias Spielkamp. Sollen denn zum Beispiel private Blogger zahlen, wenn sie auf Internetangebote der Zeitungen verlinken?

    "Das Leistungsschutzrecht würde Dinge verunmöglichen, von denen man sagen kann, dass die gesellschaftlichen Nutzen haben. Und wenn dieses Leistungsschutzrecht tatsächlich solche Dinge verhindern würde, dann muss man sehen, ob die Verlage wirtschaftlich nicht ohne das Leistungsschutzrecht existieren können. Das ist für mich in keiner Weise bewiesen."
    Gleichwohl weht den eigentlichen Urhebern von Nachrichten, den Journalisten nämlich, der kalte Wind ins Gesicht, sagt der Medienwissenschaftler Stephan Weichert. Gerade auch, weil im Internet jeder zum Publizisten werden könne – gleich ob gelernter Journalist oder nicht.

    "Wobei wir einfach auch sehen müssen, dass sich das Ganze Berufsbild im Moment stark verändert. Also, es wird in den kommenden Jahren viel viel weniger hauptberufliche Journalisten geben, weil immer mehr Halbprofis oder User sozusagen an diesem Prozess beteiligt sein werden. Ich war schon auf so vielen Podien, das muss ich jetzt noch mal sagen, wo Verleger angegriffen werden. Ich finde über kurz oder lang: diese Diskussion führt einfach ins Leere, ich will sie jetzt gar nicht in Schutz nehmen, aber auch die Verleger haben natürlich Angst, ja? Die sitzen vielleicht noch auf ihren Geldsäcken, aber die wissen natürlich auch, dass dieses Geschäftsmodell dem Tode geweiht ist. Dass es ins Leere führt. Vielleicht nicht bei allen Blättern. Es gibt sicher viele Zeitungen, die ihren Weg machen werden, weiterhin, aber wir werden es erleben, dass auch in Europa Zeitungen sterben werden und wenn eben dieser finanzielle Rückhalt nicht da ist, ist natürlich die Frage, wie wollen Sie überhaupt Journalisten finanzieren, wie wollen sie die bezahlen?"
    Bei aller Ungewissheit über die Zukunft scheint eines Konsens zu sein: neue Modelle müssen gefunden werden, um Qualitätsjournalismus weiter sicherstellen zu können. Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die in den letzten Jahren häufig in der Kritik war, wirkt dabei zukunftsweisender denn je. Für die privaten Medienhäuser heißt das, dass sie sich von ihrem alten Geschäftsmodell "Nachricht gegen Anzeigen" verabschieden müssen. Helmut Heinen, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), ist dennoch zuversichtlich.

    "Sicherlich können wir nicht sagen, was in 30 oder in 40 Jahren ist, aber wenn wir eine etwas überschaubarere Zukunft nehmen, einen Zeithorizont von vielleicht 15 oder 20 Jahren, dann bin ich ganz sicher, dass Deutschland weiterhin ein Land mit einer hohen Zeitungsvielfalt, mit einer sehr guten Zeitungsqualität, vielleicht mit etwas reduzierten Auflagen und etwas anderen Verhältnissen sein wird. Ob danach elektronische Displays, das ist eine ganz entscheidende Frage, also Ausgabegeräte unterschiedlicher Formate, so leistungsfähig sind, dass man dann vom Papier ein großes Stück wegkommt, das mag ich nicht ausschließen und ich hab auch keine Angst davor, denn unser Geschäft ist nicht in erster Linie Papier zu bedrucken und nachts durch die Straßen tragen zu lassen, sondern Informationen aufzubereiten und zu recherchieren und damit nicht nur zur Information, sondern damit auch zur Meinungsbildung in unserer Gesellschaft beizutragen."
    Doch wie der Kommunikationswissenschaftler Thomas Birkner schreibt, hat es erst die Anzeigenfinanzierung ermöglicht, dass Journalismus unabhängig und wirkungsmächtig werden konnte. Braucht es also wirklich private Stiftungen wie Pro Publica in den USA, die noch aufklärerische Recherche finanzieren und ihre Stücke den Zeitungen zur Verfügung stellen? Müssen wir uns auf einen flächendeckenden Rückgang eines kritischen Qualitätsjournalismus gefasst machen? Die amerikanische Reporterlegende Bob Woodward zeigt sich für die USA verhalten optimistisch:

    "Ich glaube, es wird immer investigative, tiefgründige Reportagen geben. Die Zeitungen gehen durch Zeiten schwerer Veränderungen, aber junge Leute werden neue Geschäftsmodelle finden. Jeder weiß, wie wichtig gute Informationen sind. Ich fragte einmal Ben Bradlee, den ehemaligen Chefredakteur der Washington Post, was er darüber denkt und er sagte: Es wird sich verändern. Aber es wird immer Männer und Frauen geben, die die Wahrheit herausfinden wollen und sie werden Wege finden, sie zu veröffentlichen."