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Quartalszahlen
Konzernchef sieht Deutsche Bank auf gutem Weg

Christian Sewing hatte John Cryan als Chef der Deutschen Bank im April abgelöst - mit dem Ziel, zu erreichen, was sein Vorgänger nicht geschafft hat: Die Bank auf solide Beine zu stellen. Die neuen Quartalszahlen weisen in eine positive Richtung - sie zeigen aber auch, wie sehr die Bank von der Konkurrenz abgeschlagen ist.

Von Günter Hetzke | 24.10.2018
    New CEO of Deutsche Bank Christian Sewing speaks at the annual meeting of the bank in Frankfurt, Germany, Thursday, May 24, 2018.(AP Photo/Michael Probst)
    Deutsche Bank Chef Christian Sewing spricht von einem "Meilenstein" und hält erstmals seit 2014 wieder einen Jahresgewinn für machbar. (dpa/AP)
    Einschätzungen von Wirtschaftsredakteur Günter Hetzke.
    Wie ist die aktuelle Situation der Deutschen Bank?
    Sie ist im vergangenen Monat erst aus dem EuroStoxx 50 herausgeflogen. Das ist im Aktienhandel der europäische Leitindex, in dem das Who ist Who, also die 50 Börsen-Schwergewichte von ganz Europa geführt werden. Und da musste die Deutsche Bank ihren Platz räumen. Die Aktien hatten zu dem Zeitpunkt seit Jahresbeginn fast 40 Prozent an Wert verloren, mehr als jeder andere Wert im EuroStoxx 50. Das war schon ein Gesichtsverlust. Und nicht zu vergessen: Beim letzten US-Stresstest der großen Geldhäuser ist ein einziges Institut durchgefallen, die Deutsche Bank. Das sagt ja schon einiges aus, wie nötig es ist, die Bank auf solide Beine zu stellen.
    Heute Vormittag wurden neue Quartalszahlen der Bank veröffentlicht. Wie fiel die Zwischenbilanz aus?
    229 Millionen Euro hat die Deutsche Bank im dritten Quartal unter dem Strich verdient. Das ist zwar im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum ein deutlicher Gewinnrückgang, aber es ist mehr als die Marktbeobachter und selbst die Bank erwartet hatten.
    Wie sind diese 229 Millionen einzuordnen? Ist das viel?
    Wie so oft kommt es auf den Blickwinkel an. Für die Deutsche Bank, die drei Jahre lang Verluste geschrieben hatte, ist natürlich jeder Gewinn und sei er noch so klein, ein gutes Ergebnis, ein Hoffnungsschimmer. Deutsche-Bank-Chef Sewing spricht gar von einem "Meilenstein" und hält jetzt erstmals seit 2014 wieder einen Jahresgewinn für machbar. Aber: Die Zahlen zeigen eben auch, wie weit die Deutsche Bank hinter die Konkurrenz - vor allem aus den USA - zurückgefallen ist.
    Schauen wir mal konkret auf die USA: Dort haben ja alle wichtigen Großbanken ihren neuen Quartalsbericht bereits vorgelegt. Und wenn wir da mal vergleichen. Die zweitgrößte US-Bank, Bank of America, hatte einen Überschuss von 7,2 Milliarden, die größte, JP Morgan, gar von 8,4 Milliarden US-Dollar erzielt. Das sind ganz andere Größenordnungen. Und in Finanzkreisen wird ja immer leicht hämisch darauf hingewiesen, dass JP Morgan in diesem Jahr wohl so viel verdienen, also Gewinn machen wird, wie die Deutsche Bank derzeit an der Börse insgesamt wert ist.
    Woran hakt es bei der Deutschen Bank?
    Um es kurz zu machen: Im gesamten Finanzgeschäft, was als operatives Geschäft bezeichnet wird, läuft es nicht rund, ob beim für die Bank wichtigen Anleihen- und Devisenhandel, ob beim Aktienhandel. Und auch im Privatkundengeschäft sowie bei der Vermögensverwaltung hakt es.
    Aber: Die Kosten für den Konzernumbau, wie die Integration der Postbank, die Rückbesinnung auf den Heimatmarkt oder der Teilabzug aus den USA, die fielen niedriger aus als gedacht. Und genau diese Ersparnisse haben zu dem Gewinn beigetragen, nicht aber das eigentliche Geschäftsfeld.
    Was bedeutet der Konzernumbau für die Arbeitsplätze?
    Da sieht es weiter düster aus. Ziel der Bank ist es ja, dass die Zahl der Jobs bis Ende des nächsten Jahres weltweit unter 90.000 sinkt. Derzeit sind noch etwas mehr als 94.700 Mitarbeiter beschäftigt. Also, da stehen noch Stellenstreichungen an. In diesem Jahr waren es bisher rund 2.800 Jobs, die weggefallen sind. Aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.