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Quereinsteiger in Berliner Kitas

Der Kindergarten heute soll eine Bildungseinrichtung sein, so verlangen es nicht nur die Eltern. In Berlin wird es nun Quereinsteigern leichter gemacht, den Erzieherberuf zu ergreifen.

Von Claudia van Laak | 12.06.2010
    Mini-Mix heißt die Kita im Berliner Stadtteil Neukölln – der Name ist Programm. 260 Kinder aus 24 Nationen spielen und lernen hier. Ein besonderer Schwerpunkt: die Sprachförderung.

    Im letzten Jahr hat der rot-rote Senat dem Druck eines Volksbegehrens nachgegeben - der Betreuungsschlüssel in den Kitas wurde gesenkt, die Einrichtungen dürfen seit dem 1.April zusätzliches Personal einstellen. Gar nicht so einfach, sagt Kita-Chefin Monika Singer:

    "Im Moment haben wir einen Personalmangel - bei mir sind 3 Stellen nicht besetzt."

    Berlins Kindergärten können insgesamt 1800 neue Erzieherinnen einstellen. Außerdem steht im Sommer eine Schulreform an, dann werden auch an den Schulhorten mehr Erzieher gebraucht. Deshalb hat Bildungssenator Jürgen Zöllner den Zugang zum Beruf erleichtert - Quereinsteiger haben es einfacher als früher, Erzieher zu werden.

    "Ich sehe es gar nicht so alleine als Notlösung an. Sondern ich meine, dass ein anderer Berufshintergrund, den man mitbringt, selbstverständlich mit einer zusätzlichen Ausbildung pädagogischer Art eine Bereicherung sein kann."

    Der Weg zum Erzieherberuf führt nicht mehr nur über den Besuch einer Fachschule. Möglich ist auch eine sogenannte berufsbegleitende Ausbildung: Die Azubis arbeiten drei Tage in der Kita und besuchen 2 Tage die Schule. Das ist attraktiv für diejenigen, die ihren Lebensunterhalt selber finanzieren müssen. Für mich eine gute Möglichkeit umzuschulen, sagt die 32-jährige Rebecca Göde. Sie ist Quereinsteigerin, hat zuvor zehn Jahre lang als Orthopädieschuhmacherin gearbeitet:

    "Ich wusste auch erst gar nicht, berufsbegleitend, dass es so etwas überhaupt gibt. Ich habe mich erkundigt wegen BAföG, aber dann habe ich erfahren, dass man mit 30 kein BAföG mehr kriegt. Dann bin ich zufällig im Internet über die berufsbegleitende Ausbildung gestolpert, und das ist eine gute Sache, weil man da als Erzieherin auch richtig bezahlt wird und man sich diese Ausbildung auch leisten kann."

    Eine zweite Möglichkeit für Quereinsteiger: Sie können als Externe eine Erzieherprüfung an einer staatlich anerkannten Fachschule absolvieren. David Kolbe will das versuchen und sich von einem privaten Bildungsträger auf diese Prüfung vorbereiten lassen. Das dauert nur halb so lang wie die bislang übliche Ausbildung. Zurzeit arbeitet der 28-Jährige als 1-Euro-Jobber in der Kita Mini-Mix.

    "Das geht aber dann nahtlos in eine Ausbildung über, die dann zwei Jahre geht von meinem Träger. Und das hat er sich ausgedacht, das geht nur 2 Jahre, das ist ganz neu, das ist dann eine externe Nicht-Schüler-Prüfung, aber am Ende bin ich richtig staatlich geprüfter Erzieher."

    Kita-Chefin Monika Singer hat gute Erfahrungen mit den Quereinsteigern gemacht. Sie legt Wert auf Vielfalt beim Personal: Deutsche und Zuwanderer, Männer und Frauen, Erzieherinnen, die gerne malen und andere, die gerne an der Werkbank stehen. Die Motivation ist wichtiger als der formale Abschluss – ist die Leiterin der Kita Mini-Mix überzeugt:

    "Wenn ich da sehr engagiertes Personal habe, dass sich über den zweiten Bildungsweg entschieden hat, das zu machen, dann ist mir das lieber, als wenn jemand ein Abi hat und sagt, na gut, was soll ich machen, mein Abi war nicht so gut, dann werde ich eben Erzieherin. Eine Erzieherin muss gut sein und sie muss den Beruf ergreifen, weil sie es möchte."