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Radiolexikon: Augenlaser

Augen zu und durch war gestern. Immer häufiger ersetzen Laseroperationen am Auge das Skalpell. Heute sind dank Laser zahlreiche Augen-OPs möglich, die vor wenigen Jahren noch wesentlich schwieriger und risikoreicher waren.

Von Barbara Weber | 25.05.2010
    Der amerikanische Physiker Theodore Maiman erfand am 16. Mai 1960 den ersten funktionierenden Laser. Das Prinzip: Licht wird so gebündelt, dass es wie ein Strich erscheint. Der Physiker wusste mit seiner Erfindung noch nichts rechtes anzufangen und nannte sie "eine Lösung, die ein Problem sucht".

    Heute werden Laser in allen möglichen Bereichen in der Industrie und Forschung angewandt. Sie können Gewebe verdampfen oder auch Schnitte durchführen. Letztendlich profitierte Maiman selbst von seiner Erfindung als er sich im Jahr 2000 in München einer Laseroperation unterzog.

    "Ich deck’ jetzt das Gesicht ab, nicht erschrecken, es kommt jetzt ein Tuch über das Gesicht."
    Köln, Augenklinik am Neumarkt. Eine Patientin liegt auf dem Operationstisch. Ein Auge geöffnet. Dr. Omid Kermani bereitet die Patientin auf die Operation mit dem Laser vor.

    In der Augenheilkunde ersetzt der Laser immer öfter das Skalpell, zum Beispiel bei der Korrektur von Fehlsichtigkeiten, also Kurzsichtig - und Weitsichtigkeit.

    Das Auge ist aufgebaut wie eine traditionelle Kamera:

    Der Lichtstrahl fällt durch die Hornhaut auf die Linse. Wie bei einem Fotoapparat reguliert eine Blende die Menge des Lichts. Die Blende im Auge ist die Pupille. Ihre Ringmuskulatur steuert die Weite der Pupille. Wie bei einem Autofokussystem erfolgt die Scharfeinstellung durch die Veränderung der Brechkraft der Linse. Flacht die Linse ab, wird die Ferne scharfgestellt. Wenn die Linse rund wird, wird die Nähe scharf gestellt.
    Das gebrochene Licht geht durch den Glaskörperraum und trifft auf die Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, in der Netzhautmitte.
    Die Photorezeptoren der Netzhaut nehmen das Bild auf und leiten es über elektrische Impulse an das Gehirn.
    Bei der Kurzsichtigkeit ist das Auge zu lang, so dass der optische Brennpunkt nicht auf der Netzhaut sondern davor entsteht. Bei der Weitsichtigkeit ist das Auge zu kurz gebaut, dadurch ist der optische Brennpunkt hinter der Netzhaut.
    Kurzsichtigkeit heißt Kurzsichtigkeit, weil Kurzsichtige Dinge in der Nähe gut sehen können, in der Ferne aber nur verschwommen.

    Weitsichtige sehen in der Ferne gut, aber nahe Dinge verschwommen.
    Deshalb tragen fehlsichtige Menschen eine Brille oder Kontaktlinsen.
    Augenärzte fragten sich aber, ob das Auge nicht so manipuliert werden kann, dass Fehlsichtige diese Hilfsmittel nicht mehr brauchen.

    "Wenn man zurückblickt auf die Anfänge der Methode, die radiäre Keratotomie hieß das damals bei Fjodorov.... "

    Fjodorov, ein russischer Augenarzt und Erfinder, kam auf die Idee, durch sternförmige Einschnitte in die Hornhautvorderfläche die Kurzsichtigkeit zu korrigieren. Durch die Einschnitte kommt es zu einer Abflachung der Hornhautmitte. Fjodorov ließ seine Patienten auf Fließbändern behandeln. Er gliederte die Operation in zehn einzelne Schritte. Für jeden Schritt war eine Person zuständig, die möglichst manuell geschickt den Schnitt durchführte.

    "Dann ging das in den USA weiter. Und der Hype, der damals herrschte in den 80er Jahren, aber auch in den 70er Jahren, der wurde dann durch entsprechende multizentrisch kontrollierte Studien, die es gab, jäh gebremst, als man sah, es war nicht so erfolgreich. Es gab erhebliche Komplikationen, und insofern hat der Laser in Zusammenarbeit mit dem Computer hier wirklich einen Quantensprung in der Augenmedizin gebracht. Die Sehfehlerkorrektur war ja in den 90er Jahren ein No Go in der deutschen Ophthalmologie, in Europa fast genauso. Man wurde schräg angesehen auf Kongressen, wenn man so was gemacht hat und heute ist es eine Selbstverständlichkeit."

    Auch Wissenschaftler, die der Methode zunächst skeptisch gegenüberstanden, sind inzwischen von den neuen, lasergestützten Verfahren überzeugt.
    Prof. Holger Busse, ehemaliger Direktor der Universitätsaugenklinik Münster:

    "Jetzt wird die Methode ja doch seit 1990 schon gemacht und es gibt also eine 20jährige Erfahrung, und daraus haben sich bestimmte Richtlinien abgeleitet, die sich orientieren an der Hornhautdicke, also die Hornhaut muss ausreichend dick sein für das Verfahren. Sie muss auch gesund sein und natürlich das, was man abträgt, das hat man jetzt auch limitiert..."

    insofern, dass bei Kurzsichtigkeit die Grenze bei –6, manche sagen auch –8 Dioptrien liegt, bei Weitsichtigkeit bei + 3, manche sagen bis maximal + 5. Auch die Stabsichtigkeit, der Astigmatismus, bei der die Hornhaut unterschiedlich gewölbt oder gekrümmt ist, kann korrigiert werden

    "Es sind zahlreiche neue Techniken inzwischen eingeführt worden, operative Techniken. Einmal Lasik, das ist ein Verfahren, bei dem ein Schnitt durch die Hornhaut geführt und dann der Laser appliziert wird. Dann das sogenannte Epi-Lasik, dabei wird nur die Oberfläche zur Seite geschoben, dann der Laser appliziert und dann die oberflächliche Schicht, das Epithel, wieder aufgelegt. Dann gibt es ganz neue Möglichkeiten durch den sogenannten Femto-Sekunden-Laser, ein Laser, der ein anderes Prinzip hat und mit dem man in Zukunft womöglich auch die Alterssichtigkeit erfolgreich behandeln kann."

    Die Lasertechniken haben sich inzwischen verändert:

    "Früher wirkte der Laser wie ein Stempel, so könnte man das vergleichen, heute ist es ein sogenannter rennender Punkt, der über die Hornhaut saust. Also es wird nicht mehr ausgestanzt in dem Sinne, sondern es wird wirklich durch diesen rasenden Punkt an jeder Stelle unterschiedlich abgetragen."

    "OP Augen noch mal bitte weit aufmachen..."

    Bevor die eigentliche Korrektur mit dem Laser beginnt, muss zunächst die Hornhaut ausgeschnitten und zur Seite geklappt werden. Bei der neuesten Laser Technik, dem Femto-Sekunden-Laser, geschieht auch das mit Hilfe des Lasers. Den zur Seite geklappten Hornhautlappen nennen die Augenärzte auch Flap.
    Dann kann gelasert werden.

    Anschließend klappt Dr. Omid Kermani den Flap wieder auf das Auge.

    "OP Das ging alles sehr schön, wunderbar."

    Wenn der Hornhautlappen wieder auf dem Auge liegt, wird er durch den Unterdruck angesaugt, so dass eine Naht nicht erforderlich ist. Zwar können die Patienten sofort wieder sehen, sollten das Auge aber schonen und das behandelte Auge einige Stunden geschlossen halten.
    Auch wenn das Verfahren inzwischen als ausgereift gilt, können Nebenwirkungen auftreten:

    "Unmittelbar nach der Operation ist es schon so, dass man die Kontrollen beim behandelnden Augenarzt durchführen sollte. Das wichtigste, was unbedingt vermieden werden sollte, sind natürlich die Infektionen. Der sogenannte Flap kann theoretisch etwas verrutschen. Er kann Falten werfen, auch das sollte in den ersten Tagen kontrolliert werden, wenn man das rechtzeitig erkennt und rasch behandelt kann das ohne weiteren Konsequenzen sein."

    Optische Nebenwirkungen können sich so bemerkbar machen, dass man nachts Lichthöfe um Lichtquellen entstehen. Das kann beim Autofahren sehr störend sein.


    "Das beobachten wir allerdings nur, wenn mehr behandelt worden ist, eine größere Behandlung durchgeführt worden ist, als eigentlich angezeigt war. Also hält man sich an die Regeln, sollten solche Nachtsehstörungen eigentlich nicht auftauchen. Das andere, womit viele Patienten zu tun haben sind sogenannte trockene Augen in der Zeit nach der Behandlung für sechs bis zwölf, achtzehn Wochen kann das die Patienten belasten. Hier müssen sie künstliche Tränen zusätzlich anwenden, damit die beschwerdefrei sind. Das Problem lässt aber zum Glück zum dritten Monat nach der Behandlung nach. "