Freitag, 29. März 2024

Archiv


Radiolexikon: Sauna

Rund zehn Millionen Bundesbürger besuchen regelmäßig eine Sauna, weitere zehn Millionen ab und zu. Das ist vergleichsweise viel, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Doch was ist beim Saunen eigentlich gesund? Das Schwitzen?

Von Mirko Smiljanic | 23.02.2010
    Bensberg bei Köln, in einer weitläufigen Saunalandschaft. Links ein Entspannungsbecken mit kleinen Höhlen und künstlichen Wasserfällen, rechts ein paar Korbsessel, daneben ein abgetrennter Raum mit offenem Kamin. Weiter hinten, vorbei an zwei, drei Eingangstüren zu unterschiedliche Saunen, gruppieren sich Liegen um einen Brunnen.

    "Hier sind wir am Rosenbrunnen, einer der Hauptplätze im Mediterana."

    Sagt Torsten Hagmaier, Heilpraktiker:

    "Ein schöner Ort zum Entspannen, mit im Sommer auch der Möglichkeit in der Sonne zu sitzen, schräg gegenüber ist das Maurische Dampfbad, von dem zieht ein Hauch Minze, also ein frisches, ätherisches Öl herüber, wenn jemand die Tür öffnet."

    Entspannung pur, wer sich bewegt, geht langsam, keine Spur von Hektik oder Stress. So etwas erwarten und finden die Gäste – ein wenig seltsam ist das aber schon. Denn Saunieren ist zunächst einmal alles andere als entspannend: Dem Körper werden so hohe Temperaturen aufgezwungen, dass er sich – bildlich gesprochen – mit Händen und Füßen dagegen wehrt. Dabei spielt die Art der Sauna keine Rolle. Da ist einmal:

    "Die finnische Sauna, die bei einer Luftfeuchtigkeit von fünf bis fünfzehn Prozent und bei einer Raumtemperatur von 80 bis 110 Grad Celsius dem Körper Wärme zuführt, und zum andern das Römische Dampfbad, wo bei einer Temperatur von 40 bis 50 Grad bei einer mit Wasserdampf gesättigten Luft mit einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent dem Körper Wärme zugeführt wird."

    Dr. Jürgen Ramacher, Sportmediziner, Leverkusen. Saunen sind entweder heiß und trocken oder warm und feucht – sieht man mal von Spezialfällen ab, der Russischen Banja etwa, die mit 80 Grad Celsius dazwischen liegt. In allen Fällen versucht der Körper sofort Wärme abzuführen, um die Kerntemperatur stabil zu halten. Die Durchblutung wird angeregt, mit dem Ergebnis, dass mehr Wärme aus dem Körperinneren über die Haut nach außen gelangt. Doch das hilft nicht wirklich weiter, immer mehr Hitze wirkt ja auf den Körper ein. Also aktiviert er die Schweißproduktion. Schweiß verdunstet auf der Haut und entzieht so dem Körper weitere Wärme. Diese Art der Thermoregulation funktioniert bei Frauen und Männern übrigens unterschiedlich:

    "Frauen haben weniger Schweißdrüsen, und zwar 1,8 Millionen, Männer haben mehr Schweißdrüsen, circa 2,5 Millionen."

    Männer schwitzen, Frauen glühen! Weil in feuchten Saunen der Schweiß nicht richtig verdunstet, steigert der Körper die Herzfrequenz auf 180 Schläge, in einer trockenen Sauna sind es nur 120 Schläge. Viel Stress für den Körper, der auch noch gesund sein soll? Auf jeden Fall, sagen Mediziner, wobei sie langfristige von kurzfristigen Effekten unterscheiden:

    "Kurzzeiteffekte sind das Schwitzen, also das Anregen der Drüsenfunktionen, eine bessere Durchblutung der Haut, ein Herzkreislauftraining, so nennt sich das, ist es nicht wirklich, in dem Sinne wie bei Sport, aber das Herz-Kreislauf-System wird sehr stark belastet, Sympathikus, Parasympathikus kommen beide in Gang, wenn Sie wirklich den Wechsel, der sich anbietet beim Saunieren, gebrauchen."

    Der Temperaturwechsel ist entscheidend! Nach der Hitze die Kälte - aber bitte moderat. Ins Eiswasserbecken sollten sich nur trainierte Saunisten stürzen. Der Heiß-kalt-Wechsel begünstigt die langfristige Wirkung des Saunabadens. Da wird zum Beispiel die Immunabwehr gleich auf mehreren Ebenen gestärkt. Erstens verbessert sich die Durchblutung im Nasen-Rachen-Raum mit dem Ergebnis, dass Krankheitskeime über dieses Einfallstor leichter in Schach gehalten werden; zweitens produziert der Körper mehr Weiße Blutkörperchen, sogenannte Killerzellen, die Bakterien unschädlich machen; und drittens klettert der Interferontiter im Blut: Je höher er ist, desto erfolgreicher ist der Kampf gegen Viren:

    "Außerdem, auch das ist wichtig, macht Saunieren einfach Spaß - zum Beispiel beim Aufguss. Hier wird das Wasser auf die sehr grobporigen Natursteine aufgebracht, die es direkt in die Luft verdampfen, das heißt, Sie haben jetzt ungefähr 400 ml mehr Wasser im Raum, und manche merken auch, wie es heranzieht. Wir bilden ja normalerweise mit den Haaren auf unserem Körper so einen Schutzmantel, den zu entfernen, habe ich auch noch ein Handtuch mitgebracht, das heißt, ich werde jetzt diese kleinen Wassertropfen, die in der Luft schweben und die sehr warm sind, zu unseren Gästen hin bewegen, und diesem kühlen Speicher, den sie auf der Haut haben, hinfortbewegen, sodass diese kleinen Kügelchen ihre Haut treffen und sie das Gefühl haben, dass es wärmer wird, was aber nicht der Fall ist. "
    Es wird kälter im Raum. Weil die winzigen Wasserkügelchen aber sehr heiß sind, kommt der Körper kurzfristig mächtig ins Schwitzen. Das fördert nicht nur die Gesundheit, einige Krankheiten lassen sich auch gezielt durch die Sauna behandeln: Durchblutungsstörungen, einige rheumatische Erkrankungen, Asthma Bronchiale und die Schuppenflechte. Außerdem trainiert der Körper beim Saunieren das Schwitzen: "Vegetatives Schwitzen", etwa durch Aufregung, nimmt ab, während "Thermoregulatorisches Schwitzen", um die Körpertemperatur zu senken, zunimmt. Am Rande: In der DDR setzten Ärzte Saunagänge gezielt als Therapie ein, während sie im Westen eher unter die Rubrik "Wellness" fallen.

    Saunieren hat viele positive Effekte, allerdings gibt es auch gute Gründe nicht in die Sauna zu gehen. Kontraindikationen sind "akute fieberhafte Infektionserkrankungen, Blutdruckerkrankungen, insbesondere Bluthochdruckpatienten sollten die Sauna nicht benutzen, dann die koronare Herzkrankheit, das sind Verkalkungen an Herzkranzgefäße, Patienten mit offenen Wunden sollten die Sauna nicht benutzen."

    Erkältete Menschen sollten ebenfalls Saunen meiden. Die Vorstellung, kräftiges Schwitzen vertreibe Husten und Schnupfen, ist falsch! Erkältungen kommen nach dem Saunieren erst richtig in Fahrt.

    Und noch ein paar weitere Regeln sollten Saunabadende beachten: Möglichst trocken und mit warmen Händen und Füßen in die Sauna gehen; vorher ausreichend viel trinken, aber wenig essen; vor allem sollte er oder sie sich nicht zu viel zumuten.

    "Wir haben absichtlich alle Sanduhren entfernt, was manchmal bemängelt wird, aber wir wünschen uns, dass unsere Besucher mehr auf ihre Gesundheit und auf Ihr Gefühl achten, indem sie schauen, wie lange fühle ich mich wohl. Zu Beginn sind das vielleicht nur vier Minuten, das heißt, wenn Schwindelgefühle auftauchen oder wenn der Puls stark ansteigt, ist es immer Zeit, die Sauna zu verlassen, das Beste ist, wenn Sie danach in Bewegung sind, Sie sollten nicht rennen, aber Sie sollten entspannend an kühler Luft spazieren gehen, bevor Sie sich irgendwo hinsetzen oder hinlegen."

    Bleibt eine letzte Frage: Warum spürt die Kälte nicht, wer nach einem Saunagang unter der kalten Dusche steht? Ganz einfach: Nach der brachialen Hitze ist der Körper froh, die überschüssige Wärme loszuwerden.