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Radiolexikon: Zink

Zink entsteht zum Beispiel beim Erkalten des Schmelzofens. Es dient unter anderem als Rostschutzmittel für Eisengegenstände. Lange Zeit war nur die gesundheitsgefährdende Wirkung bekannt. Doch inzwischen ist klar: Zink ist für den menschlichen Körper unverzichtbar.

Von Andrea Westhoff | 28.05.2013
    "Zink ist ein Spurenelement und gleichzeitig ein so genannter essentieller Nährstoff, also wir sind darauf angewiesen, dass wir regelmäßig Zink zu uns nehmen, weil wir es nicht selber herstellen können, und es ist Teil von vielen Enzymen, also Eiweißmolekülen, die Funktionen ausüben, in den Zellen vor allem. Und Zink ist auch noch wichtig im Allgemeinen für die Wundheilung und auch fürs Immunsystem."

    Zink wird für den Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel benötigt, außerdem beim Zellwachstum sowie für die Funktion vieler Hormone, und es hat direkten Einfluss auf Haut und Haare. Die von der WHO empfohlene, also notwendige Tagesmenge liegt für erwachsene Männer bei zehn bis zwölf Milligramm, für Frauen bei sieben bis zehn Milligramm Zink. Glücklicherweise kommt es in sehr vielen unserer alltäglichen Lebensmitteln vor, allerdings nicht so sehr in solchen, die heute allgemein als besonders gesund gelten: Obst, die meisten Gemüsearten, auch Joghurt oder Milch zum Beispiel sind keine guten Zinklieferanten.

    "Zinkhaltige Nahrungsmittel sind Fleisch, Meeresfrüchte, auch bestimmte Hülsenfrüchte, Käse, Soja, Mais, auch in Erdnuss ist relativ viel Zink drin, und wenn man eine normale Mischkost zu sich nimmt in unseren Breitengraden, dann hat man den täglichen Zinkbedarf auch komplett abgedeckt."

    Aber bei ungenügender oder sehr einseitiger Ernährung über längere Zeit kann durchaus ein Zinkmangel auftreten, den man im Blut messen kann. Am häufigsten kommt er bei Alkoholikern vor:

    "Wenn Sie alkoholkrank sind, dann haben Sie generell ein hohes Risiko für einen Mikronährstoffmangel. Also in der Regel ist die Energie ausreichend, die man zu sich nimmt, weil auch Alkohol ja Energieträger ist, aber Vitamine und eben Spurenelemente, zu denen auch Zink gehört, die verarmen oft im Körper."

    Ebenfalls gefährdet sind Menschen, die über längere Zeit künstlich ernährt werden müssen. Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, lang andauernde Durchfälle sowie Leber- oder Nierenerkrankungen und Diabetes können zu einem Zinkmangel führen, ebenso wie bestimmte Medikamente, vor allem Chemotherapeutika und auch einige blutdrucksenkende Mittel. Antibiotika zum Beispiel vermindern die Zinkaufnahme aus der Nahrung. Wenn der Körper zu wenig von diesem wichtigen Spurenelement bekommt, zeigt sich das zunächst vor allem an der Haut:

    "Eine Erkrankung ist die sogenannte Acrodermatitis Enteropathica. Dabei haben die Patienten rote schuppende Hautveränderungen im Mundbereich oder aber auch an den Händen",

    sagt die Dermatologin und Lehrbeauftragte an der Charité, die Berliner Professorin Beate Tebbe. Und auch die Haare können betroffen sein:

    "Wenn sich Patientinnen und Patienten beim Hautarzt vorstellen mit dem Symptom des Haarausfalls, dann sollte der Hautarzt auch immer prüfen, ob gleichzeitig ein Zinkmangel vorliegt, weil nämlich ein diffuser Haarausfall, also ein rasches Ausgehen vieler Haare, auch mal durch einen Zinkmangel bedingt sein kann."

    Sogar die Kleinsten können schon unter Zinkmangel leiden.

    "Frühgeborene Säuglinge, die sehr rasch wachsen, können dann nach dem Abstillen eben Zinkmangelsymptome entwickeln, das sind ähnlich wie bei den Erwachsenen diese Hautveränderungen im Gesichtsbereich, aber auch im Windelbereich, und oftmals ist dieses Krankheitsbild bei den Kindern auch begleitet von Durchfällen."

    Außer zu Hauterkrankungen kann Zinkmangel auch zu Wachs¬tums¬stö¬run¬gen und Blutarmut führen und generell zu einer Störung der Immunabwehr. Allerdings ist die Diagnose nicht so eindeutig zu stellen, fügt Matthias Pirlich hinzu:

    "Also, wenn Zink fehlt für das Immunsystem, dann wird man das nicht eins zu eins nachweisen können, sondern dann hat ein Mensch eine Abwehrschwäche. Oder, wenn man ein offenes Bein hat, kann es eben sein, dass bei Zinkmangel die Heilung verzögert erfolgt, aber dann steht natürlich nicht an der Wunde ein rotes Schild Zinkmangel."

    Deshalb tun sich die Fachmediziner auch schwer damit, die Einnahme konzentrierter Zinkpräparate zu verordnen:

    "Da muss man sehr zurückhaltend sein, Empfehlungen auszusprechen, weil es so wenig sogenannte Evidenz gibt. Also dass man klinische Studien hat, und man hat dann belegt: Ich gebe jetzt so und so viel Zink, und danach geht’s den Menschen besser. Es gibt eine Erkrankung, wo auch die Fachgesellschaften international eine vorsichtige Empfehlung geben, das ist die Leberzirrhose. Diese Patienten haben häufig einen Mikronährstoffmangel."

    Ungeachtet der fehlenden klinischen Studien und Empfehlungen aber werden Zinkpräparate heute heftig beworben und rezeptfrei fast so oft verkauft wie Vitamin C – meist als Kapseln, Brause- oder Lutschtabletten, oft in Kombination mit Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Spurenelementen: "Zur Stärkung der Abwehrkräfte" oder "Linderung von Erkältungsbeschwerden" – "Gegen Haarausfall" – "Für gesündere Haut und Nägel", sogar gegen Potenzstörungen, soll Zink angeblich helfen. In der Tat hat vor einigen Jahren eine amerikanische Studie gezeigt, dass Kinder durch Zinkgabe eine etwas bessere geistige Leistungsfähigkeit hatten als Vergleichspersonen, allerdings bekamen sie täglich 20 Milligramm. Das liegt zwar noch weit unterhalb der gesundheitsschädlichen Menge, aber ohne einen nachgewiesenen Mangel, also rein prophylaktisch, sollte man Zink nicht in größeren Mengen zu sich nehmen, meint Professor Matthias Pirlich, Chefarzt für Innere und Ernährungsmedizin am Berliner Elisabeth-Krankenhaus:

    "Man darf nicht zu viel erwarten von Mikronährstoffen, die Natur, die ist ja klug und hat uns geschaffen sozusagen als Mischköstler. Und wenn man eine ausgewogene Mischkost zu sich nimmt, kommt es in der Regel nicht zum Mangel. Wenn man einseitig zuführt, hat man auch immer das Risiko für Nebenwirkungen, langfristig."

    Wenn überhaupt, solle man bei der Ernährung etwas mehr auf zinkhaltige Lebensmittel achten. In der äußerlichen Anwendung ist Zink dagegen ein seit Langem bewährtes Hausmittel, mit dem man nichts falsch machen kann, sagt die Berliner Professorin für Dermatologie, Beate Tebbe:

    "Zink kann die Wundheilung fördern, zum Beispiel in einer Zinkschüttelmixtur: Man trägt solche Schüttelmixturen auf feuchte, entzündete Hautpartien auf und kann damit eine rasche Abheilung hervorrufen. Oder aber, bei der Windeldermatitis, also dem wunden roten Po, da ist natürlich die Zinkpaste sehr heilend, es ist nur immer eine Frage der Grundlage, ob man was Flüssiges nimmt oder eine Paste anwendet, das trägt dazu bei, wie schnell eine Hautveränderung abheilt, und da sollte man den Arzt oder Apotheker fragen, welche Grundlage entscheidend ist, in der man Zink auf die Haut bringt."