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Deutsche Erfolge beim Giro d'Italia-Auftakt

Guter Start für Deutschland beim Giro d'Italia: Beim Startwochenende in den Niederlanden konnte sich der deutsche Rennstall Giant Alpecin nach schwierigem Saisonstart gleich den Auftaktsieg und das rosa Trikot sichern - das ihnen Sprinter Marcel Kittel in der nächsten Etappe direkt abnahm.

Von Tom Mustroph | 08.05.2016
    Tom Dumoulin und Marcel Kittel auf ihren Rädern auf der Rennstrecke in den Niederlanden.
    Tom Dumoulin und Marcel Kittel können sich über erste Erfolge beim Giro d'Italia freuen (imago sportfotodienst)
    Erleichterung beim deutschen Rennstall Giant Alpecin. Der Auftakt des Giro d'Italia brachte endlich den ersten Saisonsieg und auch gleich das rosa Führungstrikot für den Niederländer Tom Dumoulin. Der Zeitfahrspezialist, beim Prolog nur eine Hundertstelsekunde schneller als der überraschend starke frühere Skispringer Primoz Roglic, mochte sein Glück zunächst kaum fassen.
    "Für mich ist das ganz besonders, weil es schon seit letztem Winter ein Ziel für mich darstellte. Es war vielleicht sogar unrealistisch. Es war zumindest in meinem Kopf nicht real. Und jetzt ist es Wirklichkeit. Und das ist schon verrückt. Es war jetzt nicht der beste Tag meines Lebens. Ich mag solche Worte nicht. Aber es ist schon richtig, richtig cool."
    "Wir hatten viel zu kämpfen"
    Heimsieg für Dumoulin in Apeldoorn. Diesmal hielt er dem Druck stand. Im letzten Jahr beim Auftakt der Tour de France in Utrecht startete er als haushoher Favorit, lieferte aber eines der schlechtesten Zeitfahren in seiner Profikarriere ab und war bitter enttäuscht. Jetzt beim Giro -Start also der knappe Erfolg, der Druck von ihm und seinem in diesem Jahr bis dahin sieglosen Team Giant Alpecin nimmt.
    "Ja, es hat definitiv zu lange gedauert dieses Jahr, dass wir einen Sieg eingefahren haben. Es war einfach schwierig am Anfang des Jahres. Wir hatten viel zu kämpfen. Wir mussten immer Lücken füllen. Wir sind Rennen mit weniger Leuten gefahren und das hat es uns einfach schwer gemacht. Und jetzt sind wir wieder mit einem guten Team am Start. Jeder ist fit und ich denke, dass wir das, was wir im Frühjahr verpasst haben, jetzt aufholen können.", fasst der deutsche Profi Nikias Arndt die Situation zusammen.
    "Es gibt eine Menge Rückenwind"
    Sechs Giant-Profis, darunter Klassikerspezialist John Degenkolb und Rundfahrtalent Warren Barguil, waren im Januar in Spanien Opfer einer auf der falschen Straßenseite fahrenden Autofahrerin geworden. Sie hatten überlebt, wurden aber zum Teil schwer verletzt. Menschlich und sportlich ein schwerer Rückschlag für das Team.
    Nun macht sich aber wieder Zuversicht breit.
    "Ja, es gibt uns eine Menge Rückenwind und es ist schön, dass unsere Arbeit jetzt auch belohnt wurde, dass wir als Team einfach mal Erfolg hatten. Das gibt uns viel Rückenwind, viel Moral. Und darauf können wir aufbauen."
    Arndt selbst sieht seine Chancen eher in der kommenden Woche, wenn der Giro in sein Basisland Italien zurückkehrt.
    "Ich denke, am Anfang des Giros ist es noch etwas schwerer für mich, die Top-Ergebnisse einzufahren. Ich hoffe eher auf die schwereren Etappen hinten raus in Italien."
    Neidlose Anerkennung
    Arndt erkennt neidlos die Überlegenheit eines früheren Teamgefährten an: Marcel Kittel, Ende letzten Jahres im Zorn vom Rennstall weggegangen und jetzt für Etixx Quick Step am Start, gewann überlegen gleich den ersten Massensprint des Giro. Mit den Zeitgutschriften pirschte Kittel sich auch an den Gesamtführenden Dumoulin heran. Auf der heutigen dritten Etappe konnte er das Trikot sogar übernehmen und wird es in Italien tragen. Für den Ex-Kollegen Dumoulin kein Problem, ganz im Gegenteil:
    "Wenn es jemand anderes holen sollte, lass es Marcel sein. Jeder im Team mag Marcel als Menschen und schätzte ihn auch als Kapitän. Jetzt ist er in einer anderen Mannschaft, aber er ist immer noch ein Freund für jeden von uns."