Donnerstag, 25. April 2024

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Rätselhafter Doppelstern Albireo
Kosmische Ehe oder optische Affäre

Bei Einbruch der Dunkelheit steht der Schwan hoch am Südhimmel. Er sieht aus wie ein riesiges Kreuz. An seinem unteren Ende leuchtet der Stern Albireo, der Kopf des Schwans.

Von Dirk Lorenzen | 08.08.2019
Albireo leuchtet am Kopf des Schwans, mitten im Sommerdreieck
Albireo leuchtet am Kopf des Schwans, mitten im Sommerdreieck (Stellarium)
Er gilt als der wohl schönste Doppelstern am Himmel. Schon ein kleines Teleskop zeigt die hellere orangerote Komponente und den etwas schwächeren bläulichen Begleiter.
Bis heute ist nicht restlos geklärt, ob die beiden Albireo-Sterne wirklich physisch zusammengehören oder nur zufällig am Himmel dicht nebeneinander stehen. Kürzlich deuteten die ersten Messungen des europäischen Gaia-Satelliten an, dass die beiden Objekte gut 60 Lichtjahre voneinander entfernt und damit sicher kein physisches Paar sind. Allerdings ist das orangefarbene so hell, dass es bei den Gaia-Beobachtungen stark überbelichtet war. Das erschwert die Auswertung und senkt die Genauigkeit erheblich.
Erschwerend kommt hinzu, dass diese hellere Komponente selbst wieder ein sehr enger Doppelstern ist, was die Analyse kompliziert macht. Denn dessen Bahn ist nur sehr ungenau bekannt. Ulrich Bastian vom Astronomischen Recheninstitut Heidelberg bittet nun gut ausgestattete Amateurastronomen, die Bewegung dieses Doppelsterns zu verfolgen.
Bemerkenswerterweise haben die Profis Albireo in den letzten Jahrzehnten kaum präzise untersucht. Spätestens in gut zwei Jahren sollte ein weiterer Katalog mit neueren Gaia-Daten für Klarheit sorgen.
Der Astrometrie-Satellit wird zeigen, ob Albireo nur ein optischer Zufall im All ist – oder ob die beiden schönen Sterne wirklich zusammengehören.