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Rassismusvorwurf
Minister Müller entschuldigt sich für Äußerungen über Afrikaner

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat sich für seine pauschalen Äußerungen über Afrikaner entschuldigt. Am Rande der Klimakonferenz in Marokko sprang ihm auch Umweltministerin Barbara Hendricks zur Seite. Beide wollen eine internationale Klimapartnerschaft auf den Weg bringen.

Von Frank Capellan | 16.11.2016
    Barbara Hendricks und Gerd Müller gehen begleitet von einem Tross von Menschen auf die Kamera zu
    Umweltministerin Barbara Hendricks und Entwicklungsminister Gerd Müller am Rande der Klimakonferenz in Marrakesch. (BMUB)
    Die beiden verstehen sich und demonstrieren das auch in aller Öffentlichkeit. Sie "die gute Barbara", er "der liebe Gerd". Umweltministerin und Entwicklungsminister kämpfen in Marrakesch für die Sache - sie in der SPD, er in der CSU.
    Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass sich Hendricks auf Gerd Müller mehr verlassen kann als auf den eigenen Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel, der einen ehrgeizigen Klimaschutzplan mit Hilfe der Kanzlerin so sehr zurechtstutzen konnte.
    Müller wiederum muss sich selbst im fernen Marokko erst einmal für einen Satz rechtfertigen, der in Bonn gefallen ist. Dass afrikanische Männer ihr Geld so oft verprassen für Alkohol und Drogen, das hatte er gesagt, während die Frauen doch das Verdiente zusammenhalten.
    Ungefragt springt ihm Barbara Hendricks zur Seite: "Man kann sich darauf verlassen, dass Frauen mehr Geld in ihrer Familie zurücklassen als Männer. Das gilt nicht nur für Afrika."
    Müller: "Danke."
    Sie sehen, sagt der Minister, Barbara Hendricks erzählt aus dem Leben. Dann aber eine Entschuldigung:
    "Ich wollte darauf hinweisen, dass die ganz besondere Bedeutung in Afrika auf der Jugend und der Stärkung der Frauen liegen muss."
    Zeitalter ohne Kohle, Gas und Öl?
    In Marrakesch bringt er eine internationale Klimapartnerschaft auf den Weg. Auf seine Initiative hin kommen weit mehr als 40 Staaten zusammen: Entwicklungsländer und Industrienationen, die vielfach bereits unter dem Klimawandel zu leiden haben und sich nun beim Klimaschutz gegenseitig unterstützen wollen.
    "Wir sind bereit, Euch zu unterstützen, wenn Ihr bereit seid für eine Zukunft mit weniger Emissionen."
    Das sagt sich leicht, doch auch Müller bekommt in vielen Staaten den Widerstand zu spüren. Kanzlerin Angela Merkel hatte beim G7-Gipfel im vergangenen Jahr im bayerischen Elmau ein Zeitalter ohne Kohle, Gas und Öl ausgerufen. Jetzt aber hat sie gemeinsam mit Sigmar Gabriel die Ziele verwässert. Das erleichtert nicht gerade die Argumentation für den deutschen Entwicklungsminister.
    "Ich hab dem indischen Energieminister eine Solarlampe das letzte Mal geschenkt. Da sagt er: 'Ihr in Deutschland und in Europa seid klug, Ihr habt hundert Jahre eure wirtschaftliche Entwicklung auf der Basis von Kohle, Öl und Gas vollzogen, und nun kommt Ihr zu uns und erwartet, dass wir das nicht tun, obwohl wir diese Rohstoffe haben."
    Der Streit um den Klimaschutzplan ist bei dieser Konferenz immer wieder Thema im deutschen Lager. Nichtregierungsorganisationen wie der Naturschutzbund beklagen die Ängstlichkeit der Bundesregierung. Dass ein Kohleausstieg nicht festgeschrieben wird, hat international eine negative Signalwirkung, meint NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
    "Man wird ohne Kohleausstieg die Klimaziele in Deutschland nicht erreichen. Das Problem ist ja, dass man Zeit verliert. Jetzt hätte man noch die Chance gehabt, sich zusammenzusetzen, auch mit den Gewerkschaften, mit den Regionen zu gucken, wie kriegt man eine vernünftige Umsteuerung hin."
    Müller findet schnellen Kohleausstieg nicht entscheidend
    Hendricks und Müller wollen sich die deutschen Klimaziele dennoch nicht schlechtreden lassen. Der deutsche Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen liegt bei nur 2,5 Prozent, betont der Entwicklungsminister, da sei der schnelle Kohleausstieg nicht entscheidend.
    Müller setzt auf Pilotprojekte wie das Solarkraftwerk Noor in der marokkanischen Wüste. Deutschland unterstützt den Bau mit zusätzlichen 60 Millionen Euro. Wir werden auch in Deutschland weiter dafür sorgen, die Nutzung fossiler Energieträger weiter zu reduzieren, verspricht Umweltministerin Barbara Hendricks.
    "Wir haben die Technologien, um es eben auch schrittweise zu ändern und gleichwohl ein industriell geprägtes Land zu bleiben."
    Und dennoch: Von den ehrgeizigen Zielen Marokkos könnte sich auch Deutschland eine Scheibe abschneiden. Die Gastgeber der Klimakonferenz wollen schon bis zum Jahr 2030 etwa die Hälfte des Stromes aus Sonne und Windkraft produzieren und das, obwohl der Energiebedarf enorm wächst, weil die ländlichen Regionen des Landes zunehmend mit Strom versorgt werden.