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Raumsonde Chandrayaan-2
Indien fliegt zum Mond

11 Jahre nach der erfolgreichen Mission Chandrayaan-1 will Indien erneut eine Raumsonde zum Mond schicken. Chandrayaan-2 soll einen Rover auf der Oberfläche absetzen und aus dem Orbit nach Wassereis an den Polen suchen. Gelingt die Mission, wäre das ein Meilenstein für die aufstrebende Raumfahrtnation.

Von Guido Meyer | 12.07.2019
(190614) -- BEIJING, June 14, 2019 () -- Indian Space Research Organisation (ISRO) showcases India's second mission to moon Chandrayaan-2 in Bangalore, India, June 12, 2019. India's second mission to moon Chandrayaan-2 would be launched on July 15, said Indian Space Research Organisation (ISRO) Chairman K Sivan Wednesday. (/Stringer) |
Der Missionsname Chandrayaan setzt sich aus den Hindi-Wörtern 'chandra' (Mond) und 'yaan' (Wagen, Fahrzeug) zusammen. (picture alliance / Photoshot)
Bei der Fernsehübertragung des Starts von Indiens erster Mondmission hatte der Sprecher das Ende des Countdowns nicht so richtig mitbekommen. Erst später fiel dem Mann auf, dass die Rakete gestartet und Indien wirklich auf dem Weg zum Mond war, erinnert sich Gurbir Singh von der British Interplanetary Society.
"Diese erste indische Mondmission Chandrayaan-1 im Jahr 2008 war ein internationales Gemeinschaftsprojekt. An Bord befanden sich elf spezielle Messinstrumente. Sie stammten aus Bulgarien, Schweden, Polen, und eines kam sogar aus Deutschland, vom Max Planck Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen."
Chandrayaan-1 bestand aus einem Mutterschiff, das in der Mondumlaufbahn blieb, und aus einem Impaktor, der einen harten Aufschlag auf der Oberfläche hinlegte. Für Gurbir Singh war die Mission Anlass, ein Buch über Indiens erfolgreiches Raumfahrtprogramm zu veröffentlichen. Denn das Land, in dem er geboren wurde, plante damals schon den nächsten Coup.
"Noch bevor die erste Mission abgeschlossen war, hatte sich Indien mit Russland auf die Folgemission Chandrayaan-2 verständigt."
Ein Fehlstart verzögerte die Folgemission
Doch Raumfahrt ist brutal. Russland erlitt einen Fehlstart mit einer anderen Mission, die eigentlich zum Mars fliegen sollte. Und so stampften die Russen alle Folgeprojekte und alle internationalen Kooperationen erst einmal ein.
"Indien hat dann nach anderen Partnern Ausschau gehalten. Aber es fanden sich keine. Und so versucht es die indische Raumfahrtorganisation nun alleine. Alle drei Komponenten dieser Mission – das Mutterschiff, der Lander und der Rover – kommen diesmal komplett aus Indien."
Der Lander Vikram soll sanft auf der Mondoberfläche aufsetzen und dann einen Rover entlassen, der das Terrain um die Landestelle erkundet. Er soll mit dem Mutterschiff in der Mondumlaufbahn zusammenarbeiten.
Ein Radar soll Wasser an den Polen aufspüren
Für eines der Experimente an Bord dieses Orbiters ist Sriram Bhiravarasu vom Lunar and Planetary Science Institute im texanischen Houston verantwortlich.
"Dieses Radarinstrument soll die Menge an Wassereis auf dem Mond bestimmen. Dazu werden wir in 100 Kilometer Höhe über die Krater an beiden Polen fliegen. Die Krater liegen in ständiger Dunkelheit. Es fällt nie ein Sonnenstrahl hinein. Eis kann sich dort deswegen ewig halten. Unser Instrument soll von oben in die Krater hinein schauen. Es wird das erste Mal werden, dass eine Sonde solche Messungen aus der Umlaufbahn durchführt."
Der Rover auf der Mondoberfläche soll einen Mondtag lang die Gegend am Südpol des Mondes untersuchen, das entspricht etwa 15 Erdtagen. Dabei wird er auch dem gefrorenen Wasser dort nahe kommen – eine Premiere.
Chandrayaan-2 - eine ambitionierte Mission
Neben dem Nachweis von Wassereis soll ein Spektroskop an Bord des Rovers auch die Verteilung chemischer Elemente im Boden bestimmen. Vergleichen Wissenschaftler diese Ergebnisse später mit der Häufigkeit von Elementen wie Magnesium, Kalzium oder Titan auf der Erde, lassen sich die Modelle zur Entstehung des Mondes möglicherweise verfeinern. Alles in allem ist Chandrayaan-2 also eine ziemlich ehrgeizige Weiterentwicklung der ersten indischen Mondmission – wenn denn alles klappt.
Sriram Bhiravarasu ist optimistisch: "Wir haben diese Mission sieben Jahre lang vorbereitet. Es wird das erste Mal werden, dass Indien sich der Herausforderung von Orbiter, Lander und Rover in einer einzigen Mission stellt. Deswegen bin ich aufgeregt, und – ich gebe zu – auch ein klein wenig skeptisch."