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Raumsonde Voyager 2
Bilder vom methanblauen Planaten Neptun

Die Raumsonde Voyager 2 erfüllte am 25. August 1989, vor 25 Jahre, ihre Mission und sendete spektakuläre Messdaten vom Neptun zur Erde. Doch die Reise in die unendlichen Weiten des Alls geht weiter.

Von Mathias Schulenburg | 25.08.2014
    Das von der NASA-Raumsonde Voyager 2 am 21.8.2001 gemachte Foto zeigt den Planeten Neptun. Deutlich zu sehen sind in der Atmosphäre aus (farblosem) Wasserstoff und Helium sowie kleinen Mengen (blauem) Methan, die hellen Flecken.
    Bild der Raumsonde Voyager 2 vom Neptun (picture alliance / dpa / epa afp Nasa)
    Das Ereignis fand weltweit große Beachtung; auch die Tagesschau berichtete:
    "Die amerikanische Raumsonde Voyager 2 hat ihre letzten beiden Aufgaben im Sonnensystem erfüllt. Die Ausbeute auf der Erde: Fotos vom Neptun und seinem Mond Triton. Im NASA-Zentrum von Pasadena: Journalisten und Wissenschaftler aus aller Welt warten auf das historische Ereignis. Auf die Begegnung von Voyager 2 mit Neptun und die ersten Bilder vom Mond Triton."
    Das war am 25. August 1989 der Höhepunkt eines der erfolgreichsten Raumfahrtunternehmen aller Zeiten, des Unternehmens Voyager, das 1977 mit dem Start zweier Raumsonden, Voyager 1 und 2, begonnen hatte.
    Schwerefeld der Planeten dient als Schleuder
    Die Zwillingssonden sollten auf einer raffinierten Tour, die das Schwerefeld der besuchten Himmelskörper als eine Art Schleuder zur Weiterreise nutzte, die Riesenplaneten jenseits des Asteroidengürtels besuchen. Der Ursprung dieser Idee war bemerkenswert, sagte Edward Stone, leitender Wissenschaftler der Voyager-Mission auf einem Vortrag der NASA:
    "Die Sache kam in Gang als ein Student vom Caltech hier im Sommer arbeitete und herausfand, dass 1977 ein magisches Jahr war, in dem man mit einem Raumschiff zu den äußeren Planeten fliegen konnte. Erst Jupiter, dann Saturn, Uranus und schließlich Neptun"
    Uranus und Neptun waren allein Voyager 2 vorbehalten. Die Reise sollte zwölf Jahre dauern und von zahlreichen Missgeschicken begleitet sein, die sich aber großenteils durch nachgesendete Software und Kommandos beheben ließen. So musste ein hemmendes Stück Isolierband – oder war es ein Heftpflaster? – in einem Getriebe durch reges hin- und herbewegen zerrieben werden.
    "Zum Neptun! 30 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, 1/900 des Sonnenlichteinfalls nur. Wir rechneten bei dem bisschen Energie mit einer ziemlich langweiligen Atmosphäre. War aber nicht langweilig, da waren Flecken, auch ein großer schwarzer Fleck, der jetzt wieder weg ist. Und die heftigsten Winde im Sonnensystem."
    Bizarre Anblicke von Neptun und Triton
    Manche Wissenschaftler fühlten sich beim Anblick des Neptun an die Erde erinnert – das Methan in der Neptunatmosphäre ließ den Planeten leuchtend blau erscheinen. Und dann der Neptun-Mond Triton – gespenstisch. Am Nordpol eine Wüste aus Eis – aber nicht etwa aus Wassereis:
    "An der Polkappe, das war kein Wassereis, das war Stickstoffeis. Das ist da so kalt, 40 Grad über dem absoluten Nullpunkt, da wird selbst Stickstoff zu Eis."
    Der wohl bizarrste Anblick auf Triton: Geysire mit schwarzen Mündungen, aus denen schwarze Massen kilometerweit in die Höhe schossen um sich vom Wind verweht als schwarze Fahnen niederzuschlagen. Voyager 2 sah vier Ereignisse dieser Art.
    Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand in den Weiten des Alls der Voyagers habhaft wird, befindet sich an Bord eine vergoldete Schallplatte, auf der festgehalten ist, was uns Menschen wichtig erscheint. Auch dabei, auf fünf Aluminiumplaketten, die 5.400 Namen derer, die einmal am Voyager-Projekt beteiligt waren. Von diesem Heer sind noch zwölf Männer und Frauen mit den Sonden beschäftigt, die in einem Industriegebiet nahe Los Angeles von einem Flachbau aus, zwischen einem MacDonalds-Restaurant und einer Hundeschule gelegen, auf ihrem letzten Weg technisch begleiten. Beide Raumfahrzeuge senden noch, nach 37 Jahren, mit der Leistung eines Kühlschrankbirnchens. Und werden, Milliarden Kilometer entfernt, über Riesenantennen tatsächlich noch verstanden und in Grenzen gesteuert.
    Derzeit verlässt Voyager 2 in einem Winkel von 48 Grad zur Ebene, in der die Planeten kreisen, das Sonnensystem Richtung Sternbild Andromeda, mit einer Geschwindigkeit von 470 Millionen Kilometern pro Jahr. Trotzdem wird die Sonde erst in 40,000 Jahren einen Stern passieren, Ross 248, der von der Erde aus mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. In der Reiserichtung liegt auch, für Voyager eine Ewigkeit entfernt, das Zentrum unserer Galaxis.