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Raumsondenprojekt
Neue Mission zum Mars

In der Hoffnung, irgendwann Leben oder Lebensspuren zu finden, werden seit mehr als 50 Jahren Sonden zum Mars geschickt - bisher keine Spur von Leben weit und breit. Nun will die europäische Weltraumagentur ESA es erneut versuchen und schickt gemeinsam mit den Russen die Mission ExoMars auf die Reise.

Guido Meyer | 11.03.2016
    Für März 2016 ist der Start des ExoMars Trace Gas Orbiter (TGO) mit einem kleinen stationären Lander 'Schiaparelli' vorgesehen. Im Jahr 2018 soll dann der ExoMars Rover folgen. Beide Missionen sollen mit einer russischen Proton-Rakete gestartet werden
    Animation der ExoMars Mission (dpa/picture alliance/Esa)
    Die Flotte an Raumschiffen, die in den vergangenen fünfzig Jahren zum Mars geflogen ist, hat mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht. Mehr als dreißig Sonden haben ihn umkreist, sind auf ihm gelandet oder über seine Oberfläche gerollt. Hinzu kommen noch mehr als 20 Missionen, die auf dem Mars zerschellt sind, zu denen die Kommunikation abbrach oder die ihr Ziel erst gar nicht erreicht haben. Ergebnis dieser jahrzehntelangen Erkundung unseres Nachbarplaneten: keine Spur von Leben weit und breit. So interessant scheint der Mars also doch nicht zu sein. Oder?
    "Mars ist ja riesig. Da sind nur ein paar Sonden gelandet. Wir haben nicht genügend Statistik, um abschließend sagen zu können, dass Mars nicht interessant wäre."
    Ali Guelhan leitet die Abteilung Über- und Hyperschalltechnologien beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Dort ist in den vergangenen Jahren die Hardware für Europas kommende Mission zum Mars entwickelt und getestet worden: ExoMars.
    Start mit einer russischen Proton-Rakete
    "ExoMars sucht nach Lebensspuren. Hat es überhaupt Leben gegeben auf dem Mars? Gibt es noch Leben auf dem Mars?"
    Um diese Fragen zu beantworten, baut die europäische Weltraumagentur ESA derzeit Europas ersten Mars-Rover. Er soll in zwei Jahren über den Roten Planeten rollen. Denn die Mission ExoMars ist zweigeteilt: in einen Rover, der 2018 landen soll, und in eine Abstiegssonde, genannt ExoMars 2016. Für ihren Start läuft derzeit der Countdown in Baikonur. Denn die Abstiegssonde und ihr Mutterschiff werden mit einer russischen Proton-Rakete starten.
    "Das Hauptziel der ersten Mission ist, Demonstration der Technologie erstmal. Wenn wir erfolgreich landen, Daten sammeln und alles verstanden haben - das ist ein Riesenschritt für Europa. Europa ist noch nicht so weit wie die Amerikaner. Die haben zahlreiche Missionen gehabt. Die haben mehr Erfahrung.
    Das Mutterschiff soll sechs Jahre um den Mars kreisen
    Gelingt der Start, wird ExoMars 2016 im Oktober sein Ziel erreichen. Das Mutterschiff soll dann für mindestens sechs Jahre den Mars umkreisen. In dieser Zeit wird es seine Atmosphäre auf ihre Bestandteile hin untersuchen. Dabei steht vor allem Methan im Mittelpunkt. Dieses Gas ist rein chemisch schwer zu erzeugen. Irgendwie wird es in der Mars-Atmosphäre jedoch ständig erneuert. Dafür könnten Mikroben verantwortlich sein. Nach der Trennung vom Mutterschiff soll die Abstiegssonde dann in die Mars-Atmosphäre eintreten.
    "Es ist halt auch alleine das anspruchsvoll, diese ganzen Sequenzen hintereinander autark durchgeführt zu haben, weil man durch den Verzug an Kommunikation ja gar nicht kontrollieren kann von der Bodenstation aus, sondern das wird halt alles aufgrund von Daten, die im Flug selber gemessen werden, entsprechend ausgelöst."
    Dominik Neeb arbeitet in der Abteilung Über- und Hyperschalltechnologie beim DLR in Köln. Er hat diese automatische Landesteuerung mit entwickelt. Die Landekapsel ist benannt nach dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli, dessen Namen auch ein Krater auf dem Mars trägt. Mit fast sechs Kilometern pro Sekunde wird Schiaparelli in die Atmosphäre des Mars‘ eintreten. Danach besteht acht Minuten lang Gelegenheit zu Messungen, erklärt Ali Guelhan.
    "Die Instrumente auf dem Lander, die sind hauptsächlich da, dass man während des Eintritts Atmosphärendaten sammelt. Das ist ein Beitrag von uns, von Köln. Unsere Sensoren werden auf der Rückseite der Kapsel fliegen und Strahlung,Temperatur und Druck messen."
    Dreidimensionales Bild der Oberflächenstruktur
    Diese Daten schickt Schiaparelli an den Orbiter in der Mars-Umlaufbahn, der sie weiterleitet in Richtung Erde. Auch wird ein Radar während des Abstiegs dabei helfen, ein dreidimensionales Bild der Oberflächenstruktur des Landegebiets zu bekommen.
    "Die schicken Signale auf die Oberfläche, und die reflektierten Signale werden ausgewertet."
    Um den Hitzeschild nicht zu schwer werden zu lassen, hat sich die ESA für ein Material entschieden, dass auf Kork basiert. Ein Fallschirm und Bremstriebwerke sollen dann dafür sorgen, dass Schiaparelli einigermaßen weich auf dem Boden aufsetzt.