Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Razzia in Geldhaus
Wieder ein juristisches Problem für die Deutsche Bank

Und wieder eine Razzia bei der Deutschen Bank: Gleich an mehreren Standorten beschlagnahmten Ermittler der Staatsanwaltschaft heute Unterlagen. Der Vorwurf: Geldwäsche. Das Geldinstitut bekommt seine juristischen Probleme nicht in den Griff - und verbrennt dabei viel Geld.

Von Mischa Ehrhardt | 29.11.2018
    Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main am Abend. Viele Büros sind beleuchtet.
    Vorgänge mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro bei der Deutschen Bank stehen unter Verdacht (picture alliance / Arne Dedert)
    Konkret richtet sich Verdacht gegen zwei Mitarbeiter der Bank, aber auch gegen andere, bislang noch nicht identifizierte Verantwortliche. Dass es sich um keine Bagatelle handelt wird klar, wenn man sich das Ausmaß des mutmaßlichen Skandals vor Augen führt. Allein im Jahr 2016 seien über eine zur Deutschen Bank gehörige Gesellschaft auf den britischen Jungferninseln 900 Kunden betreut worden. Es handelt sich um ein Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro. Vorwürfe, dass Mitarbeiter der Bank bei Geldwäsche- und Geldwäscheprävention nicht immer eine reine Weste hatten, sind nicht neu. Erst im September hatte die Finanzaufsichtsbehörde BaFin einen Aufpasser nach Frankfurt geschickt - nach Angaben der Bafin ein bis dahin einmaliger Vorgang. Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:
    "Das zeigt, dass man auch von Seiten der Aufsichtsbehörde große Fragen hat, und auch große Sorgen hat. Hier muss Herr Sewing mit seinen Leuten schnell reagieren, möglicherweise auch im personellen Bereich".
    Zig Milliarden Euro an Zahlungen für Strafen und Vergleiche
    Damit ist unter anderem Sylvie Matherat gemeint, die für Aufsichtsfragen zuständige Vorständin bei der Deutschen Bank. Zuletzt war in Berichten über eine mögliche vorzeitige Ablösung spekuliert worden. Die Deutsche Bank zeigte sich in ersten Stellungnahmen überrascht. Man sei der Ansicht gewesen, den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt zu haben, sagte ein Sprecher der Bank. Man werde wie in den vergangenen Jahren auch eng mit den Behörden kooperieren. Die "Panama Papers" waren Journalisten zugespielt und im Frühjahr 2016 veröffentlicht worden. Die Unterlagen enthalten Informationen über Geschäfte mit Briefkastenfirmen in Steueroasen wie Panama. Die jüngsten Ermittlungen reihen sich ein in eine lange Liste von Skandalen, die die Bank bereits viel Geld gekostet haben: Zig Milliarden Euro an Zahlungen für Strafen und Vergleiche haben sich in den vergangenen Jahren bereits aufgetürmt.
    "Es ist erschreckend, wie viel Geld hier verbrannt wurde durch Fehlverhalten; auch durch Geschäfte mit Kunden, die unseriös waren - bis hin zu verbotenen Geschäften. Das zahlt sich für kein Kreditinstitut aus: Der Ruf leidet, es werden hohe Strafzahlungen fällig. Man kann nur für die Deutsche Bank hoffen, dass sie in diesem Fall nicht wieder auf hohe Belastungen durch Strafen zusteuert", sagt Bankenexperte Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums.
    Ein weiterer Rückfall
    Der neue Verdacht kommt für die Bank zur Unzeit. Denn die größte deutsche Bank steckt inmitten eines Konzernumbaus. Mit Amtsantritt des neues Chefs an der Spitze des Geldhauses, Christian Sewing im April dieses Jahres, hofften Beobachter wie Mitarbeiter, dass die Skandale der Vergangenheit weitgehend abgearbeitet wären. Erst kürzlich hatte sich Sylvie Matherat in dieser Richtung geäußert. Nun also ein weiterer Rückfall.
    "Wir haben über 20 Milliarden Euro an Strafen und Vergleichszahlungen verloren bei der Bank. Und wir sehen auch: Die internationale Konkurrenz fährt davon - unbehelligt von solchen Skandalen und Razzien. Und die Deutsche Bank dreht auf der Stelle und beschäftigt sich mal wieder mit sich selbst", sagt Klaus Nieding. Das sehen übrigens auch Anleger als Problem – die Aktien der Bank sind an der Börse heute die größten Verlierer im Leitindex Dax.