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Reaktion auf Datenskandal
Werbefreie Facebook-Variante in der Diskussion

Für Facebook war eine Bezahl-Variante seines Angebots bislang nie Thema. Nach dem Datenskandal scheint das soziale Netzwerk aber zumindest darüber nachzudenken. Viele Gründe sprechen jedoch gegen eine kostenpflichtige, werbefreie Version.

Von Reinhard Spiegelhauer | 11.04.2018
    Smartphone mit Facebook-Logo
    Bislang gibt es nur eine werbefinanzierte Facebook-Version (imago / Zumapress)
    Die Idee ist nicht neu, und sie stammt nicht von Mark Zuckerberg. Datenschützer haben schon vor Jahren vorgeschlagen, Facebook solle sich nicht durch Werbung, sondern durch Abogebühren finanzieren. Für Facebook war das aber nie ein Thema. Bis jetzt. Oder genauer: bis letzte Woche. Da ist Facebook Operativ-Chefin Sheryl Sandberg im NBC Interview gefragt worden, ob der User bei Facebook verhindern könne, dass seine Daten weitergegeben werden. Komplett.
    "Wir haben verschiedene opt-out Möglichkeiten, aber kein vollständiges opt-out."
    Das wäre ein Bezahlprodukt - mit der Betonung auf dem Konjunktiv. Ein konkretes Angebot gab und gibt es nicht. Fachleute haben aber schon mal durchgerechnet, wie teuer ein Werbefreier Facebook-Zugang sein müsste. Stand heute: In den USA verdient Facebook mit jedem User etwa sieben Dollar pro Monat. Ein Facebook-Abo könnte damit in den USA weniger kosten, als zum Beispiel Netflix oder Amazon Prime. Die Kosten 11 bzw 13 Dollar im Monat.
    Zuckerberg hält Werbefinanzierung für die beste Wahl
    Ja, es gibt Leute, die so etwas vorschlagen, hat Mark Zuckerberg gestern gesagt, nachdem ihn ein Senator konkret darauf angesprochen hatte: "Das sind bestimmt vernünftige Gedanken", meinte Zuckerberg, "aber am Ende ist die werbefinanzierte Variante die Beste, glaube ich".
    Eine klare Aussage, und das vor dem Hintergrund, dass rund zwei Drittel der Amerikaner keine personalisierte oder sogar gar keine Werbung sehen wollen. Andererseits: Eine - nicht repräsentative - Umfragen der "Washington Post" zeigt: sieben Dollar würde nicht mal jeder fünfte User zahlen wollen, und überhaupt bereit, direkt etwas für Facebook zahlen, das konnten sich nur 40 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen.
    Mark Zuckerberg hat offensichtlich recht, wenn er sagt, den Leuten würde es gefallen, wenn sie für einen Service nicht zahlen müssten.
    Keine Bezahlvariante in in naher Zukunft
    "Viele Menschen in der Welt könnten sich so einen Bezahlzugang auch gar nicht leisten", so Zuckerberg - und denen ermögliche das werbefinanzierte Modell erst, an der Kommunikation teilzuhaben.
    Ein Argument, dass nicht falsch ist. Wahr ist aber auch, dass Facebook-Aktien auch deshalb gefragt sind, weil Analysten glauben, dass die Werbeeinnahmen für die Firma immer gigantischer werden. So oder so - es sieht nicht so aus, als ob morgen oder in einer Woche eine Bezahlvariante von Facebook kommt.
    Und übrigens: 40 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage der Washington Post meinten, eigentlich müssten sie Geld von Facebook bekommen.