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Reaktion auf Raketenhagel
Israel startet Luftoffensive

In Nahost stehen die Zeichen auf Eskalation: Nach einem massiven Raketenbeschuss hat Israel eine Großoffensive gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen gestartet. Die israelische Armee bereitet sich auf einen möglichen Einsatz von Bodentruppen vor.

08.07.2014
    Vertretern der radikalislamischen Hamas zufolge flogen israelische Kampfflugzeuge am frühen Dienstagmorgen Dutzende Angriffe. Der israelische Militärsprecher Peter Lerner bestätigte am Dienstagmorgen die Offensive. Diese habe zwei Ziele. "Wir wollen der Hamas im Gazastreifen einen Schlag versetzen und die Raketenangriffe auf Israel verringern." Am Montag seien rund 80 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert worden. "Wir werden dem ein Ende setzen", sagte Lerner weiter. Es gebe keine zeitliche Beschränkung der Operation.
    Die Regierung erteilte am Dienstagnachmittag die Erlaubnis, 40.000 Reservesoldaten mobilisieren. Zwar gibt es dem Militär zufolge keine unmittelbaren Pläne, die Reservisten einzuberufen. Allerdings habe man so die Möglichkeit dazu, falls die Offensive ausgeweitet werden müsse.
    Auch in einer über Twitter veröffentlichten Erklärung der israelischen Armee hieß es, die "Operation Protective Edge" (hebräisch: "Zuk Eitan") habe zum Ziel, "den Terror zu stoppen, dem israelische Bürger täglich ausgesetzt" seien.
    #Hamas will not be safe as long as it continues to threaten the lives of #Israeli civilians pic.twitter.com/hIVuAQ62vw— IDF (@IDFSpokesperson) 7. Juli 2014
    Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen zerstörten israelische Kampfflugzeuge am frühen Dienstagmorgen im Süden des Gazastreifens drei Häuser von Hamas-Mitgliedern. Die dort lebenden Familien hätten zuvor Warnanrufe der israelischen Armee erhalten.
    Der bewaffnete Arm der Hamas warnte Israel umgehend vor weiteren Attacken. Angriffe auf Wohnhäuser seien eine rote Linie, schrieben die Al-Kassam-Brigaden in einer per Email verbreiteten Mitteilung. Sollte dies nicht gestoppt werden, "werden wir darauf mit einer überraschenden Ausweitung unserer Attacken reagieren".
    Anhaltender Raketenbeschuss gegen Südisrael
    Die Hamas hatte am Montagabend einen Raketenhagel auf Israel niedergehen lassen. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden.
    Die israelische Armee sprach von mehr als 40 Geschossen binnen kurzer Zeit, von denen sieben über Aschdod und fünf über Netiwot abgewehrt worden seien. 16 weitere Raketen seien in der Gegend um die Stadt Beerschewa eingeschlagen. Der bewaffnete Arm der Hamas-Organisation, die Essedine-al-Kassam-Brigaden, bekannten sich zu den Angriffen. Zahlreiche Raketen seien vom Abwehrsystem "Iron Dome" abgefangen worden. Dem Militär zufolge erfolgten am Morgen weitere Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Die Bewohner im Süden Israels wurden von der Armee aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen.
    Regierungskrise in Israel
    Am Streit über einen Militäreinsatz im Gazastreifen zerbrach am Montag ein taktisches Bündnis in der israelischen Regierungskoalition. Außenminister Avigdor Lieberman kündigte den Pakt seiner ultranationalistischen Partei Unser Haus Israel mit dem Likud-Block von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf. Die Ultranationalisten wollen nun als eigene Fraktion auftreten, nicht aber aus der Koalition aussteigen.
    (tön/el)