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Reaktionen aus Südkorea
Wut und Enttäuschung über Trumps Absage

Viele Menschen in Seoul sind sauer über die Absage des Nordkorea-Gipfels durch den US-Präsidenten. Er habe ihre Friedenshoffnungen zerstört. Auch für Sükoreas Präsident Moon Jae-in war die Nachricht ein Schock. Er hatte mit viel diplomatischem Geschick den Friedensprozess angestoßen.

Von Jürgen Hanefeld | 25.05.2018
    Menschen protestieren am 25. Mai 2018 vor der US-Botschaft in Seoul gegen der durch US-Präsident Trump abgesagten Nordkorea-Gipfel
    Menschen gehen in Seoul auf die Straße (picture alliance / dpa / MAXPPP)
    Die Menschen in Seoul sind sauer. Sie gehen auf die Straße, weil US-Präsident Trump, wie sie sagen, alle Friedenshoffnungen zerstört hat. Ein 28-jähriger Student sagt:
    "Nordkorea hat drei Amerikaner aus der Haft entlassen und gestern die Atomanlagen gesprengt. Trotzdem hat Trump den Gipfel abgesagt. Das macht uns wütend. Wir wollen, dass die USA sofort zum Dialog zurückkehren."
    Auch in Japan sind die Leute enttäuscht.
    "In letzter Zeit war die Lage doch sehr entspannt. Nordkorea hatte sein Atomprogramm gestoppt, es gab Erfolge bei den Verhandlungen. Ich bin sehr traurig, dass die Gespräche einfach abgesagt wurden."
    In seiner offiziellen Reaktion teilte Nordkorea am Morgen mit, die Aufkündigung des Termins durch US-Präsident Trump spiegele nicht - Zitat - die Wünsche der Welt wider. Dennoch sei man weiterhin bereit zu einer Lösung zu jeder Zeit und in jeder Form.
    Nordkorea reagiert gemäßigt auf Gipfel-Absage
    Für nordkoreanische Verhältnisse eine überaus gemäßigte Reaktion, die vermuten lässt, dass Machthaber Kim Jong-un weiterhin großes Interesse an einem Gipfeltreffen mit Trump hat. Nicht nur, weil es für ihn persönlich ein Erfolg wäre, auf Augenhöhe mit dem amtierenden Präsidenten der USA gezeigt zu werden. Auch weil er irgendwann die Wirtschaftssanktionen loswerden will, die sein Land knebeln.
    Deswegen hat er in jüngster Zeit einige Demütigungen erduldet, von den US-Manövern in Südkorea bis zu persönlichen Drohungen aus dem Umfeld des Präsidenten. Immer wieder hatten ihm Berater und zuletzt sogar der Vize-Präsident der "libyschen Lösung" gedroht, im Klartext: mit Mord.
    Trotzdem ließ Kim gestern noch demonstrativ ein paar Atombunker sprengen, wohl in der Gewissheit, diese Geste werde das Gipfeltreffen in Singapur in trockene Tücher bringen. Die Überraschung dürfte also echt gewesen sein, als nur wenige Minuten nach der Meldung über die gelungene Explosion Trumps Absage des Gipfels bekannt wurde.
    Südkoreanischer Präsident düpiert
    Düpiert ist auch der südkoreanische Präsident Moon Jae-in. Er war es, der mit viel diplomatischem Geschick den Friedensprozess angestoßen hatte. Noch vor zwei Tagen saß er in Washington bei Trump, offensichtlich ohne in die Pläne des Amerikaners eingeweiht zu werden. Schockiert über die abrupte Wendung ließ er heute nur mitteilen, die Abschaffung der Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel und das Durchsetzen eines dauerhaften Friedens seien historische Aufgaben, die weder aufgegeben noch verschoben werden dürften. Er wolle sich weiter um die Verbesserung der Beziehungen zum Norden bemühen.
    Die Demonstranten der südkoreanischen Frauenfriedensbewegung wollen am 12. Juni, dem Tag des nunmehr geplatzten Treffens, auf die Straße gehen. Ihre Sprecherin, Christine Ahn, erklärte:
    "Wir glauben, es ist wichtig, dass Kim und Trump zum Telefon greifen und ein neues Gipfeltreffen vereinbaren. Aber wir werden nicht darauf warten. Wir werden am 12. Juni einen weltweiten Tag des Friedens und der Solidarität mit dem koreanischen Volk veranstalten."