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Rechte Gewalt in den USA
Trump beschuldigt wieder beide Seiten

US-Präsident Donald Trump hat seine uneindeutige erste Reaktion auf die Gewalt bei der Rassisten-Kundgebung in Charlottesville verteidigt und erneut beiden Seiten die Schuld gegeben. In einer anders geplanten Pressekonferenz in New York kehrte der Präsident zu seiner ersten Einordnung zurück und verteidigt wieder Neonazis gegen Gegendemonstranten.

16.08.2017
    US-Präsident Donald Trump bei einem Pressetermin im Trump Tower in New York City am 15. August 2017
    US-Präsident Donald Trump bei einem Pressetermin im Trump Tower in New York City (AP Photo/Pablo Martinez Monsivais)
    "Es gab auf der einen Seite eine Gruppe, die schlimm war, und es gab auf der anderen Seite eine Gruppe, die ebenfalls sehr gewalttätig war", sagte Trump. Geplant war bei dem Pressetermin im Trump Tower in New York eigentlich eine Stellungnahme des Präsidenten zu eines neuen Infrastrukturprogramms in den USA. Dann aber kamen Fragen der Journalisten zur Gewalt von Charlottesville. Was folgte, war ein US-Präsident, der regelrecht wütend wurde (Video in voller Länge).
    Rückkehr zur alten Position
    Trump kehrte zu seinen ersten Positionen zurück, für die er hart kritisiert worden war. Am Samstag hatte er klare Worte gegen den Aufmarsch zahlreicher Rassisten in Charlottesville/Virginia vermissen lassen und erstmals "Gewalt von mehreren Seiten" beklagt. Ein mutmaßlicher Anhänger der Rassisten lenkte ein Auto in eine Menge von Gegendemonstranten, tötete dabei eine 32 Jahre alte Frau und verletzte 19 Menschen. Trump vermied es erneut, die Attacke mit dem Auto als Terrorismus zu bezeichnen, anders als viele Republikaner und auch sein eigener Chefankläger Jeff Sessions. "Ist das Mord? Ist das Terrorismus?" Der Fahrer des Wagens sei ein Mörder.
    Neben des Anschlags mit dem Auto kam es zu Auseinandersetzungen der Neonazis mit Gegendemonstranten. Am Vorabend der gewalttätigen Zusammenstöße waren in Charlottesville Neonazis und andere Ultrarechte durch die Stadt gezogen. Viele trugen Fackeln, hatten den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben und riefen "Tod den Juden!"
    Trump: "Sehr gute Menschen" beim Rassistenaufmarsch
    Nun sagte Trump, dass unter den Rechten "sogar sehr gute Menschen" gewesen seien. Der Aufmarsch sei im Gegensatz zur Gegendemo genehmigt gewesen, es folgten beinahe übliche "Fake News"-Beschimpfungen gegen die Medienvertreter. Trump habe damit die mühsamen Versuche seines Stabes zunichte gemacht, die Kritik mit einer neuen Stellungnahme einzufangen, wie Deutschlandfunk-Korrespondent Thilo Kößler aus den USA berichtet.
    Trump hatte sich nach erheblicher Kritik auch aus den eigenen Reihen erst am dritten Tag nach der Gewalt öffentlich von Rassisten und dem Ku-Klux-Klan distanziert. US-Medien zufolge tat Trump das widerstrebend und nur nach großem Druck enger Berater. Auch Bastian Hermisson von Heinrich-Böll-Stiftung sprach im Deutschlandfunk von einem "taktischen Rückzieher".
    Trump begründete sein Zögern damit, er habe sicher sein wollen, "dass das, was ich sage, korrekt ist". Man sage nicht sofort etwas, wenn man die Fakten nicht genau kenne. Doch genau das hatte Trump in der Vergangenheit mehrfach per Twitter getan, beispielsweise bei einem Angriff auf ein Kasino auf den Philippinen am 1. Juni, der nicht das Werk von Terroristen war.
    Neue Kritik auch aus den eigenen Reihen
    Dass Trump die Schuld auf beiden Seiten sieht, bringt ihm erneut Kritik aus der eigenen Partei ein: Der Top-Republikaner im Abgeordnetenhaus, Paul Ryan, twitterte: "Wir müssen klar sein. Die Bewegung der Weißen Vorherrschaft ist abstoßend. Diese Bigotterie geht gegen alles, wofür dieses Land steht. Es darf da keine moralische Mehrdeutigkeit geben."
    Der republikanische Senator Floridas, Marc Rubio, richtete auf Twitter direkt seine Worte an Trump: "Sie können den weißen Rassisten nicht erlauben, nur einen Teil der Schuld zu tragen. Sie unterstützen Ideen, die dieser Nation und der Welt so viel Schmerz zufügen."
    Der Kongressabgeordnete Steve Stivers drückte auf Twitter sein Unverständnis aus. "Weiße Rassisten und Neonazis sind böse und sollten nicht verteidigt werden."
    Dank vom früheren Ku-Klux-Klan-Chef
    Minuten nach Trumps Einlassungen twitterte der frühere Ku-Klux-Klan-Chef David Duke, er danke dem Präsidenten für seine Aufrichtigkeit und den Mut, die Wahrheit zu Charlottesville auszusprechen und die "Linksterroristen" in der Bewegung "Black Lives Matter" und der Antifa zu verdammen. Trump wird oft eine große Nähe zu rechtsextremen Kreisen vorgeworfen.
    Als Reaktion auf Trumps zwischenzeitliche Stellungnahme hatte Duke noch in Richtung Trump geschrieben: "Ich empfehle Ihnen einen Blick in den Spiegel und sich daran zu erinnern, dass es weiße Amerikaner waren, die sie ins Amt gebracht haben, und nicht radikale Linke." US-Medien wiesen darauf hin, dass Trumps Argumentation der rechter Talk-Radios sehr ähnlich sei. Diese Sender sind wichtig für Trumps Basis.
    (nch/ach)