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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (26)

Historikerin Katharina Kunter, Schriftsteller Bruno Preisendörfer und die buddhistische Nonne Carola Roloff kommentieren Luthers 26. These.

24.07.2017
    These 26: "Der Papst tut sehr wohl daran, dass er den Seelen nicht nach der Schlüsselgewalt, die er so gar nicht hat, sondern in Gestalt der Fürbitte Erlass gewährt."
    Katharina Kunter, Historikerin: "Der Begriff Schlüsselgewalt ist irgendwie nicht mehr so ganz selbstverständlich. Was versteht man darunter? Schlüsselgewalt des Papstes, das ist im Mittelalter die Macht der Kirche, Sünden zu vergeben - oder auch die Vergebung der Sünden zu verweigern."
    Bruno Preisendörfer, Schriftsteller: "Luther betont noch einmal, dass der Papst nicht von sich aus Strafen erlassen kann, sondern nur, indem er Fürbitten befürwortet, Fürbitten unterstützt und auf dem Weg über die Fürbitten kann es dann zum Nachlass von Sündenstrafen kommen."
    Kunter: "Heute gibt es ja auch enorm viele Reinigungsrituale der verschiedenen Art, die sagen, irgendwie mit einem Klick und wenn man das und das macht, ist die Sünde weg. Und man kann natürlich fragen, ob das wirklich gut ist."
    Carola Roloff, buddhistische Nonne: "Die Lehre des Buddha miteinander zu teilen, gilt als die beste Art der Freigiebigkeit, die man üben kann. Aus der Lehre des Buddha materiellen Profit machen zu wollen, wird tatsächlich als unheilsam erachtet. Und wie dieses Ideal in der heute so materialistischen Welt überhaupt umgesetzt werden kann, wird häufig diskutiert. Also: Alles auf freier Spendenbasis? Und ja, das ist eben ein ständiges Spannungsfeld, in dem man sich immer wieder neu positionieren muss."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern