Donnerstag, 28. März 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (46)

Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide, der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen und der Mechanikermeister Martin Luther kommentieren Luthers 46. These.

21.08.2017
    These 46: "Man muss die Christen lehren: Wenn sie nicht im Überfluss schwimmen, sind sie verpflichtet, das für ihre Haushaltung Notwendige aufzubewahren und keinesfalls für Ablässe zu vergeuden."
    Mouhanad Khorchide, islamischer Theologe: "Diese These, wenn ich sie auf den Islam übertrage, ist ein Aufruf zur Mündigkeit, Verantwortung für sich selbst. Und dass man einfach nicht dies delegiert an andere, sondern sich für das Gute, für das Gnädige selbst auch einsetzt. Sich nicht auf den Arm nehmen lässt von egal wem, auch Geistliche, die meinen, im Namen Gottes unterwegs zu sein."
    Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "In der These 46 kommt Luthers Herz für die Unterprivilegierten zum Vorschein. Nämlich dass genau die, die sich nicht intellektuell wehren können, abgezockt werden."
    Martin Luther, Mechanikermeister: "Die Kirche ist heute nur glaubwürdig, wenn sie sich um die materiellen Nöte der Menschen kümmert."
    Hirschhausen: "Als Arzt erschüttert es mich, wenn ich lese, dass die unteren 20 Prozent unserer Gesellschaft zehn Jahre kürzer leben als die Reichsten. Das heißt: Gesundheit folgt der Bildung. Und deswegen finde ich Luthers Ansatz zu sagen 'Hört auf mit dem Fachlatein' für die Mediziner heute so wichtig. Nämlich: Macht Gesundheitsbildung so, dass Menschen, die Pommes für Gemüse halten, kapieren, was Ihnen guttut und was nicht."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern