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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (48)

Der Humanist Frieder Otto Wolf, Heike Sieberns von der Evangelischen Jugend und Rabbinerin Elisa Klapheck kommentieren Luthers 48. These.

23.08.2017
    These 48: "Man muss die Christen lehren: Wie der Papst es stärker braucht, so wünscht er sich beim Gewähren von Ablässen lieber für sich ein frommes Gebet als bereitwillig gezahltes Geld."
    Frieder Otto Wolf, Humanist: "Hier wird natürlich jetzt der Kampf Luthers gegen die Papstkirche angesprochen. Der Papst braucht eben nicht wirklich - also theologisch -das Geld, das er einsammelt. Was er braucht ist die Fürbitte der Christen für ihn als Papst, weil er eben sich auf einem Irrweg befindet. Da ist natürlich die Frage: Wer befindet sich hier auf einem Irrweg? Da ist es nicht so evident, dass Luther die Wahrheit und der Papst den Irrweg vertritt."
    Heike Sieberns, Evangelische Jugend: "Unsere Beziehung zu Gott ist nicht daran zu messen, was für andere sichtbar ist. Zum Beispiel, wie oft wir auf Kirchenbänken sitzen, wie laut wir die Lieder mitsingen oder an wie vielen Projekten wir gerade mitarbeiten. Für die einen steht Gott im Vordergrund und ist wie ein Ansprechpartner. Für die anderen ist Gott der Background. Etwas, das sich hinter den Dingen verbirgt. So ähnlich wie der Bass in der Musik. Wenn er da ist, bemerkt es fast niemand, da er den Klang abrundet. Fällt der Bass allerdings weg, fehlt etwas. Aber nicht allen ist klar, was da eigentlich gerade fehlt."
    Elisa Klapheck, Rabbinerin: "In der Tat: Beten ist besser als bezahlen. Aber vielleicht wäre auch konkretes Zurechtweisen gut; dass man die Probleme ausspricht. In diesem Fall gefällt mir Luther besser als derjenige, der die Thesen angeschlagen hat und die Probleme ausgesprochen hat. Er hat ja auch nicht nur gebetet."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern