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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (54)

Die Rabbinerin Elisa Klapheck, der Humanist Frieder Otto Wolf und die katholische Theologin Johanna Rahner kommentieren Luthers 54. These.

31.08.2017
    These 54: "Unrecht geschieht dem Wort Gottes, wenn in ein und derselben Predigt den Ablässen gleichviel oder längere Zeit gewidmet wird wie ihm selbst."
    Elisa Klapheck, Rabbinerin: "Ja, das kenne ich auch aus Synagogen, dass die Rabbiner die Leute auffordern, Mitglied zu werden, zu spenden, und das kann einen Teil der Predigt einnehmen. Hier gebe ich Luther recht. "
    Frieder Otto Wolf, Humanist: "Das ist jetzt Luthers Polemik gegen die zeitgenössische Praxis der Ablasspropaganda in der Kirche. Die Frage ist natürlich: Was heißt das? Welche Zeit wird Gott gewidmet, welche Zeit wird irgendwelchen kirchlichen Maßnahmen gewidmet? Ich denke schon, in einer Predigt kann man nicht nur von Gott reden, sondern man muss auch von dem reden, was die Menschen bewegt, was die Kirche tun will und so weiter und so fort."
    Johanna Rahner, katholische Theologin: "Man merkt der These Luthers Ärger an. Auch darüber, dass Marktschreier wie Tetzel bei den Leuten so viel Erfolg haben und auch noch durch die Bischöfe unterstützt werden. Über die falsche Zuversicht der Ablassprediger klagt und beklagt sich indes nicht nur Luther. Auch Erasmus hält das Ganze für ein Thema, um das gestritten werden muss. Und er sieht die besseren Argumente bei Luther."
    Wolf: "Also von da aus scheint mir das ein etwas merkwürdiges Verständnis von Predigt zu sein, ein dogmatisch verengtes Verständnis von Predigt, dass es eben nur um die Rede von Gott ginge."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern