Donnerstag, 25. April 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (55)

Die Historikerin Katharina Kunter,der Mechanikermeister Martin Luther und die Fernsehjournalistin Gundula Gause kommentieren Luthers 55. These.

01.09.2017
    These 55: "Meinung des Papstes ist unbedingt: Wenn Ablässe, was das Geringste ist, mit einer Glocke, einer Prozession und einem Gottesdienst gefeiert werden, dann muss das Evangelium, das das Höchste ist, mit hundert Glocken, hundert Prozessionen, hundert Gottesdiensten gepredigt werden."
    Katharina Kunter, Historikerin: "Als ich die These gelesen habe, fühlte ich mich eigentlich gleich so an ein großes Glockenbrausen zu Weihnachten oder zu Neujahr erinnert. Aber das – und jetzt ist eigentlich das Tolle – kannte Luther noch gar nicht. Im Mittelalter wurde immer nur eine einzelne Glocke geläutet. Und das finde ich das Tolle an dieser These, dass man es hier eigentlich mit einer Imagination des brausenden Evangeliums von Luther zu tun hat, obwohl er eigentlich in der Zeit selber nur das einzelne Glockenläuten kannte."
    Martin Luther, Mechanikermeister: "Das Evangelium soll immer im Zentrum allen kirchlichen Handelns stehen. Auch die Kirche soll all ihr Handeln immer daran prüfen."
    Gundula Gause, Fernsehjournalistin: "Das Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes ist für Martin Luther viel wichtiger als jeder Ablass. Die Liebe Gottes lässt sich nicht erkaufen, sondern ist einfach da. Jeder Mensch kann sich ihr zuwenden, und braucht dann keine Ablässe mehr."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern