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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (58)

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, die Rabbinerin Elisa Klapheck und der Fernsehjournalist Peter Hahne kommentieren Luthers 58. These.

06.09.2017
    These 58: "Die Schätze der Kirche sind auch die Verdienste Christi und der Heiligen; denn sie wirken ohne Papst immer Gnade für den inneren Menschen, aber Kreuz, Tod und Hölle für den äußeren."
    Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker: "Die Verdienste Christi und der Heiligen wirken sozusagen unmittelbar und jederzeit, ohne dass der Papst selbst diese Wirkung überhaupt erst in Kraft zu setzen hätte. Sie wirken allerdings nicht, indem sozusagen der Begnadete mit frohmachenden Gütern überschüttet wird, sondern in der Form, dass er 'Kreuz, Hölle und Tod' zu erleiden hat. Der Weg des Christen ist also der Weg der Nachfolge Christi, und das heißt: der Weg des Kreuzes."
    Elisa Klapheck, Rabbinerin: "Das ist schön formuliert. Dass der innere Mensch Gnade empfindet in seiner Beziehung zu Gott, kann ich nachvollziehen. 'Kreuz, Tod, Hölle', das sind natürlich sehr drastische Beschreibungen, wo wahrscheinlich auch viele Katholiken nicht unbedingt so mitgehen, vor allen Dingen, wenn das zu plastisch dargestellt ist."
    Peter Hahne, Fernsehjournalist: "Immer wieder betont das Luther ja in seinen Thesen, diese zwei Seiten der Ablassbriefe. Also besser: der Ablassgelder. Also Bargeld sollte in die Kasse, das ist wieder ganz modern. Da wurde ja gedroht, dass man unbedingt Geld springen lassen sollte, um seine Seele aus dem Fegefeuer zu retten. Wer von dieser Botschaft Heilung des inneren Menschen erwartet, wird sich wundern: Laut Luther erntet er nämlich das genaue Gegenteil."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern