Donnerstag, 25. April 2024

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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (81)

Der Psychologe Borwin Bandelow, die Schriftstellerin Julia Franck und der Mechanikermeister Martin Luther kommentieren Martin Luthers 81. These.

10.10.2017
    These 81: "Die unverfrorene Ablassverkündigung führt dazu, dass es selbst für gelehrte Männer nicht leicht ist, die Achtung gegenüber dem Papst wiederherzustellen angesichts der Anschuldigungen oder der gewiss scharfsinnigen Fragen der Laien."
    Borwin Bandelow, Psychologe: "Alle schauen natürlich zum Papst auf, aber wenn es so schwierig ist, diese Ablassverkündigungen des Papstes zu erklären, dann verliert eben der Papst deutlich an Achtung, weil auch jeder Laie merkt, dass da irgendetwas faul ist."
    Julia Franck, Schriftstellerin: "Natürlich wendet sich Luther hier gegen die Schröpfung und die Ausbeutung der Armen, die deshalb nicht ärmerer geistiger Verfassung sind und auch nicht schlechtere Gläubige."
    Martin Luther, Mechanikermeister: "Wenn die Kirche sich ehrlich bemüht, auf die großen Fragen der Menschen Antwort zu geben und dabei auf die hohlen Phrasen verzichtet, dann erfährt sie viel Respekt."
    Franck: "Tatsächlich ist natürlich sein Ekel gegenüber dem Prunk und Protz, mit dem der Papst den Petersdom wiederaufgebaut hat, hier unüberhörbar. Aber das, was der Papst dort nicht nur sich, sondern letztlich allen Gläubigen auch zugänglich an Schönheit ausgestellt hat, macht einen unfassbaren Eindruck. Da geht es tatsächlich um menschliche Qualitäten, die sich meines Erachtens in jeder Religion und in jeder Kultur finden."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern