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Regierungsbildung und Leistungssport
Warten auf die Reform

Die Leistungssportreform ist beschlossen, doch ihre Umsetzung lässt auf sich warten. Die verzögerte Regierungsbildung in Berlin trifft auch den Spitzensport. Dabei verspricht sich DOSB-Präsident Hörmann davon langfristige Erfolge.

Von Frank Hollmann | 14.02.2018
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (r, CDU) spricht während einer Pressekonferenz mit Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Pyeongchang (Südkorea).
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (r, CDU) spricht während einer Pressekonferenz mit Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Pyeongchang (Südkorea). (picture alliance)
    Noch immer warten die Verbände auf die Mittel. Warten, dass sie die angestrebte Leistungssportreform endlich umsetzen können, sagt Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes: "Völlig unbenommen der Frage, wieviele Medaillen mehr oder weniger es in Rio gab oder hier in Pyeongchang gibt. Das, was wir mit der Leistungssportreform tun wollen und werden, wird mittel- und langfristig im Acht-, Zwölf oder Sechzehn-Jahres-Abstand wirken - also in Olympiaden durchdekliniert."
    De Maizière: "Deutschland muss sich anstrengen"
    Denn die Konkurrenz wird härter. Thomas de Maizière, der scheidende Sportminister, sieht in Sachen Sportförderung beispielsweise Kanada und Großbritannien als Vorbild, zwei Länder, die in diesem Jahrzehnt Olympische Spiele bereits ausrichteten. Nun folgen Südkorea, Japan und China.
    "Ist ja nicht nur im Sport so. Der Standort Deutschland sieht sich doch einem ganz anderen Wettbewerb ausgesetzt als in der 50er oder 60er Jahren", sagt de Maizière bei einem Besuch in Pyeongchang. "Gucken Sie mal, wer heute zur G20 kommt. Wo große Wertschöpfungszentren in der Welt sind. Wo technische Entwicklungen sind. Das bedeutet, Deutschland insgesamt muss sich anstrengen, gut zu bleiben."
    Kritik am Schulsport
    Auch Andreas Bauer strengt sich an. Der Skisprung-Bundestrainer arbeitet seit dreieinhalb Jahren in der Trainerkommission des DOSB, gibt sein Wissen auch an Jugendtrainer weiter. "Wir müssen heutzutage um jedes Talent werben. Wenn ich an meine Jugendzeit zurückdenke, da gab's im Winter Skifahren, Skispringen und im Sommer Fußball", sagt Bauer. "Heutzutage hat man viele andere Ablenkungen. Und da müssen wir auch Konzepte haben: Wie kommen wir an die Jugendlichen ran?"
    Internet und Spielkonsolen sind heute die Konkurrenten - und der Fußball. DFB, Landesverbände und Vereine locken Tausende, Talente, die anderen Sportarten fehlen. "Für mich eine Katastrophe ist der Schulsport bei uns in Deutschland", sagt Bauer. "Wir haben jetzt in Bayern glaub ich noch zwei Schulstunden. Selbst meine beiden Söhne, wenn ich mit denen ans Turnreck gehe, die können keinen Felgaufschwung mehr. Das hab ich früher noch alles gelernt in der Schule."
    De Maizière sieht die Bildungseinrichtungen in der Pflicht
    Auch Thomas de Maizière sieht die Bildungseinrichtungen in der Pflicht, die Länder bei der Talentsichtung in den Schulen, die Universitäten für eine stärkere Zusammenarbeit beispielsweise auch bei der Materialentwicklung für den Spitzensport. Für all das sollen jetzt - in einer neuen Regierung - die nötigen Mittel fließen. "Ich freu mich sehr, dass wir uns im Koalitionsvertrag darauf verständigt haben, dass wir diese Reform des Leistungssport umsetzen und dafür auch deutlich mehr Mittel bereitstellen wollen. Und ich hoffe und denke, dass das dann auch geschieht", sagt de Maizière.