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Regionalliga-Reform
Vier statt drei Aufsteiger

Der DFB hat eine Regionalliga-Reform beschlossen - nach langem Ringen und nur für die nächsten zwei Jahre: Nun sollen nicht mehr drei Aufsteiger aus fünf Regionalligameistern und dem Zweiten der Regionalliga Südwest ermittelt werden, sondern vier - in einem komplizierten Verfahren.

Von Jessica Sturmberg | 09.12.2017
    Der 1. FC Lok Leipzig und die BSG Chemie Leipzig im Derby in der Regionalliga Nordost 2017/2018.
    Bis 2019 soll eine Arbeitsgruppe eine endgültige Regionalliga-Reform erarbeiten. (imago sportfotodienst)
    Meister müssen aufsteigen - das hatten Fans in den Regionalligen immer wieder lautstark gefordert. Im letzten Sommer war diese Forderung so laut und unmissverständlich, der Frust auf den DFB so groß geworden, dass man dort fühlte, jetzt muss eine schnelle Lösung her, gab Präsident Reinhard Grindel zu: "Wir waren uns unter den Amateurvertretern im Präsidium nicht zuletzt angesichts der kommenden Aufstiegsspiele am Ende der Saison einig, dass wir ein Signal setzen müssen, dass wir die Kritik verstanden haben und handeln wollen, dass wir eben nicht Betonköpfe sind, die nicht aufnehmen, was an Kritik aus den Amateurvereinen, aus den Regionalligen da ist."
    Neu - aber nicht einfacher
    Nach viel Diskussion war am Nachmittag vor dem DFB-Bundestag dann auch eine Lösung für die kommenden beiden Spielzeiten gefunden, die mehrheitlich angenommen wurde: Demnach steht ein fester Aufstiegsplatz dem Meister der Regionalliga Südwest zu. In der nächsten Saison soll zudem die Regionalliga Nordost einen festen Platz bekommen, von den anderen drei Regionalligen wird eine ausgelost, die ebenfalls einen festen Aufstiegsplatz bekommt. Die beiden verbleibenden Regionalligen müssen eine Relegation um den vierten Aufstiegsplatz ausspielen.
    "Was ich an dem ganzen Konstrukt das Wildeste finde: Über ein Losverfahren jemandem zu sagen, ob er aufsteigt oder nicht und dass am Ende dann noch zwei gegeneinander spielen müssen", sagt Timm Golley, Spieler von Viktoria Köln, im Juni hauchdünn in der Aufstiegsrelegation gescheitert. Jetzt auch wieder ganz vorn in der Tabelle der Regionalliga West.
    Stephan Küsters: "Ich find das einen Witz"
    Sein sportlicher Leiter Stephan Küsters versteht vor allem nicht daran: "Letztendlich war der Südwesten immer bevorzugt, jetzt darf der Meister von denen auch wieder aufsteigen, damit sie nicht benachteiligt werden - wir im Westen haben jetzt mal überhaupt keinen Vorteil. Ich kann das auch einfach nicht akzeptieren, ich find das einfach einen Witz."
    Und auch der Präsident von Rot-Weiß Oberhausen, Hajo Sommers, fand deutliche Worte: "Wir ziehen ein Los? Nein. Never ever. Da muss man sich echt überlegen, ob der DFB die vierte Liga überhaupt noch ernst nimmt und ich sag: Nein, nimmt er nicht mehr."
    Der Präsident des Brandenburgischen Landesverbandes, Siegfried Kirschen sieht das anders, er sagte dem Rundfunk Berlin Brandenburg: "Wir haben bis zur letzten Minute darum gerungen und am Ende ist es uns gelungen, gleichberechtigt eine faire Lösung für alle Regionalverbände zu erreichen."
    Claus-Dieter Wollitz: "Zumindest ein Anfang"
    Sein Brandenburgischer Landesverband nimmt an der Regionalliga Nordost teil. Die erhält zumindest in der kommenden Saison einen festen Aufstiegsplatz, muss diesen dann aber in der Spielzeit 2019/2020 zu Gunsten einem der beiden Losverlierer wieder abgeben. Letztlich werden über die beiden kommenden Spielzeiten hinweg alle Regionalligen mit Ausnahme von Südwest einmal einen festen Platz haben und einmal eine Relegation spielen. Gelost wird also nur einmal.
    In der Regionalliga Nordost führt derzeit mit stolzen 17 Punkten Vorsprung Energie Cottbus, dessen Trainer Claus-Dieter Wollitz findet: "In zu viel Euphorie möchte ich da persönlich nicht verfallen, aber ich möchte auch nicht verneinen, dass das zumindest mal ein Anfang ist, wo es vielleicht in die richtige Richtung gehen könnte.
    Langfristig soll Regionalliga viergleisig werden
    Das grundlegende, strukturelle Problem - dieser Flaschenhals zwischen der eingleisigen dritten und fünfgleisigen vierten Liga - ist damit noch nicht gelöst, das ist auch DFB-Vizepräsident Rainer Koch klar: "Mit einer Zwischenlösung können wir selbstverständlich noch nicht zufrieden sein. Wir sind auch nicht zufrieden. Aber wir haben die von allen als völlig unbefriedigend empfundene Aufstiegsrelegation für alle Regionalligen mit der erarbeiteten Zwischenlösung nunmehr deutlich verbessert und wir haben - und das ist vielleicht noch wichtiger - jetzt auch einen Konsens zum weiteren Vorgehen."
    Der sieht so aus, dass eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von seinem Kollegen, DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, bis zum Sommer 2019 ein Konzept für eine nur noch viergleisige Regionalliga erarbeiten soll. Mit einbezogen werden dann neben den Regionalligisten auch die dritte und die fünfte Liga, die Oberliga. Denn die Veränderungen werden dann auch dort zu spüren sein. Schließlich wird eine Verknappung auf vier Ligen sicherlich mit weniger Viertliga-Clubs einhergehen. Koch stellte zudem auch klar: "Ausdrücklich nicht enthalten ist im Arbeitsauftrag eine Diskussion zu einer zweigleisigen vierten Liga oder zu einer Rückkehr zu einer dreigleisigen vierten Liga. Dies ist ausdrücklich nicht gewollt."
    Ausdrücklich gewollt ist aber, dass es dann klare Verhältnisse gibt: Vier Absteiger, vier Aufsteiger.