Freitag, 19. April 2024

Archiv

Regionalverkehr
In Hamburg fahren die Züge pünktlich, Bremen fährt hinterher

Im Vergleich zum Fernverkehr ist der Regionalverkehr deutlich pünktlicher: 2018 fuhren im bundesweiten Durchschnitt gut 94 Prozent der Regionalzüge der Deutschen Bahn ohne Verspätung. Doch es gibt regionale Unterschiede: Bremen belegt bei der Pünktlichkeit den letzten Platz. Zufrieden ist man bei der Bahn damit aber noch nicht.

Von Anja Nehls | 15.04.2019
Luftaufnahme mehrerer roter Regionalzüge der Deutschen Bahn.
In Hamburg sind fast alle Regionalzüge pünktlich, in Bremen sind es dagegen rund 86 Prozent. (dpa / Jens Wolf)
12,7 Millionen Menschen fahren jeden Tag mit dem Zug. Während im Fernverkehr im vergangenen Jahr jeder vierte Zug zu spät kam, sieht es im Regionalverkehr schon wegen der kürzeren Strecken besser aus. Regional bestehen jedoch Unterschiede. In Hamburg waren sogar knapp 98 Prozent der Züge pünktlich, nur knapp dahinter, an zweiter Stelle im Bundesländervergleich liegt Berlin. In beiden Fällen werden allerdings die S-Bahnen miteinbezogen und sorgen für vergleichsweise bessere statistische Werte. In Berlin sind die Fahrgäste der Regionalbahn aber zufrieden:
"Also ich fahre oft mit dem Regional 1 und der fährt eigentlich sehr pünktlich immer, von Potsdam nach Berlin oder auch weiter" – "Es kann schon mal vorkommen, dass man zehn, 15 Minuten Verspätung hat, aber im Allgemeinen relativ pünktlich."
Investitionsstau über mehr als 20 Jahre
Am schlechtesten schnitt Bremen mit nur 86 Prozent fahrplanmäßigen Regionalzügen ab. 2018 waren im bundesweiten Durchschnitt gut 94 Prozent der Regionalzüge der Deutschen Bahn pünktlich, das waren etwas weniger als im Vorjahr. Zufrieden sei man mit der Situation sowohl im Fern-, als auch im Regionalverkehr noch nicht, sagt Ronald Pofalla von der Deutschen Bahn AG. Es müsse mehr Geld in den Streckenausbau fließen und da könne die Bahn eben nur so viel investieren wie ihr Mittel zur Verfügung gestellt würden: "Weil sie am Ende ja staatlich finanziert ist mit Blick auf die Investitionen. Da haben wir Investitionshochläufe, in diesem Jahr 10,7 Milliarden Euro, aber das Geld reicht nach wie vor nicht aus, um den Rückstau der Investitionen, der sich über 20, 25 Jahre aufgebaut hat, abzubauen."
Jahrzehntelang habe die Politik mit dem vorrangigen Ausbau des Straßenverkehrs falsche Schwerpunkte gesetzt, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Er fordert jetzt klare Signale: "Mehr Geld für die Schiene, kontinuierliches Geld für die Schiene, vor allem auch die Rahmenbedingungen korrigieren. Es kann ja nicht sein, dass die Bahn Energiesteuern zahlt, der Flieger nicht, dass internationale Fahrkarten im Flugverkehr Mehrwertsteuer frei sind, im Bahnverkehr mit Mehrwertsteuer belastet werden."
Bahn will Mittel für "Kunden-schonendes Bauen"
Teure Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 und die Vorzeigestrecke Berlin – München hätten zu viel Geld verschlungen, das der Bahn jetzt an andere Stelle fehle, so Naumann. Ronald Pofalla setzt bei der Bewältigung des Verspätungsproblems vor allem auf das neue Lagezentrum Bau, das jetzt schon erfolgreich dafür sorge, dass durch Instandhaltungs- und Ausbaumaßnahmen nicht noch zusätzliche Verspätungen entstünden. Sogenanntes "Kunden-schonendes" Bauen müsse von der Bundesregierung unterstützt werden:
"Das ist ein teureres Bauen, weil wir stärker an Wochenende in der Nacht bauen, weil wir mit mehr Maschinen und mit mehr Menschen, die dort an den Baustellen arbeiten, versuchen die Baustellen in einem kürzeren Zeitraum zu bewältigen."
Und das soll den Fahrgästen zu Gute kommen. Dieser Schweizer ist von der Deutschen Bahn dennoch wenig überzeugt: "In Deutschland ist immer eine Zitterpartie, da sagt man immer hoffentlich klappt es mit den Anschlüssen, aber in der Schweiz ist es ein bisschen zuverlässiger. Und wenn sie ganz toll Zug fahren wollen, dann gehen sie nach Japan, die sind auf die Sekunde pünktlich." In der Schweiz werden pro Einwohner und Jahr allerdings 300 Euro für den Bahnverkehr ausgegeben, in Deutschland circa 70 Euro.