Dienstag, 16. April 2024

Archiv


Reise durch die Mediengeschichte

Aus dem einstigen Zeitungsmuseum in Aachen, das aus dem Fundus einer Privatsammlung entstanden ist und schon seit Jahren brachlag, ist ein modernes interaktives Museum über die Entwicklung der Medien geworden.

Von Bettina Köster | 09.07.2011
    Die Bilder laufen in rasender Geschwindigkeit über eine riesige Leinwand. Von der Buschtrommel über den Nachrichtenticker bis zum Smartphone. Eine schnelle Reise durch die Mediengeschichte empfängt die Besucher der Ausstellung. Und auf kleinen Bildschirmen können sie mehr über die Rolle von Journalisten erfahren.

    "Der Journalist spielt im massenmedialen Kommunikationsprozess eine wichtige Rolle, denn er ist es, der die Auswahl der Nachrichten trifft, die recherchiert, aufbereitet und schließlich veröffentlicht werden, diese Funktion nennt man auch Gatekeeper."

    Journalisten filtern Informationen und bekommen damit Macht, sofern sie für Massenmedien arbeiten. Und die Geschichte der Massenmedien beginnt mit der Entwicklung der Zeitung. 1605 erschien die erste deutsche Zeitung, heißt es auf einem Stammbaum über das Papier, der an einer der Ausstellungswände hängt. Damals entschloss sich der Nachrichtenhändler Johann Carolus, seine handschriftlichen Zusammenfassungen des politischen Geschehens regelmäßig zu drucken.

    Die Originale sind im Museum zwar nicht mehr zu sehen, aber dafür viele andere historische Titelblätter. Wenn man die Schubladen einer Holztruhe öffnet, kann man sie unter Plexiglas lesen. Natürlich wird nur ein kleiner Teil der rund 200.000 Zeitungen, die im Archiv des Museums sind, gezeigt. Der Museumsdirektor Andreas Düspohl.

    "Die ursprünglichen Kriterien des Sammlers waren es Erst- Letzt- und Sonderausgaben zu sammeln sowie der Versuch möglichst aus allen Ländern der Welt und von allen Zeitungen Exemplare zu bekommen und es gibt ja auch aktuell wieder Zeitungen, die diese Kriterien erfüllen. Sonntag wird zum letzten Mal die News of the World aufgelegt wegen des Skandals bei Murdoch und die werden wir dann natürlich auch in unser Archiv übernehmen."

    Einen Überblick über die Zeitungsveröffentlichungen in der ganzen Welt bietet ein großer interaktiver Flachbildschirm. Legt man seine Hand beispielsweise auf Nordamerika, so wird eine Titelseite der New York Times gezeigt. Und auf dem Nachbarbildschirm gibt es noch mal einen visuellen Ausflug in die Zeitungs- und Bildungsvergangenheit.

    "Man hat eingangs dieses Bild gesehen von der Tischgesellschaft bei Emanuel Kant, wo dann wirklich Geistesgrößen da zusammengesessen haben und so Fragen nachgegangen sind, wie kann man die Bildung des Volkes verbessern, auf der anderen Seite hat es zu damaligen Zeiten Menschen gegeben, die sich einfach keine Zeitung leisten konnten, weil das wirklich wahnsinnig teuer war, das war ein handgeschöpftes Papierprodukt, das von Hand bedruckt wurde und von Hand transportiert wurde und das war fast nicht finanzierbar und deswegen haben sich Menschen zusammen geschlossen und haben die dann zusammen durchgelesen und dann darüber gesprochen."

    Im Nachbarraum blenden Paparazzikameras den Besucher und lassen ihn für einige Momente selbst erfahren, welchem Blitzgewitter so manche berühmte Persönlichkeit in unserer Medienwelt ausgesetzt ist. Dass Zeitungen trotzdem deren Rechte auf Privatsphäre einhalten sollen, darauf weisen die Regeln des Presserats hin, die an einer der Ausstellungswände geschrieben sind. Zum Beispiel: Du sollst Deine Fehler richtigstellen!

    In einem sogenannten Chaosei, in das sich der Besucher setzen kann, wird ihm schließlich auf einem Bildschirm mit bunten Lichtern simuliert, wie sein Hirn dem Informationsüberfluss ausgeliefert ist. - Und welche Zukunftschance hat in dieser Informationsgesellschaft dann noch die Zeitung? Mister Spok, der überlebensgroß von einer Leinwand schaut, kann keine Antwort geben. Dafür aber die Journalisten Kai Diekmann und Sonja Mikich, die den Besucher auf kleinen Bildschirmen ansprechen.

    "Es ist ein faszinierendes Medium und deswegen bin ich fest davon überzeugt, dass es zwar weniger Zeitungen geben wird, dass aber besondere Zeitungen, Zeitungen, die ein Alleinstellungsmerkmal haben, noch lange, lange erfolgreich sein werden. Ich glaube ja an eine friedliche Koexistenz von Papier und elektronischem Bit. Ich glaube auch, dass es immer noch sehr viele Menschen gibt, die dieses Haptische mögen und sie können mit einem iPad einfach nicht rascheln."